Hands on.

Frauenzeitschriften sind ein Phänomen für sich: Gedankenloses blättern durch farbige Modeseiten (in diesem Herbst ein must-have: rot), akurate Wochenplanung mit astrologischen Weisheiten und die immer wieder sterbende Hoffnung, die „simpelste fünfstöckige Polenta-Tonkabohnen-Ratatouille Trilogie, die Sie je gesehen haben“ nachkochen zu können. Unbezahlbar. Aber es gibt Momente, da greifen selbst die seichtesten Magazine einen interessanten Gedanken auf. So geschehen gestern, als ich in der Glamour die Ergebnisse dieser Umfrage las, die danach fragte, ob es okay ist…

Die Handschrift ist es etwas sehr persönliches und obwohl es der Effizienz sicherlich dienlich ist, Nachrichten per PC o.ä. zu verfassen –  der Effekt einer handgeschriebenen Nachricht ist viel größer. Würde ich Geburtstagskarten von meinen Freunden in meinem Briefkasten finden, die mit dem Drucker statt hangeschrieben wurden – ich wäre enttäuscht. Falls also jemand plante, dies im nächsten Jahr zu tun: just don’t. Und im Grunde ist es erschreckend, dass ich einige meiner Kollegen oder Bekannten nicht an der Handschrift erkennen würde! Ganz einfach deshalb, weil ich in seltensten Fällen etwas handgeschriebenes von ihnen zu Gesicht bekomme. Abgesehen von Unterschriften oder kurzen Notizen ist es heute möglich, sich komplett auf digital erstellte Aufzeichnungen zu verlassen: Ob auf dem Rechner, dem Smartphone oder sonstwo – Handgeschriebenes kommt aus der Mode. Dabei ist die eigene Handschrift meines Erachtens nach ein starker Ausdruck der Persönlichkeit. Im Laufe des Erwachsenwerdens verändert sich die Schrift, wird gleichmäßiger oder immer unleslicher – sie ist und bleibt doch distinktives Erkennungszeichen eines jeden Einzelnen. Stunden habe ich als Jugendliche damit verbracht, meine eigene Unterschrift (, die ja auch Teil der Handschrift ist) zu üben und zu „perfektionieren“. Manche können auch in späteren Jahren eine „Teilüberarbeitung“ ihres Ichs vornehmen, wenn sie z.B. beschließen zu heiraten und den Namen des Partners anzunehmen (ja, diese geschlechtsneutrale Formulierung ist bewusst gesetzt). Aber die handgeschriebene Unterschrift wird hoffentlich nicht so schnell alternativen Authentifizierungsmethoden, wie Fingerabdruck etc. weichen – zumindest würde ich mir das für persönliche Nachrichten wünschen. Hmm… ich glaube ich muss mal wieder einen Brief schreiben, oder zumindest eine Karte – damit meine Freunde nicht vergessen, wie meine Schrift aussieht.

„Du bist nicht von hier, oder?“

Es ist lange still in diesem Weblog gewesen. Für mich hat Bloggen ja immer auch etwas mit Katharsis zu tun und es gab dann einfach Momente, die man gerne mit anderen teilen möchte. Oder muss. Je nachdem, wie dringlich das Anliegen war. Zu Beginn dieses Jahres hat mich wohl mein Umzug nach Hamburg am meisten beschäftigt. So viele neue Eindrücke, Gesichter, Erfahrungen. Und ich bin immer noch gern hier. Nein, eigentlich ist das falsch ausgedrückt: Ich liebe es!! Jeden Tag entdecke ich mehr von dieser tollen Stadt und ich glaube schon, dass ich ziemlich gut im Auskundschaften bin. Zum Abschied habe ich ein Buch mit dem Titel „100 Dinge, die man in Hamburg erlebt haben muss“ geschenkt bekommen. Irgendwie habe ich es geschafft, fast alle 100 Sachen besucht, erlebt oder erkundet zu haben. Besonders schön finde ich es immer, wenn ich Hamburgern (ob waschecht oder schon länger hier lebend) noch das ein oder andere Highlight zeigen kann, das sie noch nicht kennen. Auch toll ist, wie die alten Hamburger Hasen sich immer wieder Mühe geben, mir (für sie wahrscheinlich todlangweilige) Hamburger Sehenswürdigkeiten zu zeigen.

Es ist ein bisschen so, als hätte ich im Januar auf GoogleMaps nach „Hamburg“ gesucht und einen grob schematischen Plan dieser Stadt im Kopf gefunden. Mittlerweile habe ich den Maßstab angepasst, kann hinein- und herauszoomen und bewege mich weit entfernt vom Touri-Dasein. Jeden Tag gibt es einen Farbklecks, einen Straßenzug oder eine Location mehr auf meinem mentalen Stadtplan, der für mich Hamburg ausmacht.

Meinen Dialekt kann ich immer noch nicht verbergen – will ich auch gar nicht.  Trotzdem gewöhnt man sich im Norden an, vergangene Ereignisse eher im Präteritum als im Perfekt auszudrücken. Tut auch gar nicht weh. Schmunzeln muss ich, wenn neue Bekannte hier versuchen, Augsburgerisch zu sprechen und z.B. „was magsch denn trinken“ sagen. Herrlich. Der zusammengekniffene Gesichtsausdruck, als müssten sie in eine Zitrone beißen und gerade Swahili sprechen ist unbezahlbar. Aber sie geben sich Mühe – und das ist großartig. Oft haben die Nordlichter arges Mitleid mit mir, wenn, wie in diesem Sommer, das Wetter eher mau ist. Ich find es gar nicht schlimm. Wegen des Wetters bin ich nicht hierhergezogen. Und was bringt mir die Sonne im Süden, wenn ich dafür auf den Blick auf die Elbe verzichten muss?

Ich mach dann hier mal weiter. Und bemühe mich, mein Weblog wieder ein bisschen netter zu behandeln. Aber so richtig „raus“ muss grad nix. Ist vielleicht ja auch nicht schlecht.

Agenturleben

Bei meinem Vorstellungsgespräch wurde ich gefragt, warum ich denn gerne in eine Agentur möchte. Die Frage allein zeigt schon ganz gut auf, dass das Selbstbild einer Agentur sich von dem eines Unternehmens unterscheidet. Damals habe ich geantwortet, dass es für mich keinen Unterschied macht, ob ich in einem Unternehmen oder einer Agentur arbeite – Geld verdienen wollen schließlich alle und hart gearbeitet wird wohl überall. Für mich lag der Unterschied, den man an der Oberfläche wahrnimmt, in der Kultur: Meine Vermutung war, dass das gemeinsame Arbeiten und die Dynamik sich doch von einem Konzern unterscheiden müssten. Tja, what can I say… nach drei Monaten Agenturleben, kann ich sagen, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hat.

Grundsätzlich sind alle per Du. Egal, ob Vorstand oder Praktikant, jeder spricht sich mit Vornamen an. Oft gibt es ja das Argument, dass man mit einigen Leuten gar nicht per du sein will. Da hat ja jeder seine eigene Meinung, ich kann nur sagen, bei uns funktioniert das sehr gut und ich habe auch nicht das Gefühl, dass das fehlende SIE mit einem mangelnden Respekt einhergeht. Ganz im Gegenteil. Außerdem kenne ich das auch schon in Teilen von der Uni – da haben auch schon immer einige verwundert geguckt, als sie hörten, dass ich als Hiwi meine Professorin mit „Du“ anrede.

Dadurch, dass die Belegschaft aus jungen und jungebliebenden Leuten besteht, muss ich manchmal schon überlegen, ob ich jetzt noch in der Arbeit bin… Eine Tischtennisplatte und ein Kickertisch für die Belegschaft, jeden Morgen Frühstück und zwischendurch andere kleine oder größere Events, die uns bei Laune halten. Wir arbeiten hart und viel, aber dafür wird auch versucht, den Arbeitsalltag so nett wie möglich zu gestalten. Wenn an Ostern 200 Schokohasen auf die Mitarbeiter warten und es dazu – Überraschung!! – ein Osterfrühstück gibt, dann ist das schon nicht selbstverständlich.

Wer über den neuesten Schabernack auf dem Laufenden gehalten werden will, der kann ja mal hier vorbeigucken: Radicalmonday.

Also, Fazit: Agentur kann ich auch. Obwohl ich zugeben muss, dass ich es auch nicht schlimm fand, als meine Chefin neulich meinte: „Du bist halt nicht so ein Agenturmäuschen.“ Stimmt nämlich, Mäuschen kann ich nicht. 😉

Lektion 4: DSL loswerden ist auch nicht so einfach.

Nach drei Jahren Abstinenz vom Umzugsrummel, ist es wieder soweit. Ich habe die Kisten gepackt und wechsle die eigenen vier Wände. Die Abschiedsparty ist gefeiert (Motto: „Bye Bye Bayern“). Die Wand erstrahlt wieder in reinstem Weiß und die Klingelschilder sind entfernt. Als ich in meine Wohnung eingezogen bin, dachte ich noch, Teppiche und DSL bekommen wären Herausforderungen. Pah! Anfängerkram! Ich brauchte eine Challenge! Innerstädtische Umzüge kann ja jeder! Also, mal eben auf der Deutschlandkarte geguckt und zack…Hamburg! Ich höre meine innere Stimme rufen: „Einmal quer durchs Land – nimmst du die Herausforderung an?“

Tue ich natürlich. Und irgendwie hab ich nun ein deja-vu: Habe ich vor drei Jahren noch darum gekämpft, dass ich eine Telefonleitung bekomme, so weigerte sich der nette Telefonanbieter nun, mich aus dem Vertrag zu lassen (Stand: Anruf 1-3 bei der Hotline). Die Leitung müsse umziehen. Okay. Machen wir. Bei Anruf 4 bei der Hotline, der dazu diente, zu fragen, wann sie denn die Leitung in Augsburg abschalten, damit der Nachmieter sich einen eigenen Anbieter suchen kann, dann die Nachricht, dass DAS nun wirklich nicht ginge, so lange ich keine Umzugsadresse mitteile. Okay, eine feste Wohnung habe ich aber noch nicht, weshalb ich auch nix umziehen kann. Ja dann, so die nette Dame am Telefon, hat der Nachmieter Pech gehabt. Ich bin ja ein sozialer Mensch, sowas geht ja nicht. Anruf 5 und 6 bringen dann endlich die Lösung (die zu komplex ist, um sie hier zu beschreiben, bei Bedarf erkläre ich sie gerne im Einzelgespräch). Zuerst lassen sie dich nicht telefonieren und dann lassen sie dich nicht nicht telefonieren. Verrückt.

Dass ich jetzt nicht mehr telefonieren darf, kostet natürlich auch Geld – der Leitungsumzug hätte das aber auch. Insofern: win-win für die Telefongesellschaft! Jetzt werde ich einen Monat festnetz-fasten, um mich dann – ich ahne es schon – nächsten Monat wieder dem üblichen bangen, hoffen, warten eines Neuanschlusses zu widmen.

Dezember! Zeit für den Jahresrückblick.

Gegen Ende des Jahres gehört es ja fast schon zum guten Ton, dass man eine kleine Selbstreflexion auf das zurückliegende Jahr vornimmt. Wenn man bloggt, dann hat man die Freiheit, diese Gedanken auch mit seiner Leserschaft zu teilen. Also grüble ich jedes Jahr aufs Neue, was mich in den letzten Wochen und Monaten bewegt und beschäftigt hat, welche Erfahrungen für mich wertvoll waren und bei welchen Dingen man froh ist, dass sie vorbei sind.

Als ich so über diesen Beitrag nachgedacht habe, ist mir ein Schlagwort nicht aus dem Kopf gegangen: Mut. Ich glaube, dieses Jahr war ein mutiges Jahr für mich. Viele Entscheidungen hätte ich vor zwei Jahren wahrscheinlich noch nicht so getroffen. Sei es privat oder beruflich – ich habe in 2010 gelernt, dass es gut tut, manchmal über seinen Schatten zu springen und etwas mutiges zu wagen. Nicht, dass ich vorher als ausgesprochener Angsthase bekannt gewesen wäre – aber Mut äußert sich m.E. nach auf viele Weisen. Wenn ich z.B. jemanden auf der Straße sehe, der in Not ist – dann finde ich es nicht mutig, dort zu helfen. Das ist eigentlich normal, würde ich sagen. Für mich hat Mut in diesem Jahr z.B. bedeutet, für mich selbst Entscheidungen zu fällen, von denen ich wusste, dass sie mit schwierigen oder komplizierten Konsequenzen verbunden sein können.  Wenn ich schon während meines Handelns weiß, dass durchaus eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich damit vorerst scheitere, es aber trotzdem tue, weil ich denke, dass es langfristig sinnvoll ist, dann ist das für mich schon mutig. Mut könnte also bedeuten, nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, sondern sich bewusst für den steinigen Pfad zu entscheiden, weil man hofft, dass am Ende ein nettes Plätzchen mit schönem Ausblick auf einen wartet.

Eine weitere Lektion aus 2010 ist auch, dass manche Dinge einfach länger dauern. Man kann im Leben nichts erzwingen. Natürlich soll und kann man sein bestes geben, um gute Ausgangsvoraussetzungen für einen idealen Handlungsverlauf zu schaffen – aber letztlich ist man immer Teil des Ganzen: Viele Entscheidungen, Prozesse, Taten sind an Personen, Institutionen und gesellschaftliche Vorgaben gebunden. Nur weil ich denke, dass etwas Sinn macht – und meine Wünsche oder Handlungen auch argumentativ untermauern kann – heißt das noch lange nicht, dass andere das genauso sehen. Oder genauso schnell. Oder jemals sehen werden.

Aber das muss ja nicht unbedingt schlimm sein. In der Zeit, in der die anderen noch über Pro und Contra nachdenken, hat man Zeit die Umgebung zu besichtigen, einmal durchzuschnaufen und sich neu zu orientieren. Vielleicht ergibt sich so eine Chance, an die man vorher gar nicht gedacht hätte, aber die nicht minder erstrebenswert ist. Vielleicht. Vielleicht hat man auch einfach ein bisschen Zeit mit nachdenken verbracht, was so schlecht auch nicht ist.

Falls sich der werte Leser gerade fragt, „auf was will sie hinaus?“. Gute Frage! Ich denk gerade noch darüber nach. Aber ich habe ja gelernt, dass ich das jetzt auch noch gar nicht wissen muss! Denn gut‘ Ding will Weile haben. Und da ich jetzt mutig bin, habe ich keine Angst diese Zeit auszusitzen. Ich bin wahnsinnig gespannt auf das neue Jahr. Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass sich da eine Menge für mich verändern wird. Und Veränderung tut auch dem Gewohnheitstier oft ganz schön gut.

Happy Birthday!

Bildquelle: aboutpixel.de / Happy Birthday © Moritz Mehrlein

Unglaublich, aber wahr: Mein Weblog wird nächsten Monat drei Jahre alt. Insgesamt komme ich auf 198 Beiträge in diesen 36 Monaten. Nicht schlecht, würde ich sagen! Dafür, dass ich gar nicht so genau wusste, wo die Reise mit meinem Blog hingeht, bin ich sehr zufrieden. Ich habe es geschafft, das Blog zu MEINEM Blog zu machen. Wer mich kennt, wird mich in meinen einzelnen Beiträgen wiederfinden, vielleicht manchmal schmunzeln oder sich auch direkt angesprochen fühlen (na, wer ist heute dran? 😉 ). Und nein, das ist kein „Knowledge Blog“, so wie ich es in meiner Masterarbeit definiert habe. Hier geht es nicht nur um meine wissenschaftliche oder berufliche Tätigkeit. Ich weiß, dass viele meiner Freunde, die nicht direkt im Wissenschaftsbetrieb sind, meine Blogpostings lesen und so gibt es eine gute Mischung von Alltag und Wissenschaft. Oder: „Wie finde ich Wissenschaft im Alltag?“ und umgekehrt. Ich mag mein Blog! Das hat nichts mit Narzissmus zu tun sondern eher mit der Tatsache, dass viele Gedanken so unglaublich flüchtig sind. Indem ich sie aufschreibe (und zwar so, dass man sich möglichst nicht dafür schämen muss 😉 ) haben sie Bestand. Und wenn ich manchmal zurückblättere und lese, was ich z.B. im Oktober 2007 geschrieben habe, dann muss ich lachen. Oder bin froh, dass ich manche Sachverhalte immer noch ganz genauso sehe. Manche Sachen würde ich jetzt vielleicht anders interpretieren oder niederschreiben, aber insgesamt: alles im grünen Bereich!

Die Top 3 der am meisten aufgerufenen Beiträge in diesen drei Jahren sind übrigens sehr willkürlich:

1. Pink Ribbon (Beitrag von 10/08)

2. Word Clouds erstellen (Beitrag von 01/09)

3. Optimist, Pessimist, Realist (Beitrag von 01/09)

Meine persönliche Top 3 würde anders aussehen. Aber ich habe ja schon mal darüber geschrieben, wie lustig es manchmal ist, meine Blogstatistiken anzugucken.

Ich gehe davon aus, dass ich auch in Zukunft weiterschreiben werde. Und ich hoffe, dass ihr auch weiterhin mitlest! 😉

Ich glaube, mein Schwein pfeift!

Am Samstag war ich auf einer Hochzeit. Die war in zweifacher Hinsicht besonders: Zum einen, weil es eine sehr wichtige Person war, die geheiratet hat, zum anderen, weil es eine Mittelalterhochzeit war. Das Brautpaar hatte einen Wunsch: Alle sollen in mittelalterlicher Gewandung kommen und auf einer Burg standesgemäß Hochzeit feiern. Dieses Ereignis war wunderbar geeignet, um ein bisschen Feldforschung zu betreiben. Die Hochzeitsgesellschaft hat in ihren Kostümen definitiv für Furore gesorgt. Ganze Touristenschwärme haben angehalten und wie wild fotografiert, weil sie wohl dachten, wir gehören irgendwie zum Burginventar. Dabei war es schön zu beobachten, wie die Gruppe sich über die Kleidung sofort als Einheit definierte. Alle geladenen Gäste waren der Aufforderung nach Kostümierung nachgekommen – fast alle. Diejenigen, die es nicht getan hatten, fielen sofort auf und wurden kritisch beäugt und waren irgendwie nicht Teil des Ganzen. Betrachtet man das mal aus einem soziologischen Blickwinkel, ist das eigentlich schon kurios, wie viel Wert auf Kleidung gelegt wird und welche Konsequenzen diese u.U. für die Anerkennung in der Gesellschaft haben kann.

Eine weitere Beobachtung, die ich auf der Hochzeit machen konnte, war die Entstehung und die Verbreitung von Nachrichten. Kurzer Hintergrund: Zum Essen gab es u.a. Spanferkel. Die „aaahs“ und „oohs“ der Gäste beim Anblick der sich drehenden Sau bei der Ankunft auf der Burg ließen ahnen, dass das wohl gut ankommen würde. Irgendwann kam der Vater des Bräutigams zur Braut und zu mir und sagte, dass „es ein Problem gibt“. Das Spanferkel ist gestohlen worden. Entsetztes Gesicht bei der Braut (von mir weniger, aber mir war das Schwein weniger wichtig 😉 ). Dann wurde der Bräutigam benachrichtigt, dem man dabei zusehen konnte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. Plötzlich kam Bewegung in die Masse. Wie ein Lauffeuer sprang die Nachricht der geklauten Hauptspeise von Tisch zu Tisch. Bräutigam und Entourage machten sich auf den Weg, um das Schwein wiederzufinden. Ich habe tatsächlich die Wichtigkeit des Schweines für das Glück der Anwesenden unterschätzt: Wie auf einmal ein Raunen durch den Saal ging und welche Dinge auf einmal erzählt wurden: Ich habe spontan gelernt, dass im Mittelalter immer das Schwein als Gag gestohlen wurde. Das mit der Braut kam erst später. Hätte man doch wissen müssen! Und jetzt ist das Schwein weg. Auch diese  Nachricht war binnen kürzester Zeit an alle Tische getragen. Nachdem bereits fünf Leute mit mir in Verhandlungen über meine vegetarische Hauptspeise getreten waren, kam dann endlich die Erlösung: Alles nur ein Gerücht. Geschickt vom Vater des Bräutigams insziniert, wurde aus einem nie verschwundenen Schwein fast ein Politikum. Wunderbar anzusehen, wie schnell ein Gerücht kursieren kann und welche Ausmaße es innerhalb von 5 Minuten annimmt. Übrigens  wollte sich nach der Auflösung des vermeintlichen Diebstahls keiner mehr finden lassen, der die angebliche Tradition des „Schweinklaus“ im Mittelalter behauptet hatte. 🙂

Fazit: Ein sehr lehrreiches Wochenende, das ich als Burgfräulein verbracht habe. Solche Fotos bekommt man sicherlich kein zweites Mal im Leben! 🙂 Und by the way: Wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, dass ich was gegen Rollenspiele hätte? 😉

Exkurs: Musik

Gerade habe ich Urlaub. Bloggen ist ja auch keine Arbeit für mich, deshalb kann ich guten Gewissens von meinem grandiosen Abend gestern berichten. Schon seit über einem halben Jahr hatte ich Karten für das Michael Bublé Konzert in der Olympiahalle in München. Nun war es endlich soweit. Und das Warten hat sich definitiv gelohnt!!

Bublé betritt die Bühne und es gibt kein Halten mehr. Unglaubliche Stimme, jeder Ton sitzt. Fantastische Musiker, bei denen jeder Paukenschlag dein Herz ein bisschen höher hüpfen lässt. Gemeinsam mit 50.000 Leuten haben wir gestern eine riesige Party in München gefeiert. Die Musik war so unglaublich gut – ich bin total geflashed!! Da merkt man mal, was einen Weltstar ausmacht: Ohne große Showeinlagen, einfach durch pure Energie und merklicher Freude an seinem Tun schafft Michael Bublé dem Zuschauer eine Show der Superlative zu bieten. Zudem beweist er in den Pausen echten Humor, wenn er mit dem Publikum oder auf eigene Kosten scherzt. Als er dann bei der Zugabe noch einmal vor den Vorhang tritt und ohne Mikrofon noch einmal singt und die Halle zum Beben bringt, ist es letztlich um mich geschehen. Wer die Chance hat, noch irgendwie Karten für seine Tour zu bekommen: nicht verpassen! Ein echter Ausnahmekünstler aus Kanada, der mir einen bezaubernden Abend verschafft hat.

Die Vorband war übrigens Naturally 7, die a cappella eine ganze Big Band ersetzt haben. Auch sehr, sehr gut!

Kinder, Kinder…

Ein sehr erfrischender Beitrag war heute von Alex Rühle in der SZ zu finden. Betitelt mit „Die spinnen, die Eltern – Wie Angst und Ehrgeiz die Kindheit auffressen“ konnte man als Leser herrlich einer Schilderung der heutigen Elterngeneration folgen. Dabei wird überspitzt, aber durchaus wahr über die Überprotektivität mancher Mütter und Väter gespottet.

„Es ist schlichtweg nicht zu erklären, wie all diese [Eltern] ihre [eigene] Kindheit überlebt haben: Saßen unangeschnallt auf dem VW-Rücksitz. […] Waren nachmittags unbeaufsichtigt draußen. Auf Spielplätzen ohne angeschlossenes Muttercafé!“ (Rühle, 2010)

Man bekommt den Eindruck, Erziehung und die damit Beauftragten sind in zwei Lager zerfallen: Auf der einen Seite diejenigen, die es mit dem laissez-faire etwas übertreiben und schlussendlich bei der Super Nanny landen und gar nicht verstehen, wie ihnen der Herrgott nur solche Teufelsbraten schicken konnte. Auf der anderen Seiten solche, die schon vor der Niederkunft mindestens 40 Ratgeberbücher zu gesunder Ernährung, Begabtenförderung, sportlicher Aktivität und Intelligenztest ab dem 2. Lebensmonat gelesen haben. Sie fühlen sich vorbereitet und für alle Eventualitäten, die der Alltag mit einem Kind mit sich bringt, gewappnet. Dass der Hang zum Extremismus noch niemals wirklich gut war, wurde in der Geschichte mehrmals bewiesen. Jedem sein Erziehungsstil, aber heutzutage muss man wirklich aufpassen, dass man keiner Mutter (, die sind i.d.R. auffälliger) zu nahe tritt, wenn man unbedacht dem Kleinkind die Waffel von seinem Eis abtreten möchte: „Oh mein Gott, nein!! Da ist doch Z-U-C-K-E-R drin!!“ Pardon, ich vergaß.

Kopfschütteln löst es bei mir aus, wenn ich tatsächlich Eltern sehe, die ihr Kind hundesgleich an der Leine im Stadtpark spazieren führen. In dem erwähnten Beitrag wird auch davon berichtet, welche technischen Gadgets mittlerweile erhältlich sind, um die eigenen Kinder auf Schritt und Tritt zu überwachen. Das geht doch wirklich zu weit.

Auch schön wird die Entwicklung der Eltern zum natürlichen Feind des Lehrers dargestellt: Viele glauben, ihr Kind sei hochbegabt und lassen sich auch von der Bestätigung des Lehrers, dass das Kind eine absolut normale Entwicklung und Intelligenz vorweise, nicht davon überzeugen, den Traum vom eigenen Einstein oder der eigenen Marie Curie aufzugeben. „So unverschämt wie typisch der Starnberger Vater, der einer Lehrerin einen eingeschriebenen Brief schickt, der Fünfer des Sohnes müsse ein Irrtum sein, schließlich käme das Kind aus einer Akademikerfamilie, falls es den Übertritt nicht schaffe, behalte die Familie sich rechtliche Schritte vor.“ (ebd.)

Ich liebe Geschichten von Eltern, die mir über böse Kindergartentanten („immer sind alle gegen Jacqueline-Chantale!“) und ignorante Lehrer berichten. Noch lächle ich still in mich hinein und kann mich köstlich amüsieren. Im Grunde ist es ja zu befürworten, dass man sich für sein Kind einsetzt und es beschützen möchte. Da ich ja auch keine Erziehungsratschläge geben will (wer weiß, sonst landet im meinem Briefkasten noch ein Brief vom Anwalt) kann man doch nur auf die Rückbesinnung der Eltern auf ihre eigene Kindheit hoffen und zumindest mal vorsichtig vorschlagen, dass man Kind doch auch mal Kind sein lässt.

Rühle, Alex (2010). Die spinnen, die Eltern. Wie Angst und Ehrgeiz die Kindheit auffressen. Süddeutsche Zeitung, 82, S. 13.

Auf Palma wars am Schönsten…

Zur Zeit weile ich in Valencia auf der INTED2010. Nachdem ich gestern gemeinsam mit meinem Kollegen Matthias Brandl einen Vortrag im Rahmen des EU-Projekts gehalten habe und auch die Session moderiert habe, habe ich jetzt in der Pause kurz Zeit, um auch ein bisschen über die irrwitzigen Seiten einer Tagungsreise zu berichten. Nachdem ich schon aufgefordert wurde, doch darüber zu bloggen (@Sandra…hier hast Du), will ich das gerne machen. Ich finde ohnehin, dass es mal wieder Zeit ist für einen erheiternden Beitrag in meinem Blog. Für mich wars weniger witzig, aber was man nicht alles tut…

Irgendwie habe ich mit meinen Dienstreisen nicht so Glück. Bereits mehrfach hatte ich erschwerte Bedingungen in Kauf zu nehmen um an den Ort des Geschehens zu kommen. Die Geschichte von letztem Jahr (ich sag nur…die Schweiz…oder wie man dort nicht hinreist) hätte mich warnen sollen. Diesmal dachte ich kann ja nicht viel schief gehen – Valencia ist ja eine große Stadt mit guter Verkehrsanbindung, das wird alles klappen. Also, ab in die Bahn nach München und auf an den Flughafen. Dort angekommen, erwartete uns gleich mal eine Verspätung von zwei Stunden. An sich noch nicht tragisch, uns wurde versichert, dass wir den Anschlussflug in Palma de Mallorca problemlos bekommen würden. Dort gelandet wurden wir an „Margot“ die freundliche Dame vom Bodenpersonal verwiesen, die uns mitteilte, dass wir doch gerne noch Palma besichtigen sollten, vor heute abend würden wir nirgendswohin weiterfliegen und schon erst recht nicht nach Valencia. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben einen Freiflug nach Alicante gewonnen!“ Schlechter Scherz, ich weiß. Auf unsere Nachfrage, wie weit genau Alicante denn von Valencia wäre und wie es dann weiterginge, hieß es: „Ach, das sind doch nur 40km – alles andere klärt sich dann.“ Sechs Stunden, die wir am Flughafen in dem Hot Spot „Cafeteria Parking“ verbracht haben, wurden wir also nach Alicante geflogen (ich erspare mir die Details vom Flug). In Alicante hatte die Hälfte der Fluggäste, die nach Valencia wollten keine Koffer. Diesmal hatten wir Glück. Unser Gepäck war da. Jetzt waren wir aber immer noch nicht in der richtigen Stadt („Wo ist Margot?“), was damit endete, dass wir die 200km (nicht 40km – Margot hatte wohl kein räumliches Vorstellungsvermögen…) mit dem Taxi durch die Nacht gebraust sind. Kostenpunkt für die Airline 238€ (einfacher Weg) – der Taxifahrer hatte die Fahrt seines Lebens. 14 Stunden hat es uns insgesamt also gekostet zur Tagung zu kommen. Übrigens, unter den Mitreisenden waren auch Leute, die zur selben Tagung wollten..heute habe ich sie den dritten Tag mit den gleichen Klamotten gesehen…soviel zum Thema, die Koffer werden sofort nachgeliefert… Und die Moral von der Geschicht‘: Einfache Dienstreisen gibt es nicht.