EDULEARN 2010 in Barca

Ich war mal wieder auf Reisen. Tagungsreise sozusagen. Diesmal ging es nach Barcelona auf die EDULEARN 2010. Es ist eine ziemlich große Tagung, die sich – wie man aus dem Namen fast erschließen kann – den Themen Education und Learning (Technologies) widmet. Diese sehr internationale Konferenz hat wahnsinnig viele Vorträge, so dass man gutes Zeitmanagement beweisen muss, um auch alles, was von Interesse ist, zu hören. Ich habe selbst auch einen Vortrag gehalten. Interactive Whiteboards – A Pilot Project. Wir haben im Rahmen des EU-Projekts ein Sub-Projekt, das wir gemeinsam mit einem Partner von InnoMathEd, nämlich Projekt Bildung Institut, initiiert haben. Das Projekt ist ein Schulversuch, in dem sechs Augsburger Schulen kostenlos mit Interaktiven Whiteboards der Firma SMART Technologies ausgestattet wurden. Die Lehrer wurden im Schuljahr 2009/2010 intensiv betreut – unter anderem gab es regelmäßige Treffen für Workshops, technische Schulungen und Erfahrungs- und Materialaustausch. Genau darum geht es in dem Paper, das ich für die EDULEARN geschrieben habe. Der Vortrag lief sehr gut,  der Raum war vollbesetzt und ich wurde mit interessierten Nachfragen zum Projektverlauf bombardiert. Leider ist die Vortragszeit mit 15 Minuten sehr kurz gehalten, so dass kaum Zeit für eine intensive Diskussion war, aber einige Teilnehmer haben die Chance genutzt, mich nach dem Vortrag vor der Tür abzupassen und mich „auszuquetschen“. 😉

Der Schulversuch hat innerhalb von InnoMathEd einen relativen großen Anteil – zumindest was die Augsburger Beteiligten betrifft. Für mich, die ich meine anderen Projektpartner aufgrund der Entfernungen nur sehr selten sehe und eher per E-Mail etc. mit ihnen kommuniziere, ist der Schulversuch der Anteil meiner Arbeit, wo es am meisten „menschelt“. Ich sehe die Beteiligten relativ regelmäßig und kann über kurze Wege mit den Lehrern und Partnern diskutieren und Ideen entwickeln. Der Schulversuch endet formal mit dem Ende des Schuljahres. Die Lehrer zeigen sich aber in Mehrzahl so begeistert, dass sie gerne die regelmäßigen Treffen beibehalten wollen. Wir unterstützen das gerne! Ich bin deshalb gespannt, wie es weitergeht.

Kreative Methoden gesucht!

In der Forschungswerkstatt in Wien wurde immer wieder der Ruf nach kreativen Methoden in der empirischen Bildungsforschung laut. „Wir müssen kreativer sein!“, schallte es da nicht nur einmal durch die Seminarräume. Klar, Kreativität kann ja nicht schaden (wobei das m.E. aber auch nicht heißt, dass traditionelle Erhebungsverfahren deshalb komplett zu verwerfen sind), aber was ist kreativ in diesem Zusammenhang? Heute morgen habe ich bei der Lektüre der W&V einen Artikel über die Studie „MindSetKids“ gefunden. Die Studie, die von IP Deutschland, Mindshare und Ravensburger in Auftrag gegeben wurde (also natürlich auch ökonomische Interessen verfolgt), zeigt eine interessante Erhebungsmethode auf: Mit Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren wurde eine Tagesablaufstudie durchgeführt. Dabei wurden den Kindern Smartphones gegeben, mit denen innerhalb von 72 Stunden alle 30 Minuten Fragen gestellt wurden. Die Antworten waren im MultipleChoice-Verfahren formuliert und es gab „Sperrzeiten“ (Schule, Schlafen, etc. – wurde individuell im Vorfeld erfragt), in denen keine Kontaktaufnahme von Seiten der Forscher erfolgte. Durchschnittlich nahm jedes Kind so an 37 Interviews teil. Die Fragen konnten auf Wunsch des Kindes auch vorgelesen werden. Die Zielgruppe wurde gefragt, was sie gerade macht, mit wem sie es macht etc. Dabei gab es einige weniger überraschende Ergebnisse, z.B. das das Fernsehen immer noch (Mono-)Medium Nummer 1 ist. Interessant ist die Möglichkeit, zu den jeweils abgefragten Situationen auch gleich ein Foto beizusteuern – per Smartphone natürlich einfach umsetzbar. Wer die Ergebnisse im Einzelnen ansehen will, der kann sich hier und hier ausführliche Informationen holen.

Diese Methode ist aufwändig und durch die Smartphones teuer. Wenn ich da aber beispielsweise an das iPhone-Projekt von Beat Doebeli denke, dann könnte man hier durchaus Synergien nutzen. Die Endgeräte wären zumindest schon vorhanden – vielleicht liesen sich auch weniger kommerziell motivierte Fragen dadurch näher beleuchten.

Um den Kreis zu schließen: Diese Methodik war mir neu und ich fand es ganz kreativ, so einen Ansatz zu wählen. Fraglich ist natürlich schon, inwieweit das forschungsethisch tragbar ist, wenn ein Kind jede halbe Stunde zu seinem Tagesablauf befragt wird. Hier sehe ich die Gefahr der Fixierung auf das Smartphone und eventuell Stresssituation aufkommen. Trotzdem, in Punkto Kreativität zumindest mal ein Ansatz!