Medienkompetenz in der Politik

Nachdem mittlerweile das Schlagwort „Kompetenz“ gefühlt ja ohnehin für so ziemlich jede Lebens- bzw. Problemlage verwendet wird, verwundert es auch nicht, dass auch die „Medienkompetenz“ immer mehr an Bedeutung gewinnt. So viel Bedeutung zumindest, dass sich heute die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft in ihrer fünften Sitzung damit beschäftigt hat. In einem Livestream konnte man der öffentlichen Sitzung folgen und in der einleitenden Diskussion bestand eigentlich fraktionsübergreifend Konsens, dass es auf allen gesellschaftlichen Ebenen einen Bedarf an einer Förderung von Medienkompetenz gibt. Dieter Baacke hat mit seiner mittlerweile zum Klassiker avancierten Definition von Medienkompetenz einen Rahmen geschaffen, der mehrheitlich anerkannt ist, aber im Zeitalter von Intenet und Co. durchaus eines Updates bedürfte.

Wichtig in der Diskussion fand ich, dass mehrfach betont wurde, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht nur eine Aufgabe der Schule sei, weil auch die Zielgruppen nicht nur Kinder und Jugendliche sind. Medienkompetenz ist zu sehen als Lebensaufgabe vom Kindergarten bis zur Rente. Gerade bei den vermittelnden Instanzen (Lehrern, Eltern,..) ist es wichtig, solide Kenntnisse zu schaffen, die sie weitergeben können.

Prof. Dr. Ring sprach von einer „gesellschaftlichen Gesamtverantwortung“ und wies darauf hin, dass Jugendschutz nicht mit Medienkompetenz gleichzusetzen ist. Finde ich auch, es wundert mich, dass man dies überhaupt erwähnen muss. Aber offensichtlich herrscht(e) die Auffassung, dass ein kritischer jugendlicher Medienkonsument auch gleichzeitig vor nicht altersgerechten Inhalten im Netz geschützt ist.

Die Projektgruppe „Medienkompetenz“ wurde jedenfalls beschlossen und eingerichtet – nicht ohne eine Diskussion über den Namen, der nach Auffassung eines Abgeordneten doch eher „Netzkompetenz“ lauten sollte. Ich glaube der Name ist eher zweitrangig, wichtig ist, dass etwas gemacht wird. Hinsichtlich der Aufgaben, wurde vorgeschlagen, doch überhaupt einmal zu sondieren, welche Angebote es denn gibt und welche davon auch qualitativen Ansprüchen genügen. Dass Angebote bestehen ist ja unstrittig, die Frage ist, wie man diese Dinge koordinieren und strukturieren kann und durch Zusammenarbeit Synergien schafft. Auch die unklare Rechtslage (z.B. im Hinblick auf das Urheberrecht) wurde als ein zu diskutierender Aspekt angesprochen.

Sind wir gespannt, was sich die Projektgruppe einfallen lässt. Prinzipiell ist es zu unterstützen, dass dieses Thema auch politisches Gehör findet. Die Diskussion ließ zumindest hoffen, dass sich Leute in der Kommission befinden, die aus Überzeugung an die Sache herangehen und auch an einer tatsächlichen (zeitnahen) Realisierung der Ergebnisse interessiert sind.

Ich glaube, mein Schwein pfeift!

Am Samstag war ich auf einer Hochzeit. Die war in zweifacher Hinsicht besonders: Zum einen, weil es eine sehr wichtige Person war, die geheiratet hat, zum anderen, weil es eine Mittelalterhochzeit war. Das Brautpaar hatte einen Wunsch: Alle sollen in mittelalterlicher Gewandung kommen und auf einer Burg standesgemäß Hochzeit feiern. Dieses Ereignis war wunderbar geeignet, um ein bisschen Feldforschung zu betreiben. Die Hochzeitsgesellschaft hat in ihren Kostümen definitiv für Furore gesorgt. Ganze Touristenschwärme haben angehalten und wie wild fotografiert, weil sie wohl dachten, wir gehören irgendwie zum Burginventar. Dabei war es schön zu beobachten, wie die Gruppe sich über die Kleidung sofort als Einheit definierte. Alle geladenen Gäste waren der Aufforderung nach Kostümierung nachgekommen – fast alle. Diejenigen, die es nicht getan hatten, fielen sofort auf und wurden kritisch beäugt und waren irgendwie nicht Teil des Ganzen. Betrachtet man das mal aus einem soziologischen Blickwinkel, ist das eigentlich schon kurios, wie viel Wert auf Kleidung gelegt wird und welche Konsequenzen diese u.U. für die Anerkennung in der Gesellschaft haben kann.

Eine weitere Beobachtung, die ich auf der Hochzeit machen konnte, war die Entstehung und die Verbreitung von Nachrichten. Kurzer Hintergrund: Zum Essen gab es u.a. Spanferkel. Die „aaahs“ und „oohs“ der Gäste beim Anblick der sich drehenden Sau bei der Ankunft auf der Burg ließen ahnen, dass das wohl gut ankommen würde. Irgendwann kam der Vater des Bräutigams zur Braut und zu mir und sagte, dass „es ein Problem gibt“. Das Spanferkel ist gestohlen worden. Entsetztes Gesicht bei der Braut (von mir weniger, aber mir war das Schwein weniger wichtig 😉 ). Dann wurde der Bräutigam benachrichtigt, dem man dabei zusehen konnte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Plötzlich kam Bewegung in die Masse. Wie ein Lauffeuer sprang die Nachricht der geklauten Hauptspeise von Tisch zu Tisch. Bräutigam und Entourage machten sich auf den Weg, um das Schwein wiederzufinden. Ich habe tatsächlich die Wichtigkeit des Schweines für das Glück der Anwesenden unterschätzt: Wie auf einmal ein Raunen durch den Saal ging und welche Dinge auf einmal erzählt wurden: Ich habe spontan gelernt, dass im Mittelalter immer das Schwein als Gag gestohlen wurde. Das mit der Braut kam erst später. Hätte man doch wissen müssen! Und jetzt ist das Schwein weg. Auch diese  Nachricht war binnen kürzester Zeit an alle Tische getragen. Nachdem bereits fünf Leute mit mir in Verhandlungen über meine vegetarische Hauptspeise getreten waren, kam dann endlich die Erlösung: Alles nur ein Gerücht. Geschickt vom Vater des Bräutigams insziniert, wurde aus einem nie verschwundenen Schwein fast ein Politikum. Wunderbar anzusehen, wie schnell ein Gerücht kursieren kann und welche Ausmaße es innerhalb von 5 Minuten annimmt. Übrigens  wollte sich nach der Auflösung des vermeintlichen Diebstahls keiner mehr finden lassen, der die angebliche Tradition des „Schweinklaus“ im Mittelalter behauptet hatte. 🙂

Fazit: Ein sehr lehrreiches Wochenende, das ich als Burgfräulein verbracht habe. Solche Fotos bekommt man sicherlich kein zweites Mal im Leben! 🙂 Und by the way: Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass ich was gegen Rollenspiele hätte? 😉

ICERI2010

Nur ein kurzer Hinweis auf eine Tagung, die im November in Madrid (Spanien) stattfinden wird: Die International Confernce of Education, Research and Innovation (ICERI) ist eine große internationale Konferenz, in der Wissenschaftler und Praktiker aus der ganzen Welt vertreten sind und die sich den Themenschwerpunkten Bildung und Innovation widmet.

Da ich im wissenschaftlichen Komitee bin, weise ich an dieser Stelle natürlich gerne auf die Veranstaltung hin. Ich habe bereits zwei andere Tagungen dieser Organisation (INTED & EDULEARN) besucht und kann sagen, dass es  eine gute Gelegenheit darstellt, sich mit einem SEHR internationalem Publikum (u.a. Australien, USA, Indien,..) auszutauschen. Zu sehen, wie die aktuelle Bildungsdiskussion in anderen Nationen ausfällt, ist auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

Die Frist zur Einreichung von Beiträgen ist zwar leider schon verstrichen, aber vielleicht kann man, wenn man nett anfragt sogar noch einen Artikel nachschieben. Ansonsten kann man auch einfach die Vorträge besuchen. 😉

Schreib mal wieder?!

Mit der schriftlichen Kommunikation ist das so eine Sache. Ich muss immer wieder feststellen, dass es wirklich oft zu Missverständnissen kommt, wenn man versucht, sich in geschriebener Sprache auszudrücken. Eigentlich hat man ja länger Zeit, um sich genau zu überlegen, was man wie formulieren möchte und was die Intention dahinter ist. Vielleicht ist das aber gerade auch das Problem. Ich versuche mal meine Impressionen aus einigen Jahren schriftlicher Kommunikation darzulegen:

SMS:

Im Grunde sind SMS unbefriedigend. Eigentlich habe ich IMMER mehr zu sagen, als ich jemals in 160 Zeichen verpacken könnte.  Also muss man mehrere von ihnen schreiben. SMS-Ping Pong sozusagen. Und mit Leuten, die das gut „können“, kann das sogar viel Spaß machen. Oft bekommt man aber auch SMS, die nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, weil sie vom Verfasser regide zusammengekürzt wurden – klar, jedes Zeichen 160+ provoziert eine weitere SMS, somit wird versucht, das Einsparpotenzial des Ursprungstexts durch nachträgliche Korrekturen auszuschöpfen. Manchmal ist man am Ende gar nicht mehr sicher, ob das was da steht, das ist, was gemeint ist. Aber gut – letztlich muss man dann eben im Dunkeln tappen oder man ruft dann doch irgendwann mit den Worten „man, 20 SMS, das hätten wir auch mit 2 Minuten Gespräch klären können“ sein Gegenüber an.

Instant Messaging:

Diese, nicht mehr ganz neue Form der Kommunikation, ist ja mittlerweile allgegenwärtig. Kaum ein Social Network, das ohne diese Funktion auskommt. Dazu gibt es diverse Anbieter (Skype, ICQ, etc…), die sich auf dieses Angebot (teilweise in Kombination mit VoIP) spezialsiert haben. Toller Vorteil: Man kann seine Stimmungslage durch Emoticons noch einmal verdeutlichen. Für alle, die sich oft fragen, wie der Inhalt der Nachricht gemeint ist, zeigen kleine gelbe Smileys, wie die Botschaft zu verstehen ist. Eigentlich ganz praktisch. Kann aber auch in die Hose gehen. Letztens wollte ich ganz clever sein und diese Smileys auch fürs Handy benutzen. Auf dem iPhone ist das z.B. über die Einstellung einer japanischen Tastatur zu lösen. Prima. Dachte ich. Bis ich feststellte, dass ich seitdem alle Nachrichten von der Person, die meinen Smiley sehen sollte, auf japanisch bekam. Kommunikation gescheitert.

E-Mail:

Der Klassiker unter den neuen Formen des Austausches hat es faustdick hinter den Ohren. Bei E-Mails verlieren manche Leute alle Hemmungen! Unzählige E-Mails, die wider jeglichen orthographischen Regeln handeln und deren Hauptinhalt aus 2-seitigen Signaturen besteht: schlimm. Auch E-Mailing will gelernt sein: Nicht nur, dass es dazugehört, in einer angemessenen Zeit zu antworten, nein, auch ein gewisser Respekt im Umgang ist hier – im Vergleich zum Brief – oft Mangelware. Eventuell geht das einfach alles zu schnell und einfach. Die Hürde, eine E-Mail zu verfassen, ist denkbar klein und es gibt kaum jemanden, der keine E-Mail-Adresse hat. Ich freu mich immer sehr, wenn ich schöne E-Mails bekomme. Nachrichten, in denen ich nett angesprochen werde und wo man noch ein „Danke“ bekommt, wenn man z.B. etwas erledigt hat. Auch nicht mehr besonders gängig ist es, das „Du“ in der E-Mail groß zu schreiben. Obwohl das wirklich sehr schön ist! Was ich bei E-Mail eigentlich am Schlimmsten finde, ist, wenn man auf Antwort wartet und die nicht kommt. Manche Personen haben die große Kunst des „Nicht-Antwortens“ perfektioniert. Problematische Anfragen oder zu lösende Probleme werden dann einfach wegignoriert. Vogel-Strauß-Taktik.

Im Grunde ist es faszinierend, dass anscheinend die Fähigkeit zur korrekten schriftlichen Ausdrucksweise abnimmt, obwohl man immer mehr schriftlich kommunizieren muss. Vielleicht kann man das mit dem Grenznutzen aus der VWL vergleichen. Bei übermäßiger schriftlicher Kommunikation tritt Sättigung ein und der Nutzen kann nicht mehr gesteigert werden. Dann hilft vielleicht doch in manchen Fällen der Umstieg auf nicht-schriftliche Kommunikationsformen. Vielleicht ist Ausdruckstanz eine Möglichkeit? 😉

Summer School in Hamburg

Auch wenn man in der Universität arbeitet, hat man (bzw. habe ich) manchmal das Gefühl, dass man seine grauen Zellen mal wieder auf andere Art und Weise stimulieren müsste. Deshalb war ich mehr als begeistert, dass es mir möglich war, die Summer School zum Thema Medienkonvergenz in Hamburg zu besuchen. Organisiert wurde das Ganze gemeinschaftlich vom Institut für Medien und Kommunikation, dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, dem Zentrum für Medien- & Kommunikationsforschung/Research Center for Media & Communication (RCMC) und der Graduate School Media & Communication (GMaC).Diese 5-tägige Summer School beleuchtete das Thema Medienkonvergenz in Vorträgen, Workshops und Exkursion von verschiedenen Seiten. Das Programm war sehr vollgepackt und so saßen wir jeden Tag neun bis zwölf Stunden mit rauchenden Köpfen da und näherten uns dem Thema. Aufgrund der Vielzahl der Programmpunkte kann ich gar nicht auf alles im Detail eingehen, aber zum Glück gibt es ein begleitendes Weblog zur Summer School, das auch von uns Teilnehmern gestaltet wurde. Dort bekommt man einen SEHR ausführlichen Bericht über die Woche und das mit dem Vorteil, dass es nicht nur durch meine Brille gesehen wird. 😉 Im Moment ist da noch ein bisschen Baustelle, weil einige Teilnehmer ihre Artikel noch finalisieren müssen und die Gesamtordnung vielleicht noch durchdacht wird. Grundsätzlich erhält man dort aber einen guten Blick auf die einzelnen Vorträge und Workshops. Ich persönlich fand es sehr interessant zu sehen, wie meine „Mitschüler“ (–> back to school!) die erste Begegnung mit WordPress und dem Bloggen aufgenommen haben. Einige fanden das Ganze wohl eher befremdlich, andere haben sich recht begeistert vom Bloggen gezeigt. Insgesamt hat die gemeinschaftliche Erstellung des Weblogs länger gebraucht, als ich erwartet hätte. Zu viel Diskussionsbedarf und manchmal vielleicht ein bisschen zu viel Skepsis vor den WordPress-Funktionalitäten haben hier mehr Raum eingenommen als gedacht. Aber ich will nicht zu kritisch sein…ich habe mich bei den Anfängen meiner Blog-Autorenschaft auch manchmal lange mit einzelnen Beiträgen und Passagen herumgequält. Mittlerweile macht man es einfach!

Ich glaube am meisten begeistert hat mich die Exkursion zu Spiegel Online.

Nicht nur weil der Blick vom 12. Stock des Gebäudes, in dem sich der Spiegel befindet unfassbar gut war, sondern weil ich auch inhaltlich einiges mitgenommen habe. Zuerst haben wir generelle Informationen zur Spiegel-Gruppe erhalten, die dann durch die stellvertretende Chefredakteurin von Spiegel Online (Jule Lutteroth) durch eine sehr interaktive Gesprächsrunde zum Online-Auftritt des Spiegels ergänzt wurde. Über die organisationalen Strukturen zu erfahren fand ich wahnsinnig spannend und ich glaube, ich bin nicht nur an diesem Tag mit leuchtenden Augen  in den Hamburger Abend gestartet.(Der Bericht von den Autorinnen Ana und Karen, die für diesen TOP zuständig waren, gibt es hier.)

Last but not least bedarf es natürlich noch einer Erwähnung dieser wundervollen Stadt! Durch die Exkursionen aber auch private Erkundungstouren in freien Momenten hatte ich Gelegenheit viel von Hamburg zu sehen. Gerade dadurch, dass zu Fuß alles sehr schnell zu erreichen ist, kann man auch mit relativ wenig Zeit einen guten Eindruck von der Hansestadt gewinnen. Sechs Tage Hamburg – ich bin zurück mit viel neuem Wissen, einigem zum Nachdenken, vielen tollen Eindrücken und schönen Erinnerungen.

1. Augsburger Medienpreis – Eindrücke

Gestern fand die Verleihung des ersten Augsburger Medienpreises statt. Da wir uns mit dem KaffeePod in der Sparte „Idee“ beworben hatten, ließen wir es uns natürlich nicht nehmen, auch persönlich der Gala beizuwohnen. Im Cinemaxx – dem Veranstaltungsort – wurde dann jeder persönlich mit Handschlag von den Vorständen des Augsburger Medienforums – die Initiatoren des Events- begrüßt. Nette Geste, die die Schlange vor dem Einlass nicht kürzer machte. Rund 600 Personen hatten sich teilweise mehr oder weniger in Schale geschmissen. Die Bandbreite reichte von Flip Flops über Abendrobe…es war wie so oft in Augsburg: Man will gerne ein bisschen Glamour haben, aber so ganz traut man sich dann doch nicht. Nach Dankesworten und ausgiebigem Grußwort des OB Gribl, der es sich nicht nehmen ließ zu betonen, dass Augsburg nicht nur durch Dönerpannen bekannt ist [mein Lieblingszitat: Augsburg hat „hidden heroes“ 🙂 ], ging es dann endlich (!!) an die Bekanntgabe der Nominierten und die Verteilung der Preise. Das einzige „Konzept“ (die zweite Sparte, in der Einreichungen möglich waren), das ich als Augsburgerin kannte und wirklich zu schätzen weiß, ist die Kampagne „Lebe mich. Dein Augsburg.“ (Platz 2) Hier wurden vor allem im letzten Jahr öffentliche Plätze, wie Rathausplatz und Annastraße kunstvoll mit zum Nachdenken anregenden Sprüchen beklebt. Platz 1 ging an die Plakatkampagen des tim (Textil- und Industriemuseum Augsburg). Der erste Preis für eine „Idee“ ging an Sergej A. Dott für ein „Fuggerium“ – ein interaktives Denkmal für Jakob Fugger.

Also, was soll ich sagen: Mir war klar, dass wir nicht gewinnen. Unser Konzept passt, wenn man sich die Nominierten und Preisträger ansieht, einfach nicht rein. Gewonnen haben vor allem Ideen und Konzepte, die mit klassischen Medien arbeiten: Film & Plakat. Alles mit neuen Technologien war dann doch eher irrelevant.

Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Augsburg einen eigenen Medienpreis hat. Mein Tipp an die Veranstalter wäre allerdings ein bisschen mehr Mut und Selbstbewusstsein in jeder Hinsicht. Ständig wurde sich für die Semi-Professionalität entschuldigt, um dann ganz schnell wieder auf den Augsburger Spirit hinzuweisen. Liebe Leute, Augsburg ist schön! Klar ist es nicht der Nabel der Welt, aber dafür fahr ich dann woanders hin. Im Rahmen der Möglichkeiten kann man doch einfach mal stolz sein und schöne Festakte einfach mal leben. Aber ich bin zuversichtlich, dass die Veranstaltung – nach kritischer Reflexion – einiges an Potenzial zu bieten hat und sich in den nächsten Jahren etablieren wird.

Ich bin eine Welle!

Das war die Erkenntnis des gestrigen Tages. Im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums der Universität Augsburg, die einen Tag der offenen Universität mit einer „Schatzinsel des Wissens“ organisiert hatte, habe ich gelernt, dass ich eine Welle bin. Prof. Dr. Jochen Mannhart vom Lehrstuhl für Experimentalphysik VI hat einen tollen Vortrag mit dem Titel die „Quantenphysik und Ihr Außenknöchel“ gehalten. Von Quantenphysik habe ich keine Ahnung, deswegen war das die ideale Gelegenheit ein bisschen Bestandserhaltung bzw. – erweiterung in Punkto Allgemeinwissen zu betreiben. Also, warum bin ich nun eine Welle? Alle Teilchen sind eine Welle. Ich bin sozusagen ein Makroteilchen. Ein Teilchen heißt Elektron. Die Physiker versuchen jetzt also herauszufinden, wo sich dieses Elektron befindet.

Prof. Mannhart hat das auch mal verdeutlicht. Jetzt stellt man sich vor, dass dieses Gebilde (also das Runde) der Bodensee ist. Oben ist die deutsche Seite, unten die schweizer Seite. Wenn ich mit dem Auto um den Bodensee rumfahre, dann besteht eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, dass ich auf der deutschen oder auf der schweizer Seite bin. Soweit alles klar. Dieses Elektron macht jetzt aber wilde Dinge und befindet sich gleichzeitig in der Schweiz und in Deutschland. Crazy! Und noch verrückter ist der Umstand, dass das Teilchen sich erst dann entscheidet an einer Stelle zu sein, wenn man es gefunden hat.

Spannend war auch die Erklärung des Tunneleffekts:

Wieder ein kleines Gedankenspiel: Ein Elektron trifft auf einen Widerstand. Die Welle wird ein bisschen abgebremst und schwingt dann aber hinter dem Widerstand weiter. Jetzt an sich auch noch nicht so faszinierend. Die Anmerkung von Mannhart war aber folgende: Per definitionem hat aus Sicht der Quantenphysik jedes Teilchen eine endliche Wahrscheinlichkeit diesen Vorgang zu durchlaufen. Wir erinnern uns, wir sind ja auch alle Teilchen (bisschen größer eben). Das bedeutet, dass es eine endliche Wahrscheinlichkeit gibt, dass ein Mensch, der gegen eine Mauer läuft, durchlaufen kann. Super Erkenntnis. 🙂

Falls jemand gerne die Wahrscheinlichkeit austesten will, bitte ich um eine Einladung. Ich halte das Ganze dann gerne für Youtube fest – aus rein wissenschaftlichem Interesse natürlich. 🙂

Übrigens hat Richard Feynman – ein Physiker – zu Quantenphysik folgendes gesagt:

„I think I can safely say that nobody understands quantum mechanics.“

Das beruhigt mich jetzt ein bisschen…

EDULEARN 2010 in Barca

Ich war mal wieder auf Reisen. Tagungsreise sozusagen. Diesmal ging es nach Barcelona auf die EDULEARN 2010. Es ist eine ziemlich große Tagung, die sich – wie man aus dem Namen fast erschließen kann – den Themen Education und Learning (Technologies) widmet. Diese sehr internationale Konferenz hat wahnsinnig viele Vorträge, so dass man gutes Zeitmanagement beweisen muss, um auch alles, was von Interesse ist, zu hören. Ich habe selbst auch einen Vortrag gehalten. Interactive Whiteboards – A Pilot Project. Wir haben im Rahmen des EU-Projekts ein Sub-Projekt, das wir gemeinsam mit einem Partner von InnoMathEd, nämlich Projekt Bildung Institut, initiiert haben. Das Projekt ist ein Schulversuch, in dem sechs Augsburger Schulen kostenlos mit Interaktiven Whiteboards der Firma SMART Technologies ausgestattet wurden. Die Lehrer wurden im Schuljahr 2009/2010 intensiv betreut – unter anderem gab es regelmäßige Treffen für Workshops, technische Schulungen und Erfahrungs- und Materialaustausch. Genau darum geht es in dem Paper, das ich für die EDULEARN geschrieben habe. Der Vortrag lief sehr gut,  der Raum war vollbesetzt und ich wurde mit interessierten Nachfragen zum Projektverlauf bombardiert. Leider ist die Vortragszeit mit 15 Minuten sehr kurz gehalten, so dass kaum Zeit für eine intensive Diskussion war, aber einige Teilnehmer haben die Chance genutzt, mich nach dem Vortrag vor der Tür abzupassen und mich „auszuquetschen“. 😉

Der Schulversuch hat innerhalb von InnoMathEd einen relativen großen Anteil – zumindest was die Augsburger Beteiligten betrifft. Für mich, die ich meine anderen Projektpartner aufgrund der Entfernungen nur sehr selten sehe und eher per E-Mail etc. mit ihnen kommuniziere, ist der Schulversuch der Anteil meiner Arbeit, wo es am meisten „menschelt“. Ich sehe die Beteiligten relativ regelmäßig und kann über kurze Wege mit den Lehrern und Partnern diskutieren und Ideen entwickeln. Der Schulversuch endet formal mit dem Ende des Schuljahres. Die Lehrer zeigen sich aber in Mehrzahl so begeistert, dass sie gerne die regelmäßigen Treffen beibehalten wollen. Wir unterstützen das gerne! Ich bin deshalb gespannt, wie es weitergeht.

Ethnomarketing – Erinnerungen werden wach..

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an meine Bachelorarbeit, die ich zum Thema Ethnomarketing verfasst habe. Damals bin ich der Frage nachgegangen, ob Türken der 3. Generation in Deutschland einen Bedarf für diese spezielle Werbeform haben, in der sie entsprechend ihrer Kultur und Tradition von den Marketern ins Visier genommen werden. (Wer noch einmal in der Arbeit nachlesen will – hier gibt es sie zum Download.) Das Thema scheint immer noch von großem Interesse zu sein: In den letzten zwei Monaten wurde ich von einigen Leuten aus verschiedenen Städten Deutschlands angeschrieben, dass sie meine Arbeit gefunden haben und sich genau mit dem gleichen Thema beschäftigen. Die meisten Personen wollten Tipps für die Vorgehensweise haben oder am besten gleich meinen Fragebogen zur Arbeit haben.

Auch in der Fachpresse ist Ethnomarketing aktueller denn je. Wer mit offenen Augen durch den Supermarkt läuft, wird sicher schon die verschiedenen Regale und Ecken entdeckt haben, in denen typisch türkische (oder auch russische!) Lebensmittel angeboten werden. Die Werben & Verkaufen berichtet in Ausgabe 24/2010 auch über das Geschäft mit Lebensmitteln für islamische Kundschaft: „Tütensuppen im Namen Allahs“. Interessant ist, dass sich die interviewten Experten auf dem Gebiet in drei Jahren nicht groß gewandelt haben – alle zitierten Namen kenne ich schon bestens durch meine eigene Recherche.

Der deutsche Markt ist nach England und Frankreich größter Wachstumsmarkt im Segment der Lebensmittel für Muslime – und ist damit sehr spät dran. Gummibärchen ohne Gelatine vom Schwein, speziell geschlachtetes Fleisch – auch wenn bei meiner Untersuchung damals eine starke Bindung der Türken zur eigenen Kultur und Tradition offensichtlich war – diese spezielle werbliche Ansprache schien gerade bei den jüngeren Personen nicht das ausschlaggebende Kriterium für oder gegen einen Kauf zu sein. Die Darstellung in Kreisen der Werber ist allerdings eine andere (wobei hier die Gesamtzielgruppe betrachtet wird – ich habe ja die 14- bis 29-Jährigen untersucht). Ich bin gespannt, wie sich das Angebot im Supermarkt und die Absatzzahlen entwickeln!