Lektion 4: DSL loswerden ist auch nicht so einfach.

Nach drei Jahren Abstinenz vom Umzugsrummel, ist es wieder soweit. Ich habe die Kisten gepackt und wechsle die eigenen vier Wände. Die Abschiedsparty ist gefeiert (Motto: „Bye Bye Bayern“). Die Wand erstrahlt wieder in reinstem Weiß und die Klingelschilder sind entfernt. Als ich in meine Wohnung eingezogen bin, dachte ich noch, Teppiche und DSL bekommen wären Herausforderungen. Pah! Anfängerkram! Ich brauchte eine Challenge! Innerstädtische Umzüge kann ja jeder! Also, mal eben auf der Deutschlandkarte geguckt und zack…Hamburg! Ich höre meine innere Stimme rufen: „Einmal quer durchs Land – nimmst du die Herausforderung an?“

Tue ich natürlich. Und irgendwie hab ich nun ein deja-vu: Habe ich vor drei Jahren noch darum gekämpft, dass ich eine Telefonleitung bekomme, so weigerte sich der nette Telefonanbieter nun, mich aus dem Vertrag zu lassen (Stand: Anruf 1-3 bei der Hotline). Die Leitung müsse umziehen. Okay. Machen wir. Bei Anruf 4 bei der Hotline, der dazu diente, zu fragen, wann sie denn die Leitung in Augsburg abschalten, damit der Nachmieter sich einen eigenen Anbieter suchen kann, dann die Nachricht, dass DAS nun wirklich nicht ginge, so lange ich keine Umzugsadresse mitteile. Okay, eine feste Wohnung habe ich aber noch nicht, weshalb ich auch nix umziehen kann. Ja dann, so die nette Dame am Telefon, hat der Nachmieter Pech gehabt. Ich bin ja ein sozialer Mensch, sowas geht ja nicht. Anruf 5 und 6 bringen dann endlich die Lösung (die zu komplex ist, um sie hier zu beschreiben, bei Bedarf erkläre ich sie gerne im Einzelgespräch). Zuerst lassen sie dich nicht telefonieren und dann lassen sie dich nicht nicht telefonieren. Verrückt.

Dass ich jetzt nicht mehr telefonieren darf, kostet natürlich auch Geld – der Leitungsumzug hätte das aber auch. Insofern: win-win für die Telefongesellschaft! Jetzt werde ich einen Monat festnetz-fasten, um mich dann – ich ahne es schon – nächsten Monat wieder dem üblichen bangen, hoffen, warten eines Neuanschlusses zu widmen.

Januar! Noch ein Rückblick.

Ich weiß, ich weiß, im Moment wirke ich sehr in der Vergangenheit verhaftet…ist aber gar nicht so. Eigentlich stehen die Zeichen mehr auf Neubeginn – ich mag es nur ganz gerne, wenn man Dinge geklärt und möglichst vollständig zu Ende bringt. So auch das EU-Projekt, das ich nun zwei Jahre betreut habe.

Aus, vorbei…der Final Report ging in dieser Woche nach Brüssel, wo er nun begutachtet wird. Insgesamt eine gefühlte Tonne Papier (elektronische Versionen sind lediglich add-ons) wurden gedruckt, verpackt und endlich verschickt. Die letzten Wochen habe ich neben dem eigentlichen Schreiben des Berichts auch viel Zeit mit der Beruhigung der Nerven diverser EU-Partner („nein, dort brauchen wir keine Unterschrift zusätzlich“, „Ja, die Adresse, die auf dem Informationsblatt ist WIRKLICH die richtige.“) und natürlich vielen Anfeuerungsrufen verbracht. Diese zwei Jahre im Projekt haben mich rückblickend schon stark geprägt: Zum einen war ich gefordert,  mich in einen anfangs fremden Kontext, nämlich die Mathematik, einzudenken. Dabei war es auf jeden Fall eine spannende Erfahrung, zu sehen, wie Vertreter dieser Disziplin auf Probleme blicken und sie angehen. Man kann das sicherlich nicht verallgemeinern, aber ein sehr zahlenorientiertes und analytisches Vorgehen kann man durchaus erkennen und – angepasst auf die eigene Arbeitsweise – sicherlich gebrauchen. Aber der vermeintlich fremde Kontext war ganz bald nicht mehr fremd. Mit Common Sense und Offenheit gegenüber den Inhalten kann man vieles meistern – ansonsten darf man sich einfach nicht zu stolz sein, nachzufragen.

Eine zweite wichtige Erfahrung, war natürlich die Arbeit mit den Partnern. Wer mich kennt, der weiß, wie sehr ich mich für interkulturelle Zusammenhänge interessiere und somit war ich immer froh, viel von den Gepflogenheiten der anderen Länder im Projekt mitzubekommen. Erstaunlich, wie unterschiedlich die Gangart in den einzelnen Ländern und wie hoch der Bedarf an Information, Autonomie und persönlicher Bestätigung ist . Dabei kann ich übrigens nicht das Klischee des Südländers bestätigen, das teilweise eine sehr unprofessionelle Arbeitsweise impliziert. Im Gegenteil: Wenn ich eine Deadline gesetzt habe, dann konnte man wetten, dass z.B. Zypern pünklichst abliefert. Sehr löblich übrigens!

Was ich auf jeden Fall noch mitnehme, sind die Erinnerung an meine Reisen im Rahmen des Projekts. Ich hatte die Gelegenheit viele Konferenzen zu besuchen und dort Vorträge zu unseren Aktivitäten zu halten. Was das Reisen anbetrifft, hat man innerhalb von EU-Projekten wirklich gute Gelegenheit dazu, da die EU natürlich an einem aktiven Austausch mit anderen Nationen zur Dissemination (das Wort werde ich vermissen.. 🙂 ) interessiert ist. Und im Grunde ist es auch der Austausch mit anderen Personen vor Ort, der zum Weiterdenken und Vernetzen einlädt und fruchtbare Impulse für das eigene Projekt liefert. Zwei Jahre InnoMathEd sind vergangen wie im Flug. In dieser Zeit konnte ich tolle Leute kennenlernen, meine Grenzen austesten und mich inhaltlich, fachlich und persönlich weiterentwickeln. Jetzt verabschiede ich mich vom europäischen Parkett und versuche mich mal national ein bisschen weiterzuentwickeln. 😉 Ich hatte es ja schon im letzten Beitrag angekündigt…es wird viel passieren…näheres dann hier in Kürze. Nur soviel vorab: Meine Kategorie „Umzug“ wird Zuwachs bekommen.

Dezember! Zeit für den Jahresrückblick.

Gegen Ende des Jahres gehört es ja fast schon zum guten Ton, dass man eine kleine Selbstreflexion auf das zurückliegende Jahr vornimmt. Wenn man bloggt, dann hat man die Freiheit, diese Gedanken auch mit seiner Leserschaft zu teilen. Also grüble ich jedes Jahr aufs Neue, was mich in den letzten Wochen und Monaten bewegt und beschäftigt hat, welche Erfahrungen für mich wertvoll waren und bei welchen Dingen man froh ist, dass sie vorbei sind.

Als ich so über diesen Beitrag nachgedacht habe, ist mir ein Schlagwort nicht aus dem Kopf gegangen: Mut. Ich glaube, dieses Jahr war ein mutiges Jahr für mich. Viele Entscheidungen hätte ich vor zwei Jahren wahrscheinlich noch nicht so getroffen. Sei es privat oder beruflich – ich habe in 2010 gelernt, dass es gut tut, manchmal über seinen Schatten zu springen und etwas mutiges zu wagen. Nicht, dass ich vorher als ausgesprochener Angsthase bekannt gewesen wäre – aber Mut äußert sich m.E. nach auf viele Weisen. Wenn ich z.B. jemanden auf der Straße sehe, der in Not ist – dann finde ich es nicht mutig, dort zu helfen. Das ist eigentlich normal, würde ich sagen. Für mich hat Mut in diesem Jahr z.B. bedeutet, für mich selbst Entscheidungen zu fällen, von denen ich wusste, dass sie mit schwierigen oder komplizierten Konsequenzen verbunden sein können.  Wenn ich schon während meines Handelns weiß, dass durchaus eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich damit vorerst scheitere, es aber trotzdem tue, weil ich denke, dass es langfristig sinnvoll ist, dann ist das für mich schon mutig. Mut könnte also bedeuten, nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, sondern sich bewusst für den steinigen Pfad zu entscheiden, weil man hofft, dass am Ende ein nettes Plätzchen mit schönem Ausblick auf einen wartet.

Eine weitere Lektion aus 2010 ist auch, dass manche Dinge einfach länger dauern. Man kann im Leben nichts erzwingen. Natürlich soll und kann man sein bestes geben, um gute Ausgangsvoraussetzungen für einen idealen Handlungsverlauf zu schaffen – aber letztlich ist man immer Teil des Ganzen: Viele Entscheidungen, Prozesse, Taten sind an Personen, Institutionen und gesellschaftliche Vorgaben gebunden. Nur weil ich denke, dass etwas Sinn macht – und meine Wünsche oder Handlungen auch argumentativ untermauern kann – heißt das noch lange nicht, dass andere das genauso sehen. Oder genauso schnell. Oder jemals sehen werden.

Aber das muss ja nicht unbedingt schlimm sein. In der Zeit, in der die anderen noch über Pro und Contra nachdenken, hat man Zeit die Umgebung zu besichtigen, einmal durchzuschnaufen und sich neu zu orientieren. Vielleicht ergibt sich so eine Chance, an die man vorher gar nicht gedacht hätte, aber die nicht minder erstrebenswert ist. Vielleicht. Vielleicht hat man auch einfach ein bisschen Zeit mit nachdenken verbracht, was so schlecht auch nicht ist.

Falls sich der werte Leser gerade fragt, „auf was will sie hinaus?“. Gute Frage! Ich denk gerade noch darüber nach. Aber ich habe ja gelernt, dass ich das jetzt auch noch gar nicht wissen muss! Denn gut‘ Ding will Weile haben. Und da ich jetzt mutig bin, habe ich keine Angst diese Zeit auszusitzen. Ich bin wahnsinnig gespannt auf das neue Jahr. Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass sich da eine Menge für mich verändern wird. Und Veränderung tut auch dem Gewohnheitstier oft ganz schön gut.

Mathematics Education with Technology – Experiences in Europe

Ich muss zugeben, heute bin ich ein bisschen aufgeregt, denn es ist endlich da: Das Buch zum EU-Projekt InnoMathEd kam heute frisch aus der Druckerpresse ins Office geliefert. Es ist schon toll, wenn man so viel Mühe und Zeit in eine Sache steckt und am Ende auch etwas schönes dabei herauskommt.

Bianco, T. & Ulm, V. (2010) (Ed.). Mathematics Education with Technology – Experiences in Europe. Augsburg: University of Augsburg.

Im Buch sind auf 272 Seiten diverse Artikel von Autoren aus ganz Europa, die ihre Erfahrungen mit dem Einsatz von Computern im Mathematikunterricht weitergeben. Das Spektrum reicht dabei von Excel, über eigens geschriebene Programme bis hin zur Arbeit mit Interaktiven Whiteboards. Zusätzlich gibt es noch eine CD, auf der nicht nur das Buch als PDF-Version vorhanden ist, sondern unzählige Lernumgebungen (eingeteilt nach der eingesetzten Software), die Schülern, Lehrern, Studierenden und sonstigen Interessierten Good Practices für die Arbeit im Unterricht geben.

Update (01.12.10): Das Buch kann jetzt auch online abgerufen werden.

Campus Innovation in Hamburg

Am Donnerstag und Freitag habe ich in HH die Campus Innovation besucht. Ich hatte viel gutes über die Veranstaltung aus den Vorjahren gehört und mich richtig gefreut. Aber irgendwie…wollte der Innovationsgedanke nicht so recht auf das Publikum überspringen. Zuerst einmal das Positive: Die Tagung war wirklich sehr gut organisiert. Die Location, das Curio Haus in Hamburg, ist sehr schön und vom Ablauf und Programm kann man sich nicht beschweren. Inhaltlich sah die Sache leider etwas anders aus.

Die Key Note von Prof. Dr. Müller-Böling mit dem  Titel „10 Jahre entfesselte Hochschule – in der Virtualität angekommen?“ fing eigentlich sehr interessant an. Er sprach über die Umbrüche im Hochschulsystem, von denen er sagte, dass diese in den 1990er Jahren genauso dramatisch waren, wie die zu Zeiten Humboldts. Dabei waren die Unis und FHs aus seiner Sicht geprägt von „Erstarren, Festhalten und Einmauern“. Die Hochschulen seien sich aber mittlerweile bewusst, dass Wettbewerb notwendig ist, denn die „Fiktion der Gleichheit hat sich aufgelöst“. Ich bin nicht so sicher, ob das jede Uni in gleichem Maße internalisiert hat, aber ja, ich glaube auch, dass die Darstellung der Möglichkeiten für potenzielle Studierende mittlerweile ganz anders als noch vor 20 Jahren aussieht. Tja, gerne würde ich noch mehr von seinen Thesen schreiben, aber mitten im Vortrag kam es auf einmal zu einer kleinen Revolte im Saal. Auf einmal stürmten vielleicht 10 Studierende den Raum, bewaffnet mit Flugblättern („Unsere Forderungen“) und Megafon. (Letzteres habe ich aus 40cm Entfernung kennenlernen dürfen…aber das ist eine andere Geschichte.) Es war eine sehr skurrile Situation, wenn Studierende wie von der Tarantel gestochen im Kreis im Saal laufen und ihre Parolen durch den Saal gröhlen, sich aber keiner wirklich konstruktiven Diskussion stellen wollten. Im Grunde wollen sie eine Umgestaltung der BA/MA-Studiengänge, eine Abschaffung der Studiengebühren, Mitbestimmung statt Management und eine konsequente Nutzung von Open-Source Software auf dem Campus. Nachdem irgendwann die Uni-Leitung eingriff, wurden die Studierenden nach langer Diskussion aus dem Saal begleitet.

Am zweiten Tag war die Key Note von Peter Schaar, dem Bundesdatenschutzbeauftragten, angesetzt. Ich hatte ihn bereits auf der Republica vor einiger Zeit gehört und mich RICHTIG gefreut. Das Thema war „Forschungsklauseln des Bundesdatenschutzgesetzes und deren technisch-organisatorische Umsetzung in der Praxis“. Ja. Genauso spannend war es leider auch. Es wurde viel über Anonymisierung und Pseudonymisierung von Forschungsergebnissen gesprochen, aber ganz ehrlich, neu war das leider alles nicht. Ich habe dann per Twitter gleich Schelte bekommen, warum ich denn den Vortrag so angepriesen hätte. Sorry dafür.

Ein Teilnehmer hat es auf den Punkt gebracht: Ein bisschen weniger Campus, dafür ein bisschen mehr Innovation hätte der Veranstaltung gut getan. Nun gut, die Gespräche, die in den Pausen liefen, waren es allemal wert, dabei gewesen zu sein und der abschließende Vortrag von Rolf Schulmeister (der auch schon die ganzen zwei Tage angepriesen wurde) war wirklich ein schöner Abschluss und hat mich dann zumindest ein bisschen  besänftigt aus der Tagung entlassen.

And the winner is…

… KaffeePod! Gestern wurde der KaffeePod zum Abschluss des Betacampus-Projekts ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Rahmen der Projekttage der Universität statt, in denen das Begleitstudium vorgestellt wird.

Das Betacampus-Projekt wurde vor einiger Zeit ins Leben gerufen, nachdem die Uni Augsburg im Rahmen einer Ausschreibung 100.000 Euro vom Stifterverband erhalten hat. Dieses Geld sollte verwendet werden, um die Innovationskraft der Uni zu stärken. Umgesetzt wurde dieses Vorhaben im Rahmen eines Wettbewerbs, in dem Studierende und Mitarbeiter Ideen einreichen konnten.

Wir haben uns mit dem KaffeePod auch erfolgreich beworben – von 46 Einreichungen wurden 15 Projekte gefördert. Nachdem das Projekt nur mehr als ein Jahr lief, wurden wir gestern als das Projekt mit der größten Öffentlichkeitswirkung ausgezeichnet. Die beiden anderen Preisträger sind Uni-Navi (Kategorie Innovationskraft) und das Brauchwiki (Kategorie Anwendungsbreite).

Obwohl ich mich sehr über die Auszeichnung freue – vor allem, weil so auch das ganze Team öffentlich sein verdientes Lob bekommt, war ich streckenweise nicht ganz zufrieden mit der Umsetzung des Betacampus: Der Informationsfluss war leider teilweise nicht immer optimal und ich weiß von einigen anderen Projekten, die leider nicht auf so ein eingespieltes Team wie wir vom KaffeePod zurückgreifen konnten und als Einzelkämpfer mit der Umsetzung ihrer Ideen Probleme hatten. Falls es irgendwann eine Wiederholung eines solchen Wettbewerbs gibt, plädiere ich deshalb für ein gut ausgereiftes Projektmanagement, das sich vor allem durch Transparenz auszeichnet. Ich hoffe, dass alle Projekte und Ideen, die gestern nicht ausgezeichnet wurden, dennoch gut umgesetzt wurden oder werden, da die Ideen wirklich sehr clever waren und eine Förderung verdient haben.

Von Schafen und Schäfern

Dies ist eine Geschichte von Schafen und Schäfern. Eigentlich aber auch ein bisschen von Kaninchen. Versuchskaninchen. Könnte man jedenfalls so sagen, nachdem Gabi, angeregt durch Reinhard Bauer, auf die Idee kam, eine Schreibwerkstatt im Kolloquium durchzuführen. Das genaue Konzept kann hier nachgelesen werden. Laut Zeitplan war ich die Erste, die dieses Experiment mitmachen durfte. Ich habe mich dazu entschieden, diesen Blogbeitrag prozessbegleitend zu schreiben – im Moment (17.09.10) ist es also nur ein Entwurf, der dann nach der Durchführung der Schreibwerkstatt mit allen Erfahrungen veröffentlicht wird.

Aber jetzt mal zum Schaf-Thema: Die Teilnehmer des Kolloquiums (a.k.a. Schafe) waren aufgefordert, sich einen Schäfer zu suchen, der sich bereit erklärt, einen Text zu reviewen. Das Ganze passiert in zwei Schlaufen bevor dann alle Doktoranden den verbesserten Text zur Vorbereitung geschickt bekommen. In der Präsenzsitzung wird dann darüber diskutiert.

Phase 1: Schäfer – Schaf

Ich habe mir Freddy als Schäfer ausgesucht. Zum einen, weil er mein selbsternannter Diss-Tandempartner ist (was ein guter Deal für mich ist, weil er seine Promotion schon lange abgeschlossen hat 🙂 ) und zum anderen, weil ich von ihm sehr gut Kritik annehmen kann: Er kann verständlich erklären, wo er Verbesserungspotenzial sieht und als alter Hase weiß er auch, worauf zu achten ist. Mir scheint, für ihn war das eine genauso große Herausforderung, wie für mich. Nachdem ich ihn gebeten hatte, SUPER kritisch zu sein, hat er auch wirklich zu jedem Satz der zehn Seiten eine Anmerkung gemacht. Das war für ihn viel Arbeit und für mich dann auch, als ich die Anregungen integriert habe. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Bereits nach Runde 1 finde ich den Text viel besser und runder als vorher! Auch die empfohlene zweite Feedback-Runde läuft ziemlich problemlos. Ich bekomme noch gesagt, was denn alles gut sei am Text *freu* und noch ein paar kleine Anmerkungen, die ich auch als sinnvoll erachte und deshalb einbaue.

Phase 2 – Versenden und Lesen:

Es geht in Phase 2 des Experiments. Jetzt müssen alle Workshopteilnehmer meinen Beitrag lesen, auch ich bekomme die Beiträge der anderen zwei Schäfchen zum intensiven Lesen. Dadurch, dass ich weiß, wie viel Arbeit bereits im Artikel steckt, lese ich die Texte noch aufmerksamer als sonst und mache mir Notizen für den Workshop. Die zwei Texte, die ich reviewen muss, sind sehr unterschiedlich: beim einen geht es um ein Dissertationsvorhaben, beim anderen um ein fertiges Kapitel einer Promotionsarbeit.

Phase 3 – Präsenzsitzung:

Es folgte das Kolloquium, in dem die Texte besprochen wurden. Ich hatte die Ehre, als Erste anzutreten. Nachdem ich kurz in den Text eingeführt hatte und einige kleinere Fragen zum Kontext und Inhalt geklärt waren, musste ich die Runde verlassen und mich von den anderen abwenden. Das Ganze soll bezwecken, dass die nun folgende Diskussion sich nicht auf mich als Person konzentriert, sondern auf der Sachebene am Text orientiert ist. Ich hatte mir die Situation sehr seltsam vorgestellt, aber wider Erwarten war das echt ein gutes Erlebnis! Oft sagt man ja „da wäre ich gerne Mäuschen gewesen“: zu hören, wie die anderen meinen Text beurteilen, konstruktive Vorschläge machen und über einzelne Passagen diskutieren – spannend! Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt angegriffen oder „ungerecht“ behandelt gefühlt. Zwar musste ich wohl gelegentlich lachen oder den Kopf schütteln, weil ich da erst gemerkt habe, dass das, was ich im Text ausdrücken will, noch nicht präzise genug argumentiere – aber auf persönlicher Ebene war das ziemlich relaxed. Irgendwann durfte ich den Kreis dann wieder betreten und noch letzte Fragen klären. Ganz offiziell wird dann nochmal gedankt, dass man den Text mit den anderen geteilt hat. Aber auch ich will mich bedanken, weil ich gemerkt habe, dass die anderen Teilnehmer sich wirklich intensiv mit dem Text auseinandergesetzt haben und Sachen aufgekommen sind, die ich einfach gar nicht mehr gesehen habe. Die Sitzung war fordernd aber mir hat das wirklich was gebracht. Ich kann deshalb Leuten, die (wissenschaftlich) schreiben, nur dazu raten, so etwas auch mal zu organisieren und durchzuführen. Wenn man sich darauf einlässt, hat man einen großen Nutzen davon. Gabi hat auch schon gebloggt – hier gibt es den Beitrag zum Nachlesen.

Für mich geht es jetzt noch darum, die Anmerkungen noch zu überdenken und dann in den Text einzubauen. Ein Teilnehmer hat mich nach dem Kolloquium gefragt, „ob ich denn jetzt noch was ändern werde“. Ja klar! Die Ideen waren teilweise wirklich sinnvoll und total nachvollziehbar. Es wäre ja Irrsinn, das zu ignorieren…

Me Public

Die Nutzung von sozialen Netzwerken bewegt die Gemüter ja schon seit längerem. Wie die Cash Cow unter den sozialen Netzwerken entstanden ist, kann man sich derzeit im Kino ansehen. MTV Networks und VW haben eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit den Nutzungsgewohnheiten der 14- bis 29-Jährigen in eben diesem Social Web beschäftigt. Die Besonderheit: Es wurden in zehn Ländern 26.000 Interviews mit Personen der relevanten Zielgruppe geführt. Dazu kam eine Auswertung von Studien und Forschungsergebnissen aus dem betreffenden Bereich. Außerdem wird angegeben, dass Online-Tagebüche und Online-Shadowing (dabei wird der Proband bei der Nutzung beobachtet) in allen zehn Ländern zur Anwendung kamen.

Wenig neu ist die Erkenntnis, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen technisch gut ausgestattet sind (93% besitzen z.B. ein Mobiltelefon). Das Medium TV liegt den Ergebnissen nach immer noch vor der Nutzung von sozialen Netzwerken. Bei der mobilen Nutzung der Social Networks ist Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen. Nur 14 Prozent der Befragten gaben an, mittels Mobile Devices online zu gehen – in Japan sind es im Vergleich ganze 41 Prozent.

Etwas eigentümlich finde ich die Nutzertypologie, die aus den Daten generiert wurde: So haben sich innerhalb der untersuchten Länder sechs globale Nutzertypen gezeigt. Vielleicht irritieren mich nur die „poppigen“ Namen, denn ich finde sie wenig intuitiv und greifbar. Da wäre etwas weniger Wortwitz vielleicht angebracht gewesen. Die dahinterstehenden Charakteristika kann ich aber durchaus nachvollziehen. Im Einzelnen sind das (in absteigender Reihenfolge nach Häufigkeit der Nutzung):

Mediadics – engagiert, größte Nutzungsdauer

Tagtics – suchen gezielt nach Informationen

Skipits – stehen sozialen Netzwerken skeptisch gegenüber (hier finden sich viele Deutsche! Frau Aigner lässt grüßen 😉 )

Funatics – stehen auf Entertainment, zeigen wenig eigene Aktivität im Netz

Crewsers – sehen Netzwerke als Plattform zum Austausch

Nobuddies – nutzen soziale Netzwerke gar nicht oder nicht mehr

Happy Birthday!

Bildquelle: aboutpixel.de / Happy Birthday © Moritz Mehrlein

Unglaublich, aber wahr: Mein Weblog wird nächsten Monat drei Jahre alt. Insgesamt komme ich auf 198 Beiträge in diesen 36 Monaten. Nicht schlecht, würde ich sagen! Dafür, dass ich gar nicht so genau wusste, wo die Reise mit meinem Blog hingeht, bin ich sehr zufrieden. Ich habe es geschafft, das Blog zu MEINEM Blog zu machen. Wer mich kennt, wird mich in meinen einzelnen Beiträgen wiederfinden, vielleicht manchmal schmunzeln oder sich auch direkt angesprochen fühlen (na, wer ist heute dran? 😉 ). Und nein, das ist kein „Knowledge Blog“, so wie ich es in meiner Masterarbeit definiert habe. Hier geht es nicht nur um meine wissenschaftliche oder berufliche Tätigkeit. Ich weiß, dass viele meiner Freunde, die nicht direkt im Wissenschaftsbetrieb sind, meine Blogpostings lesen und so gibt es eine gute Mischung von Alltag und Wissenschaft. Oder: „Wie finde ich Wissenschaft im Alltag?“ und umgekehrt. Ich mag mein Blog! Das hat nichts mit Narzissmus zu tun sondern eher mit der Tatsache, dass viele Gedanken so unglaublich flüchtig sind. Indem ich sie aufschreibe (und zwar so, dass man sich möglichst nicht dafür schämen muss 😉 ) haben sie Bestand. Und wenn ich manchmal zurückblättere und lese, was ich z.B. im Oktober 2007 geschrieben habe, dann muss ich lachen. Oder bin froh, dass ich manche Sachverhalte immer noch ganz genauso sehe. Manche Sachen würde ich jetzt vielleicht anders interpretieren oder niederschreiben, aber insgesamt: alles im grünen Bereich!

Die Top 3 der am meisten aufgerufenen Beiträge in diesen drei Jahren sind übrigens sehr willkürlich:

1. Pink Ribbon (Beitrag von 10/08)

2. Word Clouds erstellen (Beitrag von 01/09)

3. Optimist, Pessimist, Realist (Beitrag von 01/09)

Meine persönliche Top 3 würde anders aussehen. Aber ich habe ja schon mal darüber geschrieben, wie lustig es manchmal ist, meine Blogstatistiken anzugucken.

Ich gehe davon aus, dass ich auch in Zukunft weiterschreiben werde. Und ich hoffe, dass ihr auch weiterhin mitlest! 😉