Glück als Schulfach

Heute morgen habe ich im ARD Morgenmagazin einen interessanten Beitrag gesehen: Eine Heidelberger Schule hat seit einem Jahr Glücks-Unterricht etabliert. Die Schüler haben dort wichtige Lektionen zu Lebensfreude, Motivation und Gesundheit kennengelernt – alltägliche Dinge, die in den Familien oft nur unzureichend vermittelt wurden. Der Rektor äußert dabei einen sehr schönes Statement, das ich gerne hier wiedergeben möchte: „Wir sollten uns daran orientieren, welche Potenziale in unseren Jugendlichen schlummern und […] ich denke, wir haben eine ganz große Breite von Möglichkeiten, nicht nur in der Elite.“ Recht hat er und die Idee sollte breit angelegt Schule machen: Denn den Schülern bzw. jungen Menschen zu zeigen, dass sie etwas wert sind, egal mit welchen Voraussetzungen sie ins Erwachsenenleben starten, finde ich eine tolle Idee. Die Schule nimmt in meiner Wahrnehmung immer mehr die Rolle des Vermittlers von Werten und Normen ein, die früher noch ins Aufgabenfeld der Eltern fiel. Wenn diese allerdings überfordert sind oder schlichtweg keine Zeit haben, ist es zumindest ein guter Ansatz, den Kindern und Jugendlichen auf diese Art und Weise eine Perspektive zu geben.

Hab heut meinen philosophischen Tag…

„Aber finden Sie nicht, […] dass es besser ist, nur eine kurze Zeit sehr glücklich zu sein, auch wenn man dieses Glück verliert, als sein ganzes Leben nur einigermaßen über die Runden zu bringen?“

Diese Frage stammt aus dem Buch, das ich gerade lese („Die Frau des Zeitreisenden“ von Audrey Niffenegger). Irgendwie beschäftigt mich das. Wenn man tatsächlich die Wahl hätte zwischen absoluter Glückseligkeit, wenn auch nur für kurze Zeit oder suboptimalem Glücklichsein zeitlebens – was würde man nehmen? Moderne Frauenzeitschriften raten bei derartigen Dilemmata zu Pro- und Contra-Listen, deshalb:

Pro (kurzes aber heftiges Glück):

Gute Sachen bleiben dem Menschen stärker in Erinnerung. Ich weiß nicht, ob es dafür empirische Belege gibt, ich mutmaße hier mal aus meiner Erfahrung. Es fällt mir viel schwerer mich an schlechte Momente in meinem Leben zu erinnern als an Tage, an denen ich besonders glücklich war. Ergo würde man von kurzem aber intensivem Glück ein Leben lang profitieren können.

Pro (moderates Glück zeitlebens):

Eigentlich beißt sich hier die Katze schon in den Schwanz, denn schließlich gibt es Glück doch nur zu 100 Prozent, oder? Glück gibt es doch nicht, wie beim Metzger als Aufschnitt, wahlweise in 50 oder 200 Gramm. Glück gibt es nur am Stück, nach dem Motto, ganz oder gar nicht. Jeder andere Zustand ist dann zwar nicht per se „Pech“ oder schlecht, aber eben doch auch nicht Glück. Deshalb revidiere ich mein „Pro“ und gehe gleich weiter zum …

Contra (kurzes aber heftiges Glück):

Der Nachteil dieser (theoretischen) Wahlmöglichkeit liegt klar auf der Hand: Schaut man sich kurz um, ist das Glück auch schon wieder davongaloppiert. Aus und vorbei. Rien ne va plus. Und da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, fällt er erst einmal in ein riesiges Loch. Dumme Sache das.

Contra (moderates Glück zeitlebens):

Hm..ja…man kann sich natürlich auch mit weniger zufrieden geben. Das Einpendeln auf ein gewisses Level auf dem es sich gemütlich und relativ gut leben lässt hat schließlich auch war für sich. Oh Moment…das sollte ein Contra werden: Laaaaaangweilig! Wer will denn schon ständig vor sich hindümpeln! Leidenschaft, Engagement und Power heißt die Devise!

Deshalb meine persönliche Antwort auf die Eingangsfrage:

Geschickt ist der, der sich der herausragenden Eigenschaft des Glückes bewusst wird: Es kommt immer wieder – zwar in anderer Gestalt, aber es kommt. Deshalb sollte man das Glück packen, wenn es da ist. Alles mitnehmen, was geht, und es dann für den Moment ziehen lassen. Nach dem Bumerang-Prinzip schaut es nämlich sicherlich mal wieder vorbei. ;))