Ja ja…

… das ist schon eine peinliche Sache: Die Stadt Augsburg hat beschlossen, einen Blogger abzumahnen, der sich die Domain augsburgr.de gesichert hat. Der kostspielige Brief vom Anwalt (Forderung: 18oo Euro) kam allerdings nicht, nachdem sich der 25-Jährige auf seinem Blog in sträflicher Weise über seine Heimatstadt geäußert hatte. Nein. Hier in Augsburg ist man immer einen Schritt voraus. Aufgrund einer Anfrage des Bloggers, der (in weiser Voraussicht) bei der Stadt Augsburg angefragt hatte, ob es denn i.O. gehe, wenn er die Domain verwende, kam gleich mal ein Schreiben mit der Abmahnung ins Haus geflattert. Gratulation Augsburg! Unserem Ruf, die grantigste Stadt Deutschlands zu sein, werden wir damit jedenfalls mehr als gerecht. Nicht nur, dass wir über die Stadtgrenzen für so genannte Döner-Verbote und sonstigen Irrsinn bekannt sind, nein, jetzt dürfen wir uns auch noch in der Blogosphäre vorführen lassen. Herzlichen Glückwunsch. Hier wohnt man gern! Für alle Liebhaber: Im Provinzblog wurde auch schon berichtet.

Vortrag Jan Schmidt

Jan Schmidt, ein in der wissenschaftlichen Blogosphäre bekannter Forscher vom Hans-Bredow-Institut in Hamburg, hat gestern für einen Vortrag einen Abstecher nach Augsburg gemacht. Eigentlich war der Vortrag im Rahmen des Doktorandenkolloquiums angedacht (der Kontakt enstand über Karsten Ehms), wurde aber dann für Interessierte aus dem Studierenden- und Mitarbeiterkreis geöffnet.

Der Vortrag stand unter dem Titel „Persönliche Öffentlichkeiten im Web 2.0“ (eine ähnliche Präsentation gibt es hier. Die Folien kann ja jeder bei Interesse selbst durchklicken. Spannend war der Einstieg in die Diskussion, den der Aufhänger war ein Bild, das eine holländische Häuserfront zeigt, an der es keine Vorhänge gibt. Die Analogie ist so zu verstehen: Wer sich keine Mühe macht, Gardinen aufzuhängen, der braucht sich nicht wundern, wenn man ins Fenster sieht. Interessanterweise ist es aber beispielsweise in Holland verpönt dann eben die Privatsphäre zu stören und offensiv in das Fenster zu blicken. Zack, schon waren wir in der Diskussion. Wer ist denn nun verantwortlich? Derjenige, der das Internet nutzt, um Informationen über Personen zu erhalten, oder derjenige, der die Informationen offen zur Verfügung stellt?

Gibt es im Web auch eine Kultur des „Nicht-ins-Fenster-Guckens“, wie es in den Niederlanden üblich ist? Ich denke eher nicht. Teils anonymisiert oder, wie Jan Schmidt sich ausdrückte, mit einer „Tarnkappe“ (ermöglicht durch die jeweilige Software des sozialen Netzwerks) kann man, ohne dass für den Normaluser sichtbare Spuren hinterlassen werden, durch das Netz wandern.

Sehr anschaulich wurden die „Parallelidentitäten“ von Usern dargestellt, denn die Informationen, die man z.B. bei XING oder StudiVz von sich preis gibt, werden in der Regel doch sehr unterschiedlich sein. Das Bewusstsein der User, dass sie sich in verschiedenen Umgebungen, mit abweichenden Normen und Anforderungen bewegen, scheint durchaus gegeben zu sein. Jedoch bleibt die Frage: Warum sollte z.B. ein potenzieller Arbeitgeber diese bewusste „Spaltung“ der Persönlichkeiten auch als solche annehmen? Ist es für ihn nicht nur eine weitere, für seine Planung entscheidende Facette der Identität des Bewerbers?

Es hat mich gefreut, dass wirklich viele Studierende sich für das Thema interessiert haben und rege mitdiskutiert haben. Weitere Anknüpfungspunkte waren zahlreich vorhanden, vielleicht kann man die Diskussion irgendwann weiterführen!

Blog for sale

Im Moment bin ich mir noch nicht sicher, ob das ein großer PR-Gag ist oder ob Robert Basic ernst macht. Die BILD verkündet jedenfalls, dass der Basic Thinking Blog bei Ebay zum Verkauf angeboten wird. Auf dem Blog kann man schon mal den Verkaufstext lesen. Heute um 13 Uhr soll es los gehen mit der Versteigerung. Dann bin ich ja mal gespannt, was am Ende als Erlös zu verzeichnen ist…

Ein Jahr Blogging

Kaum zu glauben, oder? Seit einem Jahr führe ich dieses Weblog und habe dabei 85 Beiträge (das hier wird der 86ste) geschrieben. Dabei gehöre ich sicherlich nicht zu den Hardcore-Bloggern, die minütiös ihr Leben in einem Weblog aufbereiten, aber mehr als einen Beitrag pro Woche habe ich nach Adam Riese dann wohl doch geschrieben.

Mit dem Bloggen ist es schon so eine Sache: Am Anfang geht man da ziemlich blauäugig ran und versucht erst einmal so das Feld zu erkunden, auf dem man sich hier bewegt. Irgendwann merkt man, welche Art von Beiträgen besser ankommen (also einmal qualitativ – anhand des Feedbacks oder der Kommentare und einmal quantitativ – im Sinne der Klickzahlen). Es ist zwar eine interessante Erkenntnis, dass Beiträge über Tim Mälzer über Monate die Leute bei Laune halten können – letztlich hat es aber keinen Einfluss auf meinen einzelnen Beitrag. Ich blogge – ganz im Sinne der Autonomie – über was ich will und auch nur, wenn ich mich danach fühle. Manche Sachen muss man nicht mit jedem teilen, manche Sachen WILL man aber mit möglichst vielen teilen.

In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Phänomen des Bloggens ja noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive beschäftigt und das hat meine Ansichten bzw. Praktik des Bloggens wahrscheinlich schon auch verändert. Es fiel mir schwer, nicht jeden Beitrag, den ich selbst erstellt habe, zu klassifizieren. „AHA! Ein hochgradig reflektiver Beitrag“ oder „Eindeutig zu Dokumentationszwecken.“ Deshalb gab es in der heißen Phase auch eher weniger Beiträge von mir selbst. Wenn man sich ausschließlich mit Blogs und der Blogosphäre beschäftigt, dann braucht es auch mal ein wenig Abstand.

Nun ja, jetzt blogge ich also seit einem Jahr und habe nicht vor, es in nächster Zeit wieder aufzugeben. Wer sich also an meinen Blog gewöhnt hat, der kann sich freuen. Alle anderen sollten es wie Peter Lustig halten: ausschalten.

Kausale Zusammenhänge

Ich bin eine Frau und ich blogge. Soweit nichts neues. Bei jetzt.de ist ein Interview mit Jan Schmidt erschienen, das genau diesen Sachverhalt untersucht: Wird das Internet jetzt weiblich? Diese Frage kann ich zwar leider nicht beantworten, kann aber versichern, dass mein Geschlecht keinen direkten Zusammenhang mit der Aufnahme dieses Blogs hatte. Es zeigt sich in Studien, dass Frauen das Medium Weblog eher als Tagebuch benutzen, während Fachblogs überwiegend von Männern betrieben werden. Insgesamt hält sich die Geschlechterverteilung bei den Bloggern allerdings die Waage. Daraus schließe ich, dass Frauen einfach nicht so gut im Selbstmarketing sind! Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass weibliche Blogger weniger interessante Dinge zu sagen haben.

Schmidt selbst hat in seinem Blog einen Preprint zu einem Aufsatz zu Geschlechterunterschieden in der deutschen Blogosphäre veröffentlicht. Den Link zur PDF gibt es hier.