Mathematics Education with Technology – Experiences in Europe

Ich muss zugeben, heute bin ich ein bisschen aufgeregt, denn es ist endlich da: Das Buch zum EU-Projekt InnoMathEd kam heute frisch aus der Druckerpresse ins Office geliefert. Es ist schon toll, wenn man so viel Mühe und Zeit in eine Sache steckt und am Ende auch etwas schönes dabei herauskommt.

Bianco, T. & Ulm, V. (2010) (Ed.). Mathematics Education with Technology – Experiences in Europe. Augsburg: University of Augsburg.

Im Buch sind auf 272 Seiten diverse Artikel von Autoren aus ganz Europa, die ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Computern im Mathematikunterricht weitergeben. Das Spektrum reicht dabei von Excel, über eigens geschriebene Programme bis hin zur Arbeit mit Interaktiven Whiteboards. Zusätzlich gibt es noch eine CD, auf der nicht nur das Buch als PDF-Version vorhanden ist, sondern unzählige Lernumgebungen (eingeteilt nach der eingesetzten Software), die Schülern, Lehrern, Studierenden und sonstigen Interessierten Good Practices für die Arbeit im Unterricht geben.

Update (01.12.10): Das Buch kann jetzt auch online abgerufen werden.

Campus Innovation in Hamburg

Am Donnerstag und Freitag habe ich in HH die Campus Innovation besucht. Ich hatte viel gutes über die Veranstaltung aus den Vorjahren gehört und mich richtig gefreut. Aber irgendwie…wollte der Innovationsgedanke nicht so recht auf das Publikum überspringen. Zuerst einmal das Positive: Die Tagung war wirklich sehr gut organisiert. Die Location, das Curio Haus in Hamburg, ist sehr schön und vom Ablauf und Programm kann man sich nicht beschweren. Inhaltlich sah die Sache leider etwas anders aus.

Die Key Note von Prof. Dr. Müller-Böling mit dem  Titel „10 Jahre entfesselte Hochschule – in der Virtualität angekommen?“ fing eigentlich sehr interessant an. Er sprach über die Umbrüche im Hochschulsystem, von denen er sagte, dass diese in den 1990er Jahren genauso dramatisch waren, wie die zu Zeiten Humboldts. Dabei waren die Unis und FHs aus seiner Sicht geprägt von „Erstarren, Festhalten und Einmauern“. Die Hochschulen seien sich aber mittlerweile bewusst, dass Wettbewerb notwendig ist, denn die „Fiktion der Gleichheit hat sich aufgelöst“. Ich bin nicht so sicher, ob das jede Uni in gleichem Maße internalisiert hat, aber ja, ich glaube auch, dass die Darstellung der Möglichkeiten für potenzielle Studierende mittlerweile ganz anders als noch vor 20 Jahren aussieht. Tja, gerne würde ich noch mehr von seinen Thesen schreiben, aber mitten im Vortrag kam es auf einmal zu einer kleinen Revolte im Saal. Auf einmal stürmten vielleicht 10 Studierende den Raum, bewaffnet mit Flugblättern („Unsere Forderungen“) und Megafon. (Letzteres habe ich aus 40cm Entfernung kennenlernen dürfen…aber das ist eine andere Geschichte.) Es war eine sehr skurrile Situation, wenn Studierende wie von der Tarantel gestochen im Kreis im Saal laufen und ihre Parolen durch den Saal gröhlen, sich aber keiner wirklich konstruktiven Diskussion stellen wollten. Im Grunde wollen sie eine Umgestaltung der BA/MA-Studiengänge, eine Abschaffung der Studiengebühren, Mitbestimmung statt Management und eine konsequente Nutzung von Open-Source Software auf dem Campus. Nachdem irgendwann die Uni-Leitung eingriff, wurden die Studierenden nach langer Diskussion aus dem Saal begleitet.

Am zweiten Tag war die Key Note von Peter Schaar, dem Bundesdatenschutzbeauftragten, angesetzt. Ich hatte ihn bereits auf der Republica vor einiger Zeit gehört und mich RICHTIG gefreut. Das Thema war „Forschungsklauseln des Bundesdatenschutzgesetzes und deren technisch-organisatorische Umsetzung in der Praxis“. Ja. Genauso spannend war es leider auch. Es wurde viel über Anonymisierung und Pseudonymisierung von Forschungsergebnissen gesprochen, aber ganz ehrlich, neu war das leider alles nicht. Ich habe dann per Twitter gleich Schelte bekommen, warum ich denn den Vortrag so angepriesen hätte. Sorry dafür.

Ein Teilnehmer hat es auf den Punkt gebracht: Ein bisschen weniger Campus, dafür ein bisschen mehr Innovation hätte der Veranstaltung gut getan. Nun gut, die Gespräche, die in den Pausen liefen, waren es allemal wert, dabei gewesen zu sein und der abschließende Vortrag von Rolf Schulmeister (der auch schon die ganzen zwei Tage angepriesen wurde) war wirklich ein schöner Abschluss und hat mich dann zumindest ein bisschen  besänftigt aus der Tagung entlassen.