Kreative Methoden gesucht!

In der Forschungswerkstatt in Wien wurde immer wieder der Ruf nach kreativen Methoden in der empirischen Bildungsforschung laut. „Wir müssen kreativer sein!“, schallte es da nicht nur einmal durch die Seminarräume. Klar, Kreativität kann ja nicht schaden (wobei das m.E. aber auch nicht heißt, dass traditionelle Erhebungsverfahren deshalb komplett zu verwerfen sind), aber was ist kreativ in diesem Zusammenhang? Heute morgen habe ich bei der Lektüre der W&V einen Artikel über die Studie „MindSetKids“ gefunden. Die Studie, die von IP Deutschland, Mindshare und Ravensburger in Auftrag gegeben wurde (also natürlich auch ökonomische Interessen verfolgt), zeigt eine interessante Erhebungsmethode auf: Mit Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren wurde eine Tagesablaufstudie durchgeführt. Dabei wurden den Kindern Smartphones gegeben, mit denen innerhalb von 72 Stunden alle 30 Minuten Fragen gestellt wurden. Die Antworten waren im MultipleChoice-Verfahren formuliert und es gab „Sperrzeiten“ (Schule, Schlafen, etc. – wurde individuell im Vorfeld erfragt), in denen keine Kontaktaufnahme von Seiten der Forscher erfolgte. Durchschnittlich nahm jedes Kind so an 37 Interviews teil. Die Fragen konnten auf Wunsch des Kindes auch vorgelesen werden. Die Zielgruppe wurde gefragt, was sie gerade macht, mit wem sie es macht etc. Dabei gab es einige weniger überraschende Ergebnisse, z.B. das das Fernsehen immer noch (Mono-)Medium Nummer 1 ist. Interessant ist die Möglichkeit, zu den jeweils abgefragten Situationen auch gleich ein Foto beizusteuern – per Smartphone natürlich einfach umsetzbar. Wer die Ergebnisse im Einzelnen ansehen will, der kann sich hier und hier ausführliche Informationen holen.

Diese Methode ist aufwändig und durch die Smartphones teuer. Wenn ich da aber beispielsweise an das iPhone-Projekt von Beat Doebeli denke, dann könnte man hier durchaus Synergien nutzen. Die Endgeräte wären zumindest schon vorhanden – vielleicht liesen sich auch weniger kommerziell motivierte Fragen dadurch näher beleuchten.

Um den Kreis zu schließen: Diese Methodik war mir neu und ich fand es ganz kreativ, so einen Ansatz zu wählen. Fraglich ist natürlich schon, inwieweit das forschungsethisch tragbar ist, wenn ein Kind jede halbe Stunde zu seinem Tagesablauf befragt wird. Hier sehe ich die Gefahr der Fixierung auf das Smartphone und eventuell Stresssituation aufkommen. Trotzdem, in Punkto Kreativität zumindest mal ein Ansatz!

Ein Kommentar zu “Kreative Methoden gesucht!

  1. Christian sagt:

    Ich kann mir auch interessante Anwendungsformen bei Studierenden etc. vorstellen. Gerade auch zu dem Bereich mit dem ich mich beschäftige, dem emotionalen Erleben. So ließe sich das Erleben über den Studientag verteilt nachvollziehen. Eine hübsche Idee.

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