The monkeys take over…

…sagt zumindest Andrew Keen in seinem Buch „The Cult of the Amateur. How today’s internet is killing our culture.“

Ich habe das Buch fast komplett gelesen und Andrew Keen ist sauer. Sauer auf die Web 2.0-Welt, sauer auf das Internet und für ihn ist der Computer böse. Was das jetzt mit Affen zu tun hat? Ganz einfach: Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist das „Infinite Monkey Theorem“ – dieses besagt, dass wenn man unendlich viele Affen unendliche lange auf Tastaturen tippen lässt, alle großen Werke der Literatur von ihnen geschrieben werden. Eigentlich können unendlich viele Affen bei unendlich viel Zeit ALLES schaffen was es schon gibt. Und den „user-generated-content“ bzw. die Nutzer, die ihn erschaffen sind für ihn nichts anderes als Affen, die langsam aber sich die Weltherrschaft an sich reißen. Sorry für den Sarkasmus, aber Keen ist durchaus sehr polarisierend in seiner Meinung.

„Say goodbye to today’s expert and cultural gatekeepers […]. In today’s cult of the amateur, the monkeys are running the show.“ (S.9)

Im Web 2.0 sieht er nicht nur einen kulturellen Verfall, in dem die Meinung von Experten von sogenannten Pseudo-Demokratisierungsversuchen durch Amateurmeinungen ersetzt werden. Nein, in seinen Augen ist das Internet auch verantwortlich für den Zusammenbruch der Ökonomie. Da sowieso jeder alles klaut und abschreibt und niemand bereit ist auch nur einen Cent für diverse Dienste zu bezahlen (z.B. Musik) kann es praktisch nur bergab gehen. Die heutige Menschheit ist ein Konglomerat von egoistischen Einzelkämpfern, die darauf aus sind, zu lügen, zu betrügen und anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

„On today’s self-publishing Internet, nobody knows if you’re a dog, a monkey, or the Easter Bunny. That’s because everyone else is too busy ego-casting, too immersed in the Darwinian struggle for mind-share, to listen to anyone else.” (S.34)

Zum Thema Bürgerjournalismus sagt Keen, dass es wohl kaum Sinn machen kann, einem Menschen das Recht zum Schreiben zu geben, der nie eine formale Ausbildung zum Journalisten genossen hat. Tja, leider gibt es (zumindest in Deutschland) überhaupt keinen „perfekten“ Weg um Journalist zu werden. Eigentlich kann sich jeder, der einen Stift halten kann Journalist nennen. Blogs und Citizen Journalism sind in Keens Augen höchst verwerflich. Ich weiß nicht, welche Art von Weblogs Keen so liest, aber ich kenne durchaus einige, denen ich hohe Qualitätsmaßstäbe zuschreibe. Nur weil jemand nicht unter dem Deckmantel eines Verlagshauses publiziert heißt das noch lange nicht, dass das alles Schrott ist.

Ein besonders Anliegen ist dem Autor der Problemfall Pornografie“. Kinder und Jugendliche sowie jeder andere, der das World Wide Web besucht kann garnicht anders als sekündlich mit pornografischen Inhalten überflutet zu werden. Ich sehe durchaus großes Gefahrenpotenzial, wenn Kinder ohne Aufsicht im Internet surfen und auf kritische Inhalte stoßen. Natürlich ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche geschützt werden! Aber Keen übertreibt ein wenig.

Jede seiner Aussagen sind wirklich hochdramatisch dargestellt, man weiß nicht ob man als „Otto-Normal-User“ lachen oder weinen soll. Letztlich hab ich mich tendenziell zum Lachen entschieden, denn noch ist es jedem selbst überlassen, wie er das Internet nutzt. Und das ALLES schlecht ist, was im Internet angeboten wird..nun gut, dazu muss ich wohl nichts sagen.

Am Ende wird Keen dann doch noch handzahm, wenn er seine Lösungsvorschläge vorstellt. Inhalte wie Musik müssen demnach wieder einen Wert erhalten und von den Menschen bezahlt werden, härte Strafen sollen die Leute davon abhalten zu betrügen und lügen. Sein letzter Appell gilt den Eltern, die in seinen Worten „must man the front lines in the battle tot protect children from the evils lurking on the Web 2.0.“ (S. 202) Da kann ich Keen jetzt aber wirklich nicht widersprechen.

Keen, Andrew (2007). The Cult of the Amateur. How today’s internet is killing our culture. New York: Currency.
Nachtrag (10.03.09): Hier ist noch ein Link zum Buch, wo man virtuell ein bisschen blättern kann.

Die Nadel im Heuhaufen

Die Sache mit dem Internet ist manchmal wirklich erschreckend. Natürlich bin ich großer Nutznießer der Vorteile, die das Medium mit sich bringt. Aber gelegentlich muss man sich über Kleinigkeiten schon echt wundern. Am Sonntag hatte ich eine fixe Idee: Ich wollte unbedingt ein bestimmtes Lied hören. Das Problem war, ich hatte eine Melodie im Kopf und wirklich nur Bruchstücke von Text. Aber ich MUSSTE dieses Lied hören und zwar schnell. Meine Versuche Freunde zu fragen scheiterten leider auch (singen wollte ich jetzt auch nicht unbedingt 😉 ). Da ich wie gesagt nur so eine Halbzeile an Text parat hatte, kam ich erst überhaupt nicht auf die Idee Google zu bemühen. Vor lauter Verzweiflung (ich hoffe ihr haltet mich nicht für verrückt, aber wenn ich ein Lied hören will, dann muss ich es eben hören – viva la musica!) habe ich dann „I had a feeling“ (mein gigantisch großer Textbaustein) in die Suchmaschine getippt. Unglaublich aber wahr: Sofort kam das Lied, das ich wollte. Als ich Titel und Interpret sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, aber manchmal ist das eben so. Tracy Chapman – Fast car! Aber erstaulich ist das schon, dass mit diesem winzigen Teil an Information tatsächlich sofort der gewünschte Song auftauchte. Entweder sind schon so viele Leute auf die gleiche Suche gegangen oder ich bin in diesem Punkt einfach nur ein Glückspilz. Wer weiß das schon – der Abend war jedenfalls gerettet. Tatsache ist, dass man sich ruhig auch noch mal wie ein kleines Kind an Weihnachten über die „Wunderwelt Internet“ freuen darf – auch wenn es sicherlich spektakulärere und aufregendere Sachen gibt, die man damit machen kann.

Genderfragen

Über Sandra Schaffert bin ich auf einen witzigen Link gekommen: Anhand einer kleinen Auswertung der Browser-Historie soll man testen können, ob das individuelle Navigieren im Internet tendenziell männlich oder weiblich geprägt ist. Mein Ergebnis:

Likelihood of you being FEMALE is 85%
Likelihood of you being MALE is 15%

Ich bin beruhigt. Auch diese höchstakkurate 😉 Evaluation zeigt eindeutig, dass ich mich total weiblich im Netz bewege.

Freitag der 13.

Es ist wieder soweit: Freitag der 13.! Da einige Leute an Tagen mit dieser Konstellation regelmäßig das Flattern bekommen, finde ich es von einem kulturellen Standpunkt sehr interessant, was die Leute denn dazu bewegt, diesem Datum so viel Relevanz beizumessen.

In Deutschland gibt es ja allerlei Rituale und Bräuche, um das Böse oder das Unglück abzuwenden. Wenig hört man hier jedoch über andere Kulturkreise und wie diese mit Symbolen etc. umgehen. Deshalb möchte ich gerne auf ein Video aufmerksam machen, das von den ZDF Reportern erstellt wurde. Darin berichtet eine Islamwissenschaftlerin und Pädagogin über die Bräuche im Islam bzw. unter Muslimen. Vom bekannten Kaffeesatzlesen bis hin zur „Hand der Fatima“ ist da einiges an Informationen dabei.

Besuch in Brüssel

Von Sonntag bis Dienstag war ich in Brüssel, um an einem Treffen von Projektkoordinatoren teilzunehmen. Für alle, die es bislang noch nicht mitbekommen haben sollten: Seit dem letzten Jahr habe ich eine Stelle an der Uni, in der ich mich der Koordination eines EU-Projekts widme.

Da ich noch nie in Brüssel war, habe ich mich gefreut dorthin zu reisen und mal etwas in den „Apparat EU“ zu gucken. Die EU-Kommission hat eine Exekutivagentur mit der Betreuung von den Projekten beauftragt, weshalb ich die Kommission an sich beim täglichen Gang vom Hotel zur Metro in ihrer vollen Pracht nur von außen bewundern konnte. Die Tagung an sich fand in der Agentur statt (was nicht minder beeindruckend ist). Jedenfalls war es wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung mit Leuten aus 18 Ländern in gefühlten 5 Sprachen gleichzeitig zu kommunizieren. Im Plenarsaal wurde zwar entweder auf Englisch oder Französisch gesprochen (es gab auch Simultanübersetzer in drei Sprachen) aber in den informellen Gesprächen in den Pausen oder beim Essen ging es sprachtechnisch recht heiß zur Sache. Da hab ich mich mit dem Griechen auf Englisch unterhalten, als ein Spanier und Italiener dazu stießen und wir dann munter auf Italienisch weiterredeten. Französisch konnte ich verstehen, hab dann in Deutsch oder Englisch geantwortet. Ganz schon fordernd für mein Sprachzentrum :-)! Hat aber alles wunderbar geklappt und es war interessant einen Einblick in die Vielzahl von europäischen Projekten zu erhalten, die es landauf landab so gibt. Neben dem Austausch ging es natürlich auch viel um Regeln und Bestimmungen. Damit wird bei der EU nicht gespaßt. Die Verwaltung der Projekte wird sehr genau genommen und die Handbücher und Merkblätter sowie die Excel-Tabellen folgen ganz klaren Bestimmungen. Gehört eben auch dazu!

Zu Brüssel an sich kann ich sagen, dass ich es als Tourist nicht unbedingt sehen müsste. Die Stadt ist unglaublich schlecht in Schuss – was ich von der Repräsentanz der EU so ehrlich gesagt nicht erwartet hätte. Schlaglöcher und Stolperfallen sind ausreichend vorhanden und der Sturm und Regen der letzten Tage hat leider auch nicht zum Flanieren eingeladen – abgesehen davon hätte ich auch gar keine Zeit gehabt. Ganz kurz konnte ich mir den „Grand Place“ anschauen. Nett, mehr auch nicht. Manneken Pis – das pinkelnde Wahrzeichen der Stadt – ich hätte es beinahe übersehen. Ich weiß ja nicht, wie groß ihr euch das Menschlein vorstellt, aber in wirklich ist es ca. 20 cm hoch. MINI!!

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Vom Wissen zum Handeln

In Teil 1 und 2 der Serie zum Wissensmanagement in Unternehmen, die eine webgestützte Kommunikation und den Austausch einführen bzw. verbessern wollen, wurden die Basics unter die Lupe genommen: Welche Möglichkeiten bestehen und wie können die Potenziale ausgeschöpft werden. Ganz wichtig dabei auch: Wie kann der Mensch in diese Prozesse sinnvoll integriert werden.

In Teil 3 (der letzte Teil) wird nun eine „Anleitung zum Handeln“ gegeben. Diese kann natürlich nicht wie eine Schablone auf jedes Unternehmen gelegt werden – in der naiven Hoffnung, dann würde es schon klappen mit dem Wissensmanagement. Der Aspekt der Integration in die bestehenden Strukturen wird gut betont und das Thema Kultur in den Vordergrund gestellt. Mir gefällt die Analogie, dass Social Software alleine wie ein Fußballspieler ist: so stark er auch einzeln sein mag – nur im Team ist der Sieg möglich.

Es wird vorgeschlagen, beim Unterfangen Wissensmanagement 2.0 in alle Bereiche des Unternehmens, das heißt vom Betriebsrat zur Unternehmensleitung, einzubeziehen. Ich versuche mich mal an einer (vielleicht etwas weit hergeholten) Analogie, die mir gerade durch den Kopf geht: Geht es um große Wettkämpfe im Sport, die auf internationaler Ebene ausgetragen werden, so werden die besten Spieler eines Landes zusammengetrommelt und in der Nationalmannschaft unter anderer Führung (a.k.a. Jogi Löw) in kurzer Zeit zu Zusammenhalt, Teamgeist und Innovation getrimmt (ich gehe natürlich vom Optimalfall aus). Zur Integration von Wissensmanagement lässt sich daraus ableiten, dass die Kultur, die der Einzelne in seinem Heimatteam verinnerlicht hat, durchaus offen ist für neuen Input und Anpassung an neue Strukturen. Wie sonst lässt sich erklären, dass einzelne Spieler von sehr unterschiedlichen Mannschaften im Nationalteam zu Höchstleistungen wachsen können. Natürlich passiert so etwas nicht über Nacht, aber zumindest die prinzipielle Möglichkeit besteht. In der Slideshow heißt es „Kultur vorleben“ und nicht „verändern“.

Der explizite Hinweis daruf, dass die Führungskraft wichtige Impulse für die Zusammenarbeit und die Öffnung für neue Ideen gibt, finde ich wichtig. Ein guter Chef motiviert und gibt Anleitung – ohne dabei wie ein Feldwebel durch die Organisation zu schreiten. Auch hier hat man schon Wunder im Fußball erlebt…oder Katastrophen 🙂 .

Was ich noch betonen möchte, sind die einzelnen Slideshows: Die grafische Aufbereitung finde ich wirklich sehr eingängig und gut gelungen. Wer sich für eine gute Bild/Text-Kombi in der Erstellung von Präsentationen interessiert, der kann sich hier den ein oder anderen Tipp holen.

Augsburg rocks oder: D-ELINA

Gespannt warteten gestern so einige Leute auf die Entscheidung, wer den D-ELINA, den Deutschen E-Learning-Innovations- und Nachwuchs-Award gewonnen hat. Nomiert war nämlich u.a. das Begleitstudium Problemlösekompetenz des Studiengangs Medien und Kommunikation der Uni Augsburg.

Die Freude war riesig, als feststand, dass der Preis an das Begleitstudium geht. Informiert wurde ich übrigens per Skype, wo man binnen Sekunden beobachten konnte, wie die Mannschaft des imbs und deren Freunde und Kollegen den jeweiligen Status auf irgendwas mit „Jubel“, „Yeah“, „Sieg“ oder „Augsburg rocks“ änderte.