Zum akademischen Wurf

Gestern hat Sandra auf einen Artikel von Spiegel online hingewiesen, in dem sechs Tipps für den großen akademischen Wurf gegeben werden. Dabei hatte sie ja, genau wie ich, das Vergnügen zwei Abschlussarbeiten im Laufe der Uni-Karriere zu schreiben. So ist das mit Bologna! Lässt man sich auf das Bachelor-/Master-System ein, dann muss man eben auch zwei Mal ran! Aus meiner eigenen bescheidenen Erfahrung möchte ich die sechs aufgestellten Regeln/Tipps doch mal kritisch hinterfragen:

1. Themenfindung – wer Visionen hat, soll ins Archiv gehen

Dieser Ratschlag wäre bei mir wohl nicht sehr fruchtbar gewesen. Zum Thema Web 2.0 und Weblogs hätte ich Archiv wohl eher nichts gefunden. Ich empfehle daher KOMMUNIKATION. Reden. Mit Leuten. Lesen. In Zeitschriften oder Büchern. Inspiration kann durch viele Quellen kommen. Auch bietet es sich an, eine Arbeit anknüpfend an ein besuchtes Seminar zu schreiben. Da weiß man dann zumindest sicher, dass das Thema einen fesselt und spannend ist.

2. Teil: Literaturrecherche – Fachliteratur statt „Feuchtgebiete“

Der Autor der Artikels rät von Populärliteratur ab. Klar. Muss er ja. Aber für einen ersten Einstieg in das Thema eignen sich einfach geschriebene Artikel oder eher populärwissenschaftliche Artikel durchaus ganz gut. Vor allem ist das ja alles eine Frage der Definition. Was ist den schon populärwissenschaftlich? Nur weil etwas verständlich geschrieben ist, heißt das nicht, dass es unbrauchbar ist. Ich finde ja sowieso, dass es die eigentliche Leistung ist, einen Sachverhalt so darzustellen und zu kommunizieren, dass ihn eine möglichst große Zielgruppe verstehen kann.

3. Teil: Betreuer finden – Termin beim Abschlussarbeitsamt

Dazu kann ich sagen, dass wir bei unserem relativ überschaubaren Studiengang MuK eigentlich immer recht genau wissen, welcher Betreuer die Arbeit übernimmt. Die Gutachter wissen auch, was in ihr Gebiet passt und leiten den Kandidaten ggf. an den besser geeigneten Professor weiter. In Absprache mit dem Erstgutacheter findet sich dann meistens auch recht schnell ein zweiter, der die Arbeit begutachtet. Das mit dem Prüfungsamt ist hier in Augsburg (ausnahmsweise) auch recht unkompliziert, von daher halt ich mich in diesem Punkt zurück.

4. Teil: Anfangen – Konsultation beim Facharzt für Prokrastination

„Prokrastination“ – dieses Wort scheint in Mode gekommen zu sein. Der Hang zum Aufschieben von Dingen. Ich persönlich kämpf ja eher mit dem Problem, dass ich Dinge sehr gerne erledigt habe. Eine E-Mail, die mich zwei Tage lang unbeantwortet anblinkt – nein, das ist nicht schön. Und so halt ich das auch mit meiner Masterarbeit. Einfach machen. Wird schon werden. Wer nie den ersten Schritt tut, kommt schließlich nie an.

5. Teil: Schreiben – und besser nicht in der Bibliothek wohnen

Ja, schreiben. Darum geht es hier doch schließlich, oder? Man sollte sich einen Arbeitsplatz suchen, den man über längere Zeit lieb gewinnen kann, der nahegelegene Möglichkeiten zur Ablenkung (Cafete vs. Skype/Telefon) und dem Stillen der menschlichen Bedürfnisse bietet (d.h. Mensa vs. eigener Kühlschrank). Es ist reine Typsache, ob man lieber in der Bib oder zuhause arbeitet. Ich bevorzuge letzteres. Aber das muss jeder selbst entscheiden.

6. Teil: Abgeben – jedem Ende wohnt ein Zauber inne

Da kann ich bisher nur von der BA-Arbeit sprechen. Ja, war ein tolles Gefühl! Und man sollte auf gar keinen Fall die Arbeit danach in die Hand nehmen. Mit 100%iger Sicherheit entdeckt man auf der ersten Seite, die man aufschlägt einen Fehler. Obwohl man genau die gleiche Seite mindestens eine Million Mal gelesen hat. So ist das. Aber eine Feier muss sein. Das hat man sich schließlich verdient. Und wenn man gewissenhaft gearbeitet hat, dann weiß man auch, dass es sooo schlimm ja nicht werden kann.

Wie Sandra bereits angesprochen hat, dürfen wir ja zwei Abschlussarbeiten schreiben. Allerdings kann man die BA als Pflicht und die MA als Kür sehen. Irgendwie fühlt man sich wohler beim Schreiben. Die Unsicherheiten, die man bei seiner ersten Abschlussarbeit hatte, sind spürbar geringer und man weiß, dass das, was man da monatelang macht am Ende auch einen Sinn hat.

Kann man als Blogger was bewegen?

Interessante Frage, die ich mir so explizit eigentlich noch nie gestellt habe. Kann ich oder jeder andere Blogger durch seine Aussagen oder seine Beiträge irgendeine Veränderung (wenn auch nur im Kleinen) hervorrufen? Ich bin mir nicht sicher, weil mein Blog nicht speziell darauf ausgelegt ist, die Welt zu verbessern. Obwohl… Nein, im Ernst: Bloggen ist für mich schon eine Mischung aus dem Schreiben über Themen, die mich interessieren und die ich für wichtig halte, aber eben auch ein virtuelles Notizbuch, in dem ich mich ganz gut zurechtfinde und weiß, wann was wie und warum passiert ist.

Warum ich darüber nachdenke? Weil ich gerade einen Beitrag von Christian gelesen habe, der auf den Blog Action Day 08 hinweist. Am 15. Oktober ist die Blogosphäre aufgerufen, Beiträge zum Thema „Armut“ zu verfassen. Wenn dieser Aufruf nicht ungehört verhallt, kann ich mir vorstellen, dass es sicherlich eine interessante Sache sein wird, am 15. Oktober die Szene zu beobachten. Wer macht mit? Worüber wird geschrieben? Funktioniert sowas überhaupt?

Ich hab es mir jetzt jedenfalls in den Kalender geschrieben. Für die Recherche ist noch genügend Zeit und ich finde schon, dass das Thema berichtenswert ist.

Kommt ein Stöckchen geflogen…

Gerade habe ich ein Stöckchen gefangen. Ein Bildungsstöckchen um genau zu sein. Ist mir auch noch nicht passiert, aber ich mache da gerne mit: Hier wurden 10 Fragen aufgeworfen, die es zu beantworten gilt.

Was war deine schlechteste Zeugnisnote?

Das war wohl eine 5 in Englisch. In der fünften Klasse. Tja, wie die Zeiten sich ändern. Innerhalb von drei Jahren habe ich mich auf eine 1 gesteigert. Der Beweis, dass nicht aller Tage Abend ist.

Welche Kompetenzen sollte Schule unbedingt vermitteln?

Heute muss die Schule ja vieles auffangen, was zuhause nicht mehr geleistet werden kann. So wie ich Schule kennen gelernt habe, sollte sie den Schüler befähigen, sich in der heutigen Lebens- und Arbeitswelt zurechtzufinden. Dazu gehört die Vermittlung von Sprache (in Wort und Schrift), analytische Fähigkeiten und natürlich auch die viel zitierten Soft Skills.

Welche Diskussion rund um das Thema Bildung fandest du in letzter Zeit spannend?

Hier in Bayern wird ja immer noch gerne über Sinn und Unsinn des G8 diskutiert. Besorgte Eltern, die ihren Kindern Überlastung ersparen wollen neben Universitäten, die sich auf die doppelten Absolventenjahrgänge vorbereiten. Ich bin wirklich gespannt, wie diese Schüler sich im Vergleich zu ihren Vorgängern, mit einem Jahr mehr Schule an der Uni schlagen werden.

Wissen bedeuet:

Austausch, Weitergabe, Diskurs und manchmal auch Macht.

Was hat dich früher motiviert, jeden Tag in die Schule zu gehen?

Ich bin ehrlich gern in die Schule gegangen. Für mich ist lernen zu dürfen keine Pflicht, sondern ein Privileg. Außerdem ist das doch keine Entscheidung, ob man zur Schule geht. Man geht. Punkt. Die Rahmenbedingungen müssen eben so sein, dass es für die Schüler auch ein Ort ist, wo man gerne hingeht.

Was macht für dich einen guten Lehrer aus?

Ich muss spüren, dass er eine Leidenschaft für sein Fach hat. Ich hatte eine Chemie-Lehrerin, die war zwar unglaublich streng, aber sie hat sich stundenlang und intensiv auf jede Klasse vorbereitet und wirklich mit tollen und anschaulichen Beispielen die Begeisterung für ihr Fach geweckt.

Was macht für dich einen schlechten Lehrer aus?

Schlechte Lehrer kommen in die Klasse, ziehen ihre vergilbten Unterrichtsmaterialien, die sie irgendwann im Referendariat erstellt haben aus der Tasche und lassen die Schüler womöglich noch stundelang irgendwelche sinnlosen Tätigkeiten ausführen. Wer keine Lust auf Lehre hat, der soll sich einen anderen Job suchen.

Was ist deine liebste Figur aus Comic-, Trick-, Serien-, Literatur- oder Märchenwelt und warum?

Ganz schwierig. Ich bin eigentlich nicht so der Comic-Leser. Aber ich verbinde viele Zeichentrickserien meiner Kindheit mit Musik und da fallen mir sofort ein paar Stücke ein: Der Captain Future-Soundtrack und (oh je, ein Outing:) Familie Barbapapa. Aber wie gesagt, eher die Musik als die Figuren. Ich habe eher reale Vorbilder als Mediale.

Wenn du Kultusminister wärst – was würdest du sofort ändern?

Ich würde erst einmal in meinem Ministerium für Ordnung sorgen. Die bürokratischen Wege sind manchmal wirklich sehr undurchschaubar und kompliziert. Ich bin für flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege.

Was ist dein Schlusswort zu diesem Bildungsstöckchen?

Es ist ganz gut gewesen, mal über diese Fragen nachzudenken. Gerade als Studierende kann man da vielleicht noch ganz gut die Brücke zwischen Schüler und Lehrer bzw. Bildungssystem schlagen. Für die Reflexion war das jedenfalls recht spannend!

Vielleicht haben ja auch andere Lust mitzumachen? Ich bin ja für Autonomie (kleiner Insider) beim Bloggen, deshalb verlinke ich auf niemanden im Speziellen, aber die Personen, die sich berufen fühlen, dazu etwas zu sagen, sind herzlich eingeladen mitzumachen.

Wie die Zeit vergeht!

Heute vor genau sieben Jahren bin ich zu meinem Auslandsaufenthalt in die Vereinigten Staaten aufgebrochen. Sieben Jahre? Ehrlich unfassbar, dass das schon so lange her sein soll. Damals war die digitale Fotografie noch nicht sehr weit verbreitet, sonst könnte ich an diesen Beitrag einen meiner ersten (fotografischen) Eindrücke von den USA anhängen. Aber so müsste ich mein Fotoalbum (damals gab es sowas noch: stundenlange Sortier- und Klebezeit bei der Erstellung der Alben hat mich das gekostet!) mutwillig zerstören und das Bild hier umständlich einscannen. Also lassen wir das lieber. In Sachen Internet war das damals auch noch etwas anders: ISDN war ein Wunschtraum für mich – da war ich noch auf ein (unglaublich langsames) Modem angewiesen. Und die Zeit für den Seitenaufbau? Let’s not go there. E-Mails alle zwei, drei Tage checken war völlig ausreichend und soziale Netzwerke waren noch lange kein Thema für die Massen. Weblogs – mein derzeitiges Forschungsinteresse – waren, zumindest so, wie wir sie heute kennen, damals noch nicht auf der Agenda. Wenn man also den Rückblick auf die Entwicklungen des Internets und des Web 2.0 bezieht, dann fragt man sich schon, wie unglaublich es ist, was in sieben Jahren alles passieren kann. Irgendwie auch lustig, dass mein Startschuss ins Studium quasi mit dem 14.08.01 fiel (im übertragenen Sinne 😉 ) und ich jetzt gerade auf die Zielgerade einbiege. Ich freu mich schon auf die karierte Flagge – sehen kann ich sie schon, aber der Endspurt muss noch bewältigt werden. Deshalb heißt es jetzt, alle Kräfte mobilisieren und gut gelaunt ins Ziel einlaufen.

See what Jack sees

Da es für mich ja bald nach San Francisco geht, hat mein Bruder mich auf einen witzigen Link aufmerksam gemacht: MapJack. Dort kann man aus der Perspektive von „Jack“, einem Avatar die Stadt bzw. Hotspots schon mal vorab erkunden. Die Bilder sind toll und auf einen Klick auf die ensprechenden blauen Punkte im Foto kann die Perspektive gewechselt werden. Es ist somit möglich, die Stadt oder die Sehenswürdigkeit zu umschreiten oder aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Auch ist es kein Problem sich (mit der Maus) um die eigene Achse zu drehen. Leider ist das Ganze nur für eine kleine Anzahl von Städten möglich, aber immerhin!