Happy Birthday!

Bildquelle: aboutpixel.de / Happy Birthday © Moritz Mehrlein

Unglaublich, aber wahr: Mein Weblog wird nächsten Monat drei Jahre alt. Insgesamt komme ich auf 198 Beiträge in diesen 36 Monaten. Nicht schlecht, würde ich sagen! Dafür, dass ich gar nicht so genau wusste, wo die Reise mit meinem Blog hingeht, bin ich sehr zufrieden. Ich habe es geschafft, das Blog zu MEINEM Blog zu machen. Wer mich kennt, wird mich in meinen einzelnen Beiträgen wiederfinden, vielleicht manchmal schmunzeln oder sich auch direkt angesprochen fühlen (na, wer ist heute dran? 😉 ). Und nein, das ist kein „Knowledge Blog“, so wie ich es in meiner Masterarbeit definiert habe. Hier geht es nicht nur um meine wissenschaftliche oder berufliche Tätigkeit. Ich weiß, dass viele meiner Freunde, die nicht direkt im Wissenschaftsbetrieb sind, meine Blogpostings lesen und so gibt es eine gute Mischung von Alltag und Wissenschaft. Oder: „Wie finde ich Wissenschaft im Alltag?“ und umgekehrt. Ich mag mein Blog! Das hat nichts mit Narzissmus zu tun sondern eher mit der Tatsache, dass viele Gedanken so unglaublich flüchtig sind. Indem ich sie aufschreibe (und zwar so, dass man sich möglichst nicht dafür schämen muss 😉 ) haben sie Bestand. Und wenn ich manchmal zurückblättere und lese, was ich z.B. im Oktober 2007 geschrieben habe, dann muss ich lachen. Oder bin froh, dass ich manche Sachverhalte immer noch ganz genauso sehe. Manche Sachen würde ich jetzt vielleicht anders interpretieren oder niederschreiben, aber insgesamt: alles im grünen Bereich!

Die Top 3 der am meisten aufgerufenen Beiträge in diesen drei Jahren sind übrigens sehr willkürlich:

1. Pink Ribbon (Beitrag von 10/08)

2. Word Clouds erstellen (Beitrag von 01/09)

3. Optimist, Pessimist, Realist (Beitrag von 01/09)

Meine persönliche Top 3 würde anders aussehen. Aber ich habe ja schon mal darüber geschrieben, wie lustig es manchmal ist, meine Blogstatistiken anzugucken.

Ich gehe davon aus, dass ich auch in Zukunft weiterschreiben werde. Und ich hoffe, dass ihr auch weiterhin mitlest! 😉

Medienkompetenz in der Politik

Nachdem mittlerweile das Schlagwort „Kompetenz“ gefühlt ja ohnehin für so ziemlich jede Lebens- bzw. Problemlage verwendet wird, verwundert es auch nicht, dass auch die „Medienkompetenz“ immer mehr an Bedeutung gewinnt. So viel Bedeutung zumindest, dass sich heute die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft in ihrer fünften Sitzung damit beschäftigt hat. In einem Livestream konnte man der öffentlichen Sitzung folgen und in der einleitenden Diskussion bestand eigentlich fraktionsübergreifend Konsens, dass es auf allen gesellschaftlichen Ebenen einen Bedarf an einer Förderung von Medienkompetenz gibt. Dieter Baacke hat mit seiner mittlerweile zum Klassiker avancierten Definition von Medienkompetenz einen Rahmen geschaffen, der mehrheitlich anerkannt ist, aber im Zeitalter von Intenet und Co. durchaus eines Updates bedürfte.

Wichtig in der Diskussion fand ich, dass mehrfach betont wurde, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht nur eine Aufgabe der Schule sei, weil auch die Zielgruppen nicht nur Kinder und Jugendliche sind. Medienkompetenz ist zu sehen als Lebensaufgabe vom Kindergarten bis zur Rente. Gerade bei den vermittelnden Instanzen (Lehrern, Eltern,..) ist es wichtig, solide Kenntnisse zu schaffen, die sie weitergeben können.

Prof. Dr. Ring sprach von einer „gesellschaftlichen Gesamtverantwortung“ und wies darauf hin, dass Jugendschutz nicht mit Medienkompetenz gleichzusetzen ist. Finde ich auch, es wundert mich, dass man dies überhaupt erwähnen muss. Aber offensichtlich herrscht(e) die Auffassung, dass ein kritischer jugendlicher Medienkonsument auch gleichzeitig vor nicht altersgerechten Inhalten im Netz geschützt ist.

Die Projektgruppe „Medienkompetenz“ wurde jedenfalls beschlossen und eingerichtet – nicht ohne eine Diskussion über den Namen, der nach Auffassung eines Abgeordneten doch eher „Netzkompetenz“ lauten sollte. Ich glaube der Name ist eher zweitrangig, wichtig ist, dass etwas gemacht wird. Hinsichtlich der Aufgaben, wurde vorgeschlagen, doch überhaupt einmal zu sondieren, welche Angebote es denn gibt und welche davon auch qualitativen Ansprüchen genügen. Dass Angebote bestehen ist ja unstrittig, die Frage ist, wie man diese Dinge koordinieren und strukturieren kann und durch Zusammenarbeit Synergien schafft. Auch die unklare Rechtslage (z.B. im Hinblick auf das Urheberrecht) wurde als ein zu diskutierender Aspekt angesprochen.

Sind wir gespannt, was sich die Projektgruppe einfallen lässt. Prinzipiell ist es zu unterstützen, dass dieses Thema auch politisches Gehör findet. Die Diskussion ließ zumindest hoffen, dass sich Leute in der Kommission befinden, die aus Überzeugung an die Sache herangehen und auch an einer tatsächlichen (zeitnahen) Realisierung der Ergebnisse interessiert sind.

Ich glaube, mein Schwein pfeift!

Am Samstag war ich auf einer Hochzeit. Die war in zweifacher Hinsicht besonders: Zum einen, weil es eine sehr wichtige Person war, die geheiratet hat, zum anderen, weil es eine Mittelalterhochzeit war. Das Brautpaar hatte einen Wunsch: Alle sollen in mittelalterlicher Gewandung kommen und auf einer Burg standesgemäß Hochzeit feiern. Dieses Ereignis war wunderbar geeignet, um ein bisschen Feldforschung zu betreiben. Die Hochzeitsgesellschaft hat in ihren Kostümen definitiv für Furore gesorgt. Ganze Touristenschwärme haben angehalten und wie wild fotografiert, weil sie wohl dachten, wir gehören irgendwie zum Burginventar. Dabei war es schön zu beobachten, wie die Gruppe sich über die Kleidung sofort als Einheit definierte. Alle geladenen Gäste waren der Aufforderung nach Kostümierung nachgekommen – fast alle. Diejenigen, die es nicht getan hatten, fielen sofort auf und wurden kritisch beäugt und waren irgendwie nicht Teil des Ganzen. Betrachtet man das mal aus einem soziologischen Blickwinkel, ist das eigentlich schon kurios, wie viel Wert auf Kleidung gelegt wird und welche Konsequenzen diese u.U. für die Anerkennung in der Gesellschaft haben kann.

Eine weitere Beobachtung, die ich auf der Hochzeit machen konnte, war die Entstehung und die Verbreitung von Nachrichten. Kurzer Hintergrund: Zum Essen gab es u.a. Spanferkel. Die „aaahs“ und „oohs“ der Gäste beim Anblick der sich drehenden Sau bei der Ankunft auf der Burg ließen ahnen, dass das wohl gut ankommen würde. Irgendwann kam der Vater des Bräutigams zur Braut und zu mir und sagte, dass „es ein Problem gibt“. Das Spanferkel ist gestohlen worden. Entsetztes Gesicht bei der Braut (von mir weniger, aber mir war das Schwein weniger wichtig 😉 ). Dann wurde der Bräutigam benachrichtigt, dem man dabei zusehen konnte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Plötzlich kam Bewegung in die Masse. Wie ein Lauffeuer sprang die Nachricht der geklauten Hauptspeise von Tisch zu Tisch. Bräutigam und Entourage machten sich auf den Weg, um das Schwein wiederzufinden. Ich habe tatsächlich die Wichtigkeit des Schweines für das Glück der Anwesenden unterschätzt: Wie auf einmal ein Raunen durch den Saal ging und welche Dinge auf einmal erzählt wurden: Ich habe spontan gelernt, dass im Mittelalter immer das Schwein als Gag gestohlen wurde. Das mit der Braut kam erst später. Hätte man doch wissen müssen! Und jetzt ist das Schwein weg. Auch diese  Nachricht war binnen kürzester Zeit an alle Tische getragen. Nachdem bereits fünf Leute mit mir in Verhandlungen über meine vegetarische Hauptspeise getreten waren, kam dann endlich die Erlösung: Alles nur ein Gerücht. Geschickt vom Vater des Bräutigams insziniert, wurde aus einem nie verschwundenen Schwein fast ein Politikum. Wunderbar anzusehen, wie schnell ein Gerücht kursieren kann und welche Ausmaße es innerhalb von 5 Minuten annimmt. Übrigens  wollte sich nach der Auflösung des vermeintlichen Diebstahls keiner mehr finden lassen, der die angebliche Tradition des „Schweinklaus“ im Mittelalter behauptet hatte. 🙂

Fazit: Ein sehr lehrreiches Wochenende, das ich als Burgfräulein verbracht habe. Solche Fotos bekommt man sicherlich kein zweites Mal im Leben! 🙂 Und by the way: Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass ich was gegen Rollenspiele hätte? 😉