Vortrag Jan Schmidt

Jan Schmidt, ein in der wissenschaftlichen Blogosphäre bekannter Forscher vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg, hat gestern für einen Vortrag einen Abstecher nach Augsburg gemacht. Eigentlich war der Vortrag im Rahmen des Doktorandenkolloquiums angedacht (der Kontakt enstand über Karsten Ehms), wurde aber dann für Interessierte aus dem Studierenden- und Mitarbeiterkreis geöffnet.

Der Vortrag stand unter dem Titel „Persönliche Öffentlichkeiten im Web 2.0“ (eine ähnliche Präsentation gibt es hier. Die Folien kann ja jeder bei Interesse selbst durchklicken. Spannend war der Einstieg in die Diskussion, den der Aufhänger war ein Bild, das eine holländische Häuserfront zeigt, an der es keine Vorhänge gibt. Die Analogie ist so zu verstehen: Wer sich keine Mühe macht, Gardinen aufzuhängen, der braucht sich nicht wundern, wenn man ins Fenster sieht. Interessanterweise ist es aber beispielsweise in Holland verpönt dann eben die Privatsphäre zu stören und offensiv in das Fenster zu blicken. Zack, schon waren wir in der Diskussion. Wer ist denn nun verantwortlich? Derjenige, der das Internet nutzt, um Informationen über Personen zu erhalten, oder derjenige, der die Informationen offen zur Verfügung stellt?

Gibt es im Web auch eine Kultur des „Nicht-ins-Fenster-Guckens“, wie es in den Niederlanden üblich ist? Ich denke eher nicht. Teils anonymisiert oder, wie Jan Schmidt sich ausdrückte, mit einer „Tarnkappe“ (ermöglicht durch die jeweilige Software des sozialen Netzwerks) kann man, ohne dass für den Normaluser sichtbare Spuren hinterlassen werden, durch das Netz wandern.

Sehr anschaulich wurden die „Parallelidentitäten“ von Usern dargestellt, denn die Informationen, die man z.B. bei XING oder StudiVz von sich preis gibt, werden in der Regel doch sehr unterschiedlich sein. Das Bewusstsein der User, dass sie sich in verschiedenen Umgebungen, mit abweichenden Normen und Anforderungen bewegen, scheint durchaus gegeben zu sein. Jedoch bleibt die Frage: Warum sollte z.B. ein potenzieller Arbeitgeber diese bewusste „Spaltung“ der Persönlichkeiten auch als solche annehmen? Ist es für ihn nicht nur eine weitere, für seine Planung entscheidende Facette der Identität des Bewerbers?

Es hat mich gefreut, dass wirklich viele Studierende sich für das Thema interessiert haben und rege mitdiskutiert haben. Weitere Anknüpfungspunkte waren zahlreich vorhanden, vielleicht kann man die Diskussion irgendwann weiterführen!

Identitätsklau bei StudiVz

Gerade bin ich auf diesen Artikel vom Stern gestoßen, in dem vom Identitätsklau bei StudiVz berichtet wird. Ein unbekannter Hacker hat sich Zugang zum Account einer Augsburger Studentin verschafft und dort sein Unwesen getrieben. Sowas kann natürlich passieren, wenn man sich recht simple Passwörter überlegt und diese irgendwie bekannt werden. StudiVz sollte sich vielleicht mal überlegen, die Passwörter mit diversen Auflagen zu belegen (Buchstaben-/Zahlenkombination; Groß-/Kleinschreibung), dann wäre man vor solchen Vorfällen eher gefeit. Bezeichnend finde ich auch, dass die geschädigt Studentin sich davon nicht abschrecken lässt, wird doch berichtet, sie hätte sich jetzt ein anonymes Profil erstellt, damit sie Zugang zum Netzwerk hat und auf den sozialen Austausch nicht verzichten muss. Suchtpotenzial definitiv vorhanden.