Medienkompetenz in der Politik

Nachdem mittlerweile das Schlagwort „Kompetenz“ gefühlt ja ohnehin für so ziemlich jede Lebens- bzw. Problemlage verwendet wird, verwundert es auch nicht, dass auch die „Medienkompetenz“ immer mehr an Bedeutung gewinnt. So viel Bedeutung zumindest, dass sich heute die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft in ihrer fünften Sitzung damit beschäftigt hat. In einem Livestream konnte man der öffentlichen Sitzung folgen und in der einleitenden Diskussion bestand eigentlich fraktionsübergreifend Konsens, dass es auf allen gesellschaftlichen Ebenen einen Bedarf an einer Förderung von Medienkompetenz gibt. Dieter Baacke hat mit seiner mittlerweile zum Klassiker avancierten Definition von Medienkompetenz einen Rahmen geschaffen, der mehrheitlich anerkannt ist, aber im Zeitalter von Intenet und Co. durchaus eines Updates bedürfte.

Wichtig in der Diskussion fand ich, dass mehrfach betont wurde, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht nur eine Aufgabe der Schule sei, weil auch die Zielgruppen nicht nur Kinder und Jugendliche sind. Medienkompetenz ist zu sehen als Lebensaufgabe vom Kindergarten bis zur Rente. Gerade bei den vermittelnden Instanzen (Lehrern, Eltern,..) ist es wichtig, solide Kenntnisse zu schaffen, die sie weitergeben können.

Prof. Dr. Ring sprach von einer „gesellschaftlichen Gesamtverantwortung“ und wies darauf hin, dass Jugendschutz nicht mit Medienkompetenz gleichzusetzen ist. Finde ich auch, es wundert mich, dass man dies überhaupt erwähnen muss. Aber offensichtlich herrscht(e) die Auffassung, dass ein kritischer jugendlicher Medienkonsument auch gleichzeitig vor nicht altersgerechten Inhalten im Netz geschützt ist.

Die Projektgruppe „Medienkompetenz“ wurde jedenfalls beschlossen und eingerichtet – nicht ohne eine Diskussion über den Namen, der nach Auffassung eines Abgeordneten doch eher „Netzkompetenz“ lauten sollte. Ich glaube der Name ist eher zweitrangig, wichtig ist, dass etwas gemacht wird. Hinsichtlich der Aufgaben, wurde vorgeschlagen, doch überhaupt einmal zu sondieren, welche Angebote es denn gibt und welche davon auch qualitativen Ansprüchen genügen. Dass Angebote bestehen ist ja unstrittig, die Frage ist, wie man diese Dinge koordinieren und strukturieren kann und durch Zusammenarbeit Synergien schafft. Auch die unklare Rechtslage (z.B. im Hinblick auf das Urheberrecht) wurde als ein zu diskutierender Aspekt angesprochen.

Sind wir gespannt, was sich die Projektgruppe einfallen lässt. Prinzipiell ist es zu unterstützen, dass dieses Thema auch politisches Gehör findet. Die Diskussion ließ zumindest hoffen, dass sich Leute in der Kommission befinden, die aus Überzeugung an die Sache herangehen und auch an einer tatsächlichen (zeitnahen) Realisierung der Ergebnisse interessiert sind.

Schreib mal wieder?!

Mit der schriftlichen Kommunikation ist das so eine Sache. Ich muss immer wieder feststellen, dass es wirklich oft zu Missverständnissen kommt, wenn man versucht, sich in geschriebener Sprache auszudrücken. Eigentlich hat man ja länger Zeit, um sich genau zu überlegen, was man wie formulieren möchte und was die Intention dahinter ist. Vielleicht ist das aber gerade auch das Problem. Ich versuche mal meine Impressionen aus einigen Jahren schriftlicher Kommunikation darzulegen:

SMS:

Im Grunde sind SMS unbefriedigend. Eigentlich habe ich IMMER mehr zu sagen, als ich jemals in 160 Zeichen verpacken könnte.  Also muss man mehrere von ihnen schreiben. SMS-Ping Pong sozusagen. Und mit Leuten, die das gut „können“, kann das sogar viel Spaß machen. Oft bekommt man aber auch SMS, die nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, weil sie vom Verfasser regide zusammengekürzt wurden – klar, jedes Zeichen 160+ provoziert eine weitere SMS, somit wird versucht, das Einsparpotenzial des Ursprungstexts durch nachträgliche Korrekturen auszuschöpfen. Manchmal ist man am Ende gar nicht mehr sicher, ob das was da steht, das ist, was gemeint ist. Aber gut – letztlich muss man dann eben im Dunkeln tappen oder man ruft dann doch irgendwann mit den Worten „man, 20 SMS, das hätten wir auch mit 2 Minuten Gespräch klären können“ sein Gegenüber an.

Instant Messaging:

Diese, nicht mehr ganz neue Form der Kommunikation, ist ja mittlerweile allgegenwärtig. Kaum ein Social Network, das ohne diese Funktion auskommt. Dazu gibt es diverse Anbieter (Skype, ICQ, etc…), die sich auf dieses Angebot (teilweise in Kombination mit VoIP) spezialsiert haben. Toller Vorteil: Man kann seine Stimmungslage durch Emoticons noch einmal verdeutlichen. Für alle, die sich oft fragen, wie der Inhalt der Nachricht gemeint ist, zeigen kleine gelbe Smileys, wie die Botschaft zu verstehen ist. Eigentlich ganz praktisch. Kann aber auch in die Hose gehen. Letztens wollte ich ganz clever sein und diese Smileys auch fürs Handy benutzen. Auf dem iPhone ist das z.B. über die Einstellung einer japanischen Tastatur zu lösen. Prima. Dachte ich. Bis ich feststellte, dass ich seitdem alle Nachrichten von der Person, die meinen Smiley sehen sollte, auf japanisch bekam. Kommunikation gescheitert.

E-Mail:

Der Klassiker unter den neuen Formen des Austausches hat es faustdick hinter den Ohren. Bei E-Mails verlieren manche Leute alle Hemmungen! Unzählige E-Mails, die wider jeglichen orthographischen Regeln handeln und deren Hauptinhalt aus 2-seitigen Signaturen besteht: schlimm. Auch E-Mailing will gelernt sein: Nicht nur, dass es dazugehört, in einer angemessenen Zeit zu antworten, nein, auch ein gewisser Respekt im Umgang ist hier – im Vergleich zum Brief – oft Mangelware. Eventuell geht das einfach alles zu schnell und einfach. Die Hürde, eine E-Mail zu verfassen, ist denkbar klein und es gibt kaum jemanden, der keine E-Mail-Adresse hat. Ich freu mich immer sehr, wenn ich schöne E-Mails bekomme. Nachrichten, in denen ich nett angesprochen werde und wo man noch ein „Danke“ bekommt, wenn man z.B. etwas erledigt hat. Auch nicht mehr besonders gängig ist es, das „Du“ in der E-Mail groß zu schreiben. Obwohl das wirklich sehr schön ist! Was ich bei E-Mail eigentlich am Schlimmsten finde, ist, wenn man auf Antwort wartet und die nicht kommt. Manche Personen haben die große Kunst des „Nicht-Antwortens“ perfektioniert. Problematische Anfragen oder zu lösende Probleme werden dann einfach wegignoriert. Vogel-Strauß-Taktik.

Im Grunde ist es faszinierend, dass anscheinend die Fähigkeit zur korrekten schriftlichen Ausdrucksweise abnimmt, obwohl man immer mehr schriftlich kommunizieren muss. Vielleicht kann man das mit dem Grenznutzen aus der VWL vergleichen. Bei übermäßiger schriftlicher Kommunikation tritt Sättigung ein und der Nutzen kann nicht mehr gesteigert werden. Dann hilft vielleicht doch in manchen Fällen der Umstieg auf nicht-schriftliche Kommunikationsformen. Vielleicht ist Ausdruckstanz eine Möglichkeit? 😉

Summer School in Hamburg

Auch wenn man in der Universität arbeitet, hat man (bzw. habe ich) manchmal das Gefühl, dass man seine grauen Zellen mal wieder auf andere Art und Weise stimulieren müsste. Deshalb war ich mehr als begeistert, dass es mir möglich war, die Summer School zum Thema Medienkonvergenz in Hamburg zu besuchen. Organisiert wurde das Ganze gemeinschaftlich vom Institut für Medien und Kommunikation, dem Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, dem Zentrum für Medien- & Kommunikationsforschung/Research Center for Media & Communication (RCMC) und der Graduate School Media & Communication (GMaC).Diese 5-tägige Summer School beleuchtete das Thema Medienkonvergenz in Vorträgen, Workshops und Exkursion von verschiedenen Seiten. Das Programm war sehr vollgepackt und so saßen wir jeden Tag neun bis zwölf Stunden mit rauchenden Köpfen da und näherten uns dem Thema. Aufgrund der Vielzahl der Programmpunkte kann ich gar nicht auf alles im Detail eingehen, aber zum Glück gibt es ein begleitendes Weblog zur Summer School, das auch von uns Teilnehmern gestaltet wurde. Dort bekommt man einen SEHR ausführlichen Bericht über die Woche und das mit dem Vorteil, dass es nicht nur durch meine Brille gesehen wird. 😉 Im Moment ist da noch ein bisschen Baustelle, weil einige Teilnehmer ihre Artikel noch finalisieren müssen und die Gesamtordnung vielleicht noch durchdacht wird. Grundsätzlich erhält man dort aber einen guten Blick auf die einzelnen Vorträge und Workshops. Ich persönlich fand es sehr interessant zu sehen, wie meine „Mitschüler“ (–> back to school!) die erste Begegnung mit WordPress und dem Bloggen aufgenommen haben. Einige fanden das Ganze wohl eher befremdlich, andere haben sich recht begeistert vom Bloggen gezeigt. Insgesamt hat die gemeinschaftliche Erstellung des Weblogs länger gebraucht, als ich erwartet hätte. Zu viel Diskussionsbedarf und manchmal vielleicht ein bisschen zu viel Skepsis vor den WordPress-Funktionalitäten haben hier mehr Raum eingenommen als gedacht. Aber ich will nicht zu kritisch sein…ich habe mich bei den Anfängen meiner Blog-Autorenschaft auch manchmal lange mit einzelnen Beiträgen und Passagen herumgequält. Mittlerweile macht man es einfach!

Ich glaube am meisten begeistert hat mich die Exkursion zu Spiegel Online.

Nicht nur weil der Blick vom 12. Stock des Gebäudes, in dem sich der Spiegel befindet unfassbar gut war, sondern weil ich auch inhaltlich einiges mitgenommen habe. Zuerst haben wir generelle Informationen zur Spiegel-Gruppe erhalten, die dann durch die stellvertretende Chefredakteurin von Spiegel Online (Jule Lutteroth) durch eine sehr interaktive Gesprächsrunde zum Online-Auftritt des Spiegels ergänzt wurde. Über die organisationalen Strukturen zu erfahren fand ich wahnsinnig spannend und ich glaube, ich bin nicht nur an diesem Tag mit leuchtenden Augen  in den Hamburger Abend gestartet.(Der Bericht von den Autorinnen Ana und Karen, die für diesen TOP zuständig waren, gibt es hier.)

Last but not least bedarf es natürlich noch einer Erwähnung dieser wundervollen Stadt! Durch die Exkursionen aber auch private Erkundungstouren in freien Momenten hatte ich Gelegenheit viel von Hamburg zu sehen. Gerade dadurch, dass zu Fuß alles sehr schnell zu erreichen ist, kann man auch mit relativ wenig Zeit einen guten Eindruck von der Hansestadt gewinnen. Sechs Tage Hamburg – ich bin zurück mit viel neuem Wissen, einigem zum Nachdenken, vielen tollen Eindrücken und schönen Erinnerungen.

Wo geht es hin? Erst einmal ins Internetkaffee.

Der KaffeePod ist mittlerweile im dritten Semester im Praxistest und natürlich machen wir uns im Team so unsere Gedanken, wo die Reise für uns hingehen könnte. Wie das oft so ist, wird man manchmal „betriebsblind“, wenn man sich mit einer Sache sehr intensiv beschäftigt. Ganz so radikal, wie der in meinem Studium oft vernommene Ausruf „kill your babies!“ wollen wir es nicht handhaben – eine kritische Reflexion unserer bisherigen Tätigkeit ist aber sehr wohl drin.

Um auch Input und Ideen von Leuten zu bekommen, die sich nicht tagtäglich mit dem KaffeePod beschäftigen, haben wir zwei Studierenden einen Rechercheauftrag gegeben: Sie sollen für und mit uns mögliche Wege für die Zukunft des KaffeePod spinnen. Dabei steht noch nicht fest, ob diese neuen Impulse Variationen oder Ergänzungen des derzeitigen Konzepts werden. Der KaffeePod lebt, wie schon oft gesagt, von den vielen Leuten, die sich hier engagieren, deshalb wollen wir auch nicht im Verborgenen werkeln, sondern alle Interessierten (also vielleicht Dich?)  mit einbeziehen.

Julia und Martin, die für uns mögliche Szenarien für den KaffeePod spinnen, schreiben deshalb auch in einem Blog über ihre Fundstücke, Ideen und Überlegungen. Ihr könnt sie und das Gesamtprojekt durch euer Feedback unterstützen oder einfach verfolgen, welche Gedanken die beiden sich so machen.

Ihr Blog heißt passenderweise Internetkaffee. Der erste Beitrag zeigt zwei ihrer Ideen auf. Viel Spaß beim Lesen!

Kinder, Kinder…

Ein sehr erfrischender Beitrag war heute von Alex Rühle in der SZ zu finden. Betitelt mit „Die spinnen, die Eltern – Wie Angst und Ehrgeiz die Kindheit auffressen“ konnte man als Leser herrlich einer Schilderung der heutigen Elterngeneration folgen. Dabei wird überspitzt, aber durchaus wahr über die Überprotektivität mancher Mütter und Väter gespottet.

„Es ist schlichtweg nicht zu erklären, wie all diese [Eltern] ihre [eigene] Kindheit überlebt haben: Saßen unangeschnallt auf dem VW-Rücksitz. […] Waren nachmittags unbeaufsichtigt draußen. Auf Spielplätzen ohne angeschlossenes Muttercafé!“ (Rühle, 2010)

Man bekommt den Eindruck, Erziehung und die damit Beauftragten sind in zwei Lager zerfallen: Auf der einen Seite diejenigen, die es mit dem laissez-faire etwas übertreiben und schlussendlich bei der Super Nanny landen und gar nicht verstehen, wie ihnen der Herrgott nur solche Teufelsbraten schicken konnte. Auf der anderen Seiten solche, die schon vor der Niederkunft mindestens 40 Ratgeberbücher zu gesunder Ernährung, Begabtenförderung, sportlicher Aktivität und Intelligenztest ab dem 2. Lebensmonat gelesen haben. Sie fühlen sich vorbereitet und für alle Eventualitäten, die der Alltag mit einem Kind mit sich bringt, gewappnet. Dass der Hang zum Extremismus noch niemals wirklich gut war, wurde in der Geschichte mehrmals bewiesen. Jedem sein Erziehungsstil, aber heutzutage muss man wirklich aufpassen, dass man keiner Mutter (, die sind i.d.R. auffälliger) zu nahe tritt, wenn man unbedacht dem Kleinkind die Waffel von seinem Eis abtreten möchte: „Oh mein Gott, nein!! Da ist doch Z-U-C-K-E-R drin!!“ Pardon, ich vergaß.

Kopfschütteln löst es bei mir aus, wenn ich tatsächlich Eltern sehe, die ihr Kind hundesgleich an der Leine im Stadtpark spazieren führen. In dem erwähnten Beitrag wird auch davon berichtet, welche technischen Gadgets mittlerweile erhältlich sind, um die eigenen Kinder auf Schritt und Tritt zu überwachen. Das geht doch wirklich zu weit.

Auch schön wird die Entwicklung der Eltern zum natürlichen Feind des Lehrers dargestellt: Viele glauben, ihr Kind sei hochbegabt und lassen sich auch von der Bestätigung des Lehrers, dass das Kind eine absolut normale Entwicklung und Intelligenz vorweise, nicht davon überzeugen, den Traum vom eigenen Einstein oder der eigenen Marie Curie aufzugeben. „So unverschämt wie typisch der Starnberger Vater, der einer Lehrerin einen eingeschriebenen Brief schickt, der Fünfer des Sohnes müsse ein Irrtum sein, schließlich käme das Kind aus einer Akademikerfamilie, falls es den Übertritt nicht schaffe, behalte die Familie sich rechtliche Schritte vor.“ (ebd.)

Ich liebe Geschichten von Eltern, die mir über böse Kindergartentanten („immer sind alle gegen Jacqueline-Chantale!“) und ignorante Lehrer berichten. Noch lächle ich still in mich hinein und kann mich köstlich amüsieren. Im Grunde ist es ja zu befürworten, dass man sich für sein Kind einsetzt und es beschützen möchte. Da ich ja auch keine Erziehungsratschläge geben will (wer weiß, sonst landet im meinem Briefkasten noch ein Brief vom Anwalt) kann man doch nur auf die Rückbesinnung der Eltern auf ihre eigene Kindheit hoffen und zumindest mal vorsichtig vorschlagen, dass man Kind doch auch mal Kind sein lässt.

Rühle, Alex (2010). Die spinnen, die Eltern. Wie Angst und Ehrgeiz die Kindheit auffressen. Süddeutsche Zeitung, 82, S. 13.

Twitter – Ein Selbstversuch

Lange habe ich gezögert, skeptisch beäugt und durchaus kritisch gegenüber Twitter Position bezogen. Meine Auffassung war: Ich habe ein Weblog, auf diesem Weg sage ich dem Teil der Welt, der sich für meine Ansichten interessiert, was bei mir gerade so los ist. Meine aktuelle Stimmung auf 140 Zeichen unterzubringen und dabei noch eloquente und möglichst elaborierte und clevere Aussagen zu treffen…puh…ich fand den Gedanken etwas anstrengend. Außerdem bin ich ein klein wenig Freigeist und entscheide Dinge gerne, weil ich denke, dass die Zeit gekommen ist, nicht weil jemand anderes denkt, ich müsste „jetzt mal twittern“. Ansonsten würde ich mich durchaus als Early Adopter bezeichnen, aber bei Twitter habe ich etwas Anlauf gebraucht. Aber: Man soll ja schließlich eine begründete Entscheidung für oder gegen etwas treffen, also habe ich für mich beschlossen, dass ich es AUSPROBIEREN muss. Im Januar war es dann soweit. Heimlich, still und leise habe ich mir ein Twitter-Account angelegt, um mal selbst zu sehen, was mir das bringen könnte. Mit still und leise war es leider ziemlich schnell vorbei: Kaum bin ich der ersten Person gefolgt, hat diese  mich auch schon offiziell bei Twitter begrüßt, womit meine Tarnung aufflog. Na ja..so schlimm war es ja nicht und schließlich lebt Twitter ja auch von den Kontakten.

Nach gut zwei Monaten Testphase will ich ein kurzes Resümee ziehen: Mein Weblog und mein Twitter-Account nutze ich auf sehr unterschiedliche Weise. Sachen, die mir auffallen, die mir aber zu „irrelevant“ für ein ganzes Posting im Blog erscheinen, die twitter ich eben jetzt mal schnell. Richtige Argumentationsstränge bei Twitter aufzubauen halte ich nach wie vor für unmöglich – aber so ist das ja auch wohl nicht gedacht („my interpretation of Twitter“). Ab und zu gibt es auch völlig uninteressante Sachen, die ich twittere. Warum? Weil mir einfach danach war – das ist so eine Art Skype-Status-Meldung für einen anderen Personenkreis. Hat was von Katharsis. 🙂 Was mich nach wir vor etwas nervt, ist die Einbindung von Twitter bei Facebook und Co. Wer sich willentlich dafür entscheidet, mir zu folgen, der muss dann auch damit leben, wenn ich twittere, was ich will. Aber manche twittern so viel, dass das gleichzeitige Bombardement bei sozialen Netzwerken teilweise sehr anstregend ist. Da setzt irgendwann aber auch die selektive Wahrnehmung ein… 🙂

Ich habe jetzt beschlossen, den „Versuch“ als durchaus erfolgreich zu bewerten. Durch die Tweets bin ich auf interessante Seiten gestoßen, hatte selbst die Möglichkeit Beiträge weiterzugeben und kann durchaus einige nette „Gespräche“ oder Mini-Diskurse vorweisen. Mein Ziel war und ist es nicht, 1 Million Follower zu bekommen – ich beschränke mich auf einen kleinen aber feinen Kreis, dem ich folge und freue mich, wenn sich jemand für meine Tweets interessiert. Alles andere wäre nur wieder ein Zeiträuber.

Google Wave – fail?

Im Dezember ging in unseren Reihen das Fieber rum: Jeder wollte eine Google Wave-Einladung haben. Eigentlich ganz schön clever von Google. Extremen Hype erzeugen, so dass jeder einen unglaublichen Bedarf sieht, auch an diesem „neuen“ Spielzeug teilzuhaben. Auch ich habe mich hinreißen lassen und wollte wissen, was es mit Google Wave auf sich hat. Mittlerweile habe ich ein persönliches Fazit gezogen: nichts. Ich kann ehrlich keinen Mehrwert zu E-Mail etc. gewinnen. Seit einem Monat herrscht bei mir im Google Wave- Account jedenfalls Funkstille. Die Medienberichterstattung ist auch merklich auf komatöse Verhältnisse gesunken. Ich verbuche es jetzt erst einmal als gescheitertes Experiment (von Google und mir). Vielleicht lassen sie sich ja noch irgendwas einfallen, was man damit sinnvolles machen kann. Bis dahin schreibe ich weiter E-Mails.

Kreative Methoden gesucht!

In der Forschungswerkstatt in Wien wurde immer wieder der Ruf nach kreativen Methoden in der empirischen Bildungsforschung laut. „Wir müssen kreativer sein!“, schallte es da nicht nur einmal durch die Seminarräume. Klar, Kreativität kann ja nicht schaden (wobei das m.E. aber auch nicht heißt, dass traditionelle Erhebungsverfahren deshalb komplett zu verwerfen sind), aber was ist kreativ in diesem Zusammenhang? Heute morgen habe ich bei der Lektüre der W&V einen Artikel über die Studie „MindSetKids“ gefunden. Die Studie, die von IP Deutschland, Mindshare und Ravensburger in Auftrag gegeben wurde (also natürlich auch ökonomische Interessen verfolgt), zeigt eine interessante Erhebungsmethode auf: Mit Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren wurde eine Tagesablaufstudie durchgeführt. Dabei wurden den Kindern Smartphones gegeben, mit denen innerhalb von 72 Stunden alle 30 Minuten Fragen gestellt wurden. Die Antworten waren im MultipleChoice-Verfahren formuliert und es gab „Sperrzeiten“ (Schule, Schlafen, etc. – wurde individuell im Vorfeld erfragt), in denen keine Kontaktaufnahme von Seiten der Forscher erfolgte. Durchschnittlich nahm jedes Kind so an 37 Interviews teil. Die Fragen konnten auf Wunsch des Kindes auch vorgelesen werden. Die Zielgruppe wurde gefragt, was sie gerade macht, mit wem sie es macht etc. Dabei gab es einige weniger überraschende Ergebnisse, z.B. das das Fernsehen immer noch (Mono-)Medium Nummer 1 ist. Interessant ist die Möglichkeit, zu den jeweils abgefragten Situationen auch gleich ein Foto beizusteuern – per Smartphone natürlich einfach umsetzbar. Wer die Ergebnisse im Einzelnen ansehen will, der kann sich hier und hier ausführliche Informationen holen.

Diese Methode ist aufwändig und durch die Smartphones teuer. Wenn ich da aber beispielsweise an das iPhone-Projekt von Beat Doebeli denke, dann könnte man hier durchaus Synergien nutzen. Die Endgeräte wären zumindest schon vorhanden – vielleicht liesen sich auch weniger kommerziell motivierte Fragen dadurch näher beleuchten.

Um den Kreis zu schließen: Diese Methodik war mir neu und ich fand es ganz kreativ, so einen Ansatz zu wählen. Fraglich ist natürlich schon, inwieweit das forschungsethisch tragbar ist, wenn ein Kind jede halbe Stunde zu seinem Tagesablauf befragt wird. Hier sehe ich die Gefahr der Fixierung auf das Smartphone und eventuell Stresssituation aufkommen. Trotzdem, in Punkto Kreativität zumindest mal ein Ansatz!

GMW09 – Vortragsfolien

Ein kurzer Beitrag direkt von der GMW09, wo wir gestern unser Konzept zum KaffeePod vorstellen konnten. Um einen Einblick in unseren Vortrag zu geben, hier schon mal vorab die Folien. Der Beitrag ist bereits in gedruckter Form im Tagungsband enthalten, wird aber nächste Woche auch online zugänglich sein. Dann kann der Interessierte sich tiefer in unsere Ideen einlesen.