Medienkompetenz in der Politik

Nachdem mittlerweile das Schlagwort „Kompetenz“ gefühlt ja ohnehin für so ziemlich jede Lebens- bzw. Problemlage verwendet wird, verwundert es auch nicht, dass auch die „Medienkompetenz“ immer mehr an Bedeutung gewinnt. So viel Bedeutung zumindest, dass sich heute die Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft in ihrer fünften Sitzung damit beschäftigt hat. In einem Livestream konnte man der öffentlichen Sitzung folgen und in der einleitenden Diskussion bestand eigentlich fraktionsübergreifend Konsens, dass es auf allen gesellschaftlichen Ebenen einen Bedarf an einer Förderung von Medienkompetenz gibt. Dieter Baacke hat mit seiner mittlerweile zum Klassiker avancierten Definition von Medienkompetenz einen Rahmen geschaffen, der mehrheitlich anerkannt ist, aber im Zeitalter von Intenet und Co. durchaus eines Updates bedürfte.

Wichtig in der Diskussion fand ich, dass mehrfach betont wurde, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht nur eine Aufgabe der Schule sei, weil auch die Zielgruppen nicht nur Kinder und Jugendliche sind. Medienkompetenz ist zu sehen als Lebensaufgabe vom Kindergarten bis zur Rente. Gerade bei den vermittelnden Instanzen (Lehrern, Eltern,..) ist es wichtig, solide Kenntnisse zu schaffen, die sie weitergeben können.

Prof. Dr. Ring sprach von einer „gesellschaftlichen Gesamtverantwortung“ und wies darauf hin, dass Jugendschutz nicht mit Medienkompetenz gleichzusetzen ist. Finde ich auch, es wundert mich, dass man dies überhaupt erwähnen muss. Aber offensichtlich herrscht(e) die Auffassung, dass ein kritischer jugendlicher Medienkonsument auch gleichzeitig vor nicht altersgerechten Inhalten im Netz geschützt ist.

Die Projektgruppe „Medienkompetenz“ wurde jedenfalls beschlossen und eingerichtet – nicht ohne eine Diskussion über den Namen, der nach Auffassung eines Abgeordneten doch eher „Netzkompetenz“ lauten sollte. Ich glaube der Name ist eher zweitrangig, wichtig ist, dass etwas gemacht wird. Hinsichtlich der Aufgaben, wurde vorgeschlagen, doch überhaupt einmal zu sondieren, welche Angebote es denn gibt und welche davon auch qualitativen Ansprüchen genügen. Dass Angebote bestehen ist ja unstrittig, die Frage ist, wie man diese Dinge koordinieren und strukturieren kann und durch Zusammenarbeit Synergien schafft. Auch die unklare Rechtslage (z.B. im Hinblick auf das Urheberrecht) wurde als ein zu diskutierender Aspekt angesprochen.

Sind wir gespannt, was sich die Projektgruppe einfallen lässt. Prinzipiell ist es zu unterstützen, dass dieses Thema auch politisches Gehör findet. Die Diskussion ließ zumindest hoffen, dass sich Leute in der Kommission befinden, die aus Überzeugung an die Sache herangehen und auch an einer tatsächlichen (zeitnahen) Realisierung der Ergebnisse interessiert sind.

6. Augsburger Mediengespräche

Gestern fanden im schönen Rathaus die 6. Augsburger Mediengespräche statt, die unter dem Motto „Medienkinder – wie viel Medien brauchen Kinder?“ standen. Der Saal war komplett gefüllt und das Publikum wartete gespannt auf Maybrit Illner, die als Moderatorin durch den Abend führte, sowie die Gäste aus Wissenschaft, Medien und Bildung. Die Positionen wurden relativ schnell klar: Da war auf der einen Seite ein Vertreter der Wissenschaft, der ein erstaunliches Gedächtnis für Zahlen bewies und von Forschungsergebnissen in Bezug auf Kinder und Medienkonsum berichtete. Dabei schaffte er es gekonnt zu polarisieren. Am Anfang hatte ich den Eindruck, er hält überhaupt nichts von neuen Medien whatsoever, allerdings relativierte er gegen Ende der Diskussion diesen Eindruck etwas, in dem er zugab, dass neue Medien durchaus positive Aspekte zu bieten hätten. Was mich wirklich irritiert und durchaus aufgeregt hat, war die platte Diskussion in Punkto „Killerspiele“. Alleine die Verwendung dieses Schlagwortes ist in meinen Augen unangebracht. Das es gewalthaltige Spiele gibt, ist nicht von der Hand zu weisen, aber für diese Sachen gibt es in Deutschland den Jugendschutz. Dass dieser eingehalten werden muss, steht natürlich außer Frage, aber die Vertreterin vom Bayerischen Staatsministerium war wirklich äußerst bemüht, diese Killerphrase so oft wie möglich zu verwenden. Dabei ließ sich wunderbar beobachten, wie die jüngeren Zuschauer vor Verzweiflung immer tiefer in ihre Stühle rutschten und die anderen Herrschaften interessiert die Ohren spitzten. Und da liegt das Problem: In einer Diskussion, die über den Umfang des Medienkonsums von Kindern handelt, darf es nicht sofort nur noch um Killerdings hier und böses TV dort gehen. In zwei Nebensätzen wurden die positiven Seiten der Medien (ich spreche jetzt von analogen Medien UND digitalen Medien) erwähnt – eigentlich schade. Ein Kind ohne Medienkompetenz wird sich in Zukunft schwerlich behaupten können – so ist zumindest meine persönliche Meinung. Letztendlich war das Gespräch also wenig fruchtbar. Was ist denn nun die Quintessenz? Wie lange dürfen sich Kinder mit Medien beschäftigen? Einig wurden sich die Anwesenden jedenfalls nicht. Besonders schön fand ich die Aussage eines ehemaligen Lehrers, der richtigerweise gesagt hat, dass die Personen, um die es in dieser Diskussion geht, wahrscheinlich den Fernseher gleich ausmachen würden, wenn sie die Aufzeichnung sehen. „Vor allem weil hier auf so hohem Niveau diskutiert wird.“ Wer sich näher für das Thema interessiert, kann ja auch mal hier lesen.