Bildungsforschung 2.0 – Anspruch und Wirklichkeit

Unter diesem Motto werde ich gemeinsam mit Mandy, Silvia, Tobi und Alex auf dem Educamp in Hamburg (5./6.Februar) eine Session anbieten. Bereits in der Forschungswerkstatt in Wien (die wir alle – außer Alex – gemeinsam besucht hatten) kam der Gedanke auf, die dort besprochenen Ideen noch weiter zu diskutieren und das Thema nicht  so einfach ziehen zu lassen. Unser Konzept in aller Kürze:

In diesem Workshop wollen wir Zukunftsszenarien einer innovativen, forschungsorientierten Bildungswissenschaft entwickeln. Dabei fragen wir kritisch: Wodurch zeichnet sich eine Bildungswissenschaft 2.0 aus? Wie können wir praxisrelevante und gleichzeitig wissenschaftlich hochwertige Forschung betreiben? Und: Welche Kompetenzen müssen junge Nachwuchsforscher mitbringen bzw. entwickeln, um eine solche Forschung zu betreiben?

Gemeinsam mit den Teilnehmern wollen eine Art Forschungslandkarte erstellen, die in einem ersten Schritt den aktuellen Stand der Bildungsforschung abbildet um dann im nächsten Schritt verschiedene Zukunftsszenarien zu entwickeln. Die ausführliche Beschreibung unseres Konzepts findet sich hier.

Wir würden uns freuen, wenn wir auf zahlreiche Interessenten und Teilnehmer stoßen, die mit uns an Anspruch und Wirklichkeit der Bildungsforschung 2.0 arbeiten! Wir sehen uns in Hamburg!

Dossier: E-Learning aus Sicht der Studierenden

Die Fachhochschule Zürich hat ein Dossier zum Thema E-Learning aus Sicht der Studierenden herausgegeben. Dabei kommen u.a. Gabi Reinmann, Rolf Schulmeister und Matthias Rohs zu Wort. Auf den ersten Blick ist das eine abwechslungsreiche Zusammenstellung, die von Interviews bis hin zu Berichten aus der Praxis reicht. Im Fokus stehen dabei, wie der Titel bereits impliziert, die Studierenden. Sie sind es schließlich, für die all die neuen Konzepte und Ideen gesucht werden. Das Dossier gibt es hier zum Download. Ich denke, das ist ein guter Lesetipp für die Feiertage. 🙂

Kreative Methoden gesucht!

In der Forschungswerkstatt in Wien wurde immer wieder der Ruf nach kreativen Methoden in der empirischen Bildungsforschung laut. „Wir müssen kreativer sein!“, schallte es da nicht nur einmal durch die Seminarräume. Klar, Kreativität kann ja nicht schaden (wobei das m.E. aber auch nicht heißt, dass traditionelle Erhebungsverfahren deshalb komplett zu verwerfen sind), aber was ist kreativ in diesem Zusammenhang? Heute morgen habe ich bei der Lektüre der W&V einen Artikel über die Studie „MindSetKids“ gefunden. Die Studie, die von IP Deutschland, Mindshare und Ravensburger in Auftrag gegeben wurde (also natürlich auch ökonomische Interessen verfolgt), zeigt eine interessante Erhebungsmethode auf: Mit Kindern im Alter von acht bis 13 Jahren wurde eine Tagesablaufstudie durchgeführt. Dabei wurden den Kindern Smartphones gegeben, mit denen innerhalb von 72 Stunden alle 30 Minuten Fragen gestellt wurden. Die Antworten waren im MultipleChoice-Verfahren formuliert und es gab „Sperrzeiten“ (Schule, Schlafen, etc. – wurde individuell im Vorfeld erfragt), in denen keine Kontaktaufnahme von Seiten der Forscher erfolgte. Durchschnittlich nahm jedes Kind so an 37 Interviews teil. Die Fragen konnten auf Wunsch des Kindes auch vorgelesen werden. Die Zielgruppe wurde gefragt, was sie gerade macht, mit wem sie es macht etc. Dabei gab es einige weniger überraschende Ergebnisse, z.B. das das Fernsehen immer noch (Mono-)Medium Nummer 1 ist. Interessant ist die Möglichkeit, zu den jeweils abgefragten Situationen auch gleich ein Foto beizusteuern – per Smartphone natürlich einfach umsetzbar. Wer die Ergebnisse im Einzelnen ansehen will, der kann sich hier und hier ausführliche Informationen holen.

Diese Methode ist aufwändig und durch die Smartphones teuer. Wenn ich da aber beispielsweise an das iPhone-Projekt von Beat Doebeli denke, dann könnte man hier durchaus Synergien nutzen. Die Endgeräte wären zumindest schon vorhanden – vielleicht liesen sich auch weniger kommerziell motivierte Fragen dadurch näher beleuchten.

Um den Kreis zu schließen: Diese Methodik war mir neu und ich fand es ganz kreativ, so einen Ansatz zu wählen. Fraglich ist natürlich schon, inwieweit das forschungsethisch tragbar ist, wenn ein Kind jede halbe Stunde zu seinem Tagesablauf befragt wird. Hier sehe ich die Gefahr der Fixierung auf das Smartphone und eventuell Stresssituation aufkommen. Trotzdem, in Punkto Kreativität zumindest mal ein Ansatz!

Forschungswerkstatt Wien

In der letzten Woche habe ich ein paar Tage in Wien verbracht, um dort an der 2. Forschungswerkstatt teilzunehmen. Geladen hatte Peter Baumgartner von der Donau-Universität Krems (DUK), der gemeinsam mit Gabi (Reinmann) zwei Tage zur empirischen Bildungsforschung organisiert hatte. Gabi wurde leider kurzfristig krank, so dass die Werkstatt ohne sie stattfinden musste, trotzdem haben wir intensiv diskutiert und getüftelt. Insgesamt war es eine überschaubare Runde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, in der man Gelegenheit hatte mit (fast) jedem ausführlich zu sprechen und sich fachlich auszutauschen.

Tag 1: Aufgeteilt in Kleingruppen, sollten wir eigentlich am ersten Tag eine Art „Forschungslandschaft“ erstellen. Ergebnis sollte eine Concept Map aus dem Input der verschiedenen Gruppen sein. In meiner Gruppe wurde viel über das Problem des quasi-experimentellen Untersuchungsdesigns in den Bildungswissenschaften diskutiert. Gerade Prof. Baumgartner kritisierte die übliche vergleichende Vorgehensweise in der Wissenschaft. Es stellte sich durchaus die Frage, welche Berechtigung das Experiment in der Forschung hat und wie bzw. ob es im Bereich der Bildungsforschung zum Einsatz kommen sollte. Irgendwann bewegte sich unsere Diskussion in solchen Sphären, dass leider keine materialisierte Forschungslandschaft dabei herauskam. Zu unserer Beruhigung hatten auch die anderen Gruppen etwas abstrakter diskutiert und lediglich Mandys Gruppe konnte eine C-Map vorweisen (sie berichtet hier).

Tag 2: Laut eigentlichem Plan war hier ein Rollenspiel geplant. Da hier eindeutig Gabis Handschrift zu erkennen ist, hat Peter Baumgartner, der sich da nicht so ganz zuhause fühlte, kurzerhand entschlossen, diesen Teil zu streichen. Zwischenzeitlich sah es zwar so aus, als würde er DOCH darauf pochen, aber nein, es gab kein Rollenspiel. 🙂 Stattdessen haben wir an einem praktischen Beispiel, das aktuell bei der DUK auf dem Tisch liegt, gearbeitet. In neu besetzten Gruppen ging es darum eine „sinnvolle“ wissenschaftliche Begleitung für die Einführung von Netbooks an österreichischen Schulen zu designen. Jede Gruppe hat einen anderen Ansatz gewählt, wie sich in der Zusammenführung der Ideen zeigte. Dabei wurden entweder sehr konkrete Vorgehensweisen vorgestellt oder eher Lösungen im Sinne eines Baukastensystems präsentiert.

Was am Ende offen blieb ist ein konkretes Ergebnis. Was genau ist jetzt also zu tun in der empirischen Bildungsforschung? Im Grunde war klar, dass man diese Frage nicht innerhalb von zwei Tagen abschließend klären kann. Eine Weiterführung der Gedanken ist auf jeden Fall geplant, vielleicht schon in näherer Zukunft. Das Thema ließ uns „Augsburger“ (zwar nicht im geografischen Sinne, aber es war unser verbindendes Element) auch nicht auf dem Weg zum Flughafen los. Wir werden sehen, wie es weitergeht.

Insgesamt war es eine sehr angenehme Runde mit interessanten Leuten, die ich in dieser Konstellation und in dieser Intensität sicher auf keiner „Massentagung“ kennengelernt hätte. Es war spannend und lehrreich, die beiden Tage dabei zu sein und deshalb noch einmal herzlichen Dank für die Einladung und den regen Austausch!

Ja ja…

… das ist schon eine peinliche Sache: Die Stadt Augsburg hat beschlossen, einen Blogger abzumahnen, der sich die Domain augsburgr.de gesichert hat. Der kostspielige Brief vom Anwalt (Forderung: 18oo Euro) kam allerdings nicht, nachdem sich der 25-Jährige auf seinem Blog in sträflicher Weise über seine Heimatstadt geäußert hatte. Nein. Hier in Augsburg ist man immer einen Schritt voraus. Aufgrund einer Anfrage des Bloggers, der (in weiser Voraussicht) bei der Stadt Augsburg angefragt hatte, ob es denn i.O. gehe, wenn er die Domain verwende, kam gleich mal ein Schreiben mit der Abmahnung ins Haus geflattert. Gratulation Augsburg! Unserem Ruf, die grantigste Stadt Deutschlands zu sein, werden wir damit jedenfalls mehr als gerecht. Nicht nur, dass wir über die Stadtgrenzen für so genannte Döner-Verbote und sonstigen Irrsinn bekannt sind, nein, jetzt dürfen wir uns auch noch in der Blogosphäre vorführen lassen. Herzlichen Glückwunsch. Hier wohnt man gern! Für alle Liebhaber: Im Provinzblog wurde auch schon berichtet.

Erfahrungsbericht bei e-teaching.org

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Bei e-teaching.org läuft seit ein paar Wochen ein Special zum Thema „E-Learning – die Sicht der Studierenden“. Gemeinsam mit Christian habe ich einen Erfahrungsbericht zu unserem Projekt KaffeePod geschrieben. Ziel war es, die verschiedenen Perspektiven, die wir im Projekt haben, d.h. die der Studierenden und die der Dozierenden, deutlich zu machen. Seit gestern ist der Bericht online und kann hier gelesen werden. Auch Gabi hat sich schon ihre Gedanken zum E-Learning-Special gemacht. Ihren Beitrag dazu gibt es hier.

Stichwort: Berufsorientierung

Mit dem KaffeePod verfolgen wir u.a. das Ziel Berufswegsorientierung für die Nutzer zu liefern. Aus meiner Sicht ist es wichtig und richtig, informierte Entscheidungen über die möglichen Zukunftswege zu fällen. Dabei gilt allerdings in meinen Augen auch, dass es für alles den richtigen Zeitpunkt gibt. Wann sich jemand für ein Studium oder einen Beruf entscheidet ist abhängig vom Alter, von der Schulform (im Gynasium kann ich mir evtl. etwas länger Zeit lassen als auf der Hauptschule) und vielen anderen Faktoren. Jetzt bin ich über den e-learning-Blog auf ein interessantes Video über eine Notebook-Klasse gestoßen.

Hatten wir ja alles schon…ich weiß. Ein bisschen schockiert war ich aber, dass da 5. Klässler argumentieren, die Nutzung des Computers würde sie dann auch im beruflichen Leben weiterbringen, weil sie dann schon vorbereitet sein etc. Moment mal… 5. Klasse! Wie alt sind die da? Zehn oder elf? Wenn ich mal zurückdenke, habe ich in diesem Alter wirklich andere Sorgen gehabt, als mir über tatsächliche Folgen meines schulischen Lernens auf meinen möglichen Berufsalltag zu machen. Und: Ich find das auch gar nicht schlimm! Der Beruf/das Studium kam früh genug. Ich habe mich rechtzeitig schlau gemacht, was ich machen kann bzw. machen will und dann hat das schon geklappt. Natürlich brauchen einige hier mehr Unterstützung und die sollen sie ja auch durch Projekte wie den KaffeePod oder andere Stellen erhalten. Nur, dass Schüler anscheinend schon dermaßen früh eingetrichtert bekommen, dass sie später im Büro eine leichte Kugel schieben, weil sie im Unterricht mit dem PC gearbeitet haben..puh..da wird mir schon etwas mulmig. Klassischer Fall von Ökonimisierung der Bildung würde ich sagen. Welcher Stellenwert wird dem tatsächlichen Lernen (fürs Leben) eingeräumt? Ist es nur noch wichtig, dass ich effizient und effektiv in der Wirtschaft funktioniere?

GMW09: Last but not least…

… möchte ich neben allen anderen, die das bereits in reflektierter, unterhaltsamer und gewohnt ausführlicher Art gemacht haben, ein kurzes Resümee über die GMW09 ziehen.

Für mich war es die erste GMW-Tagung – viele andere hatten mir schon über den Charakter eines Klassentreffens berichtet, in der sich die Community jährlich trifft. Diesen Eindruck kann ich von meiner Seite nur bestätigen. Man kennt sich auf der GMW – oder man lernt sich kennen. Ich fand es schön, dass ich z.B. Joachim Wedekind und Christian Spannagel, die ich während dem Schreiben meiner Masterarbeit virtuell kennengelernt hatte, auch mal persönlich treffen konnte.

Mein persönliches Highlight war natürlich der Vortrag zum KaffeePod: Der Raum war sehr gut besucht und auch die Nachfragen, Diskussionen und Kommentare am Ende zeugten von Interesse an dem Projekt. Als ich nach der Session dann erfuhr, dass wohl im Vortrag so etwas wie „KaffeePod scheint eine gute Sache zu sein“ über Twitter lief, hab ich auch diesem Medium ein bisschen mehr Sympathie zukommen lassen können. 😉 (Insgesamt bestimmte auch Twitter die GMW. Tatsächlich haben wohl nur wenige sehr viel getwittert, aber die Diskussion wurde dadurch auf jeden Fall am Laufen gehalten.) Die komplette Session widmete sich audiovisuellen Medien in der Lehre und Gabis Vortrag, der bald nach uns kam sorgte für Furore im Saal. Gut, dass mein Sitzplatz bereits gesichert war, sonst wäre es knapp geworden.

Die beste Keynote hielt m.E. Wolfgang Coy, der trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten (, die er mit einem Augenzwinkern kommentierte) einen gut aufbereiteten Vortrag zu Wikipedia und die historische Entwicklung dorthin hielt.

Das imb Augsburg bekam dann am Mittwoch den Publikumspreis des Medida-Prix verliehen. Der Festakt fand im Botanischen Garten in Berlin statt. Eine sehr schöne Location für die Verleihung, die von einer, ja, man kann sagen, extrem unterhaltsamen Andrea Thilo moderiert wurde. Da wurde vor lauter Aufregung schon die ein oder andere Krawatte noch auf dem Weg zur Bühne gebunden oder eine Laudatio vergessen. Der Ausklang war bestimmt von regen Diskussionen über die Entscheidungen zu den Gewinnern aus Bremen und Zürich, die sich mit ihren Projekten das Preisgeld von 100.000 Euro (gestiftet vom BMBF) teilen.

Fazit: Gute Stimmung, gute Organisation und interessante Sessions. Ich bin zufrieden. 🙂

www.kaffeepod.de

Die Website zum Projekt KaffeePod ist fertig. Pünktlich zur GMW09 wurde die Seite gelauncht, und die beiden ersten Podcasts stehen bereits zum Anhören und Download zur Verfügung.

Wir haben uns entschieden zum Start gleich zwei Folgen online zu stellen. Zum einen möchten wir damit dem Durst nach dem KaffeePod, der uns in der letzten Zeit verstärkt aufgefallen ist, stillen. Zum anderen zeigt sich so schnell die Verschiedenheit der einzelnen Folgen. Aus früheren Erfahrungen mit Hörspielprojekten haben wir mitgenommen, dass man in Sachen Nachhaltigkeit und Kontinuität an der Universität oftmals an seine Grenzen stößt, wenn man Projekte sehr stark an bestimmte Personen knüpft. Mögen diese noch so sehr mit Herzblut an dem Vorhaben arbeiten – die natürliche Entwicklung ist einfach, dass Studierende irgendwann die Universität verlassen und neue Wege (und neue Projekte) gehen. Insofern war es erklärtes Ziel zwar Konstanten (z.B. in Form des zentralen Ortes, der Cafeteria) einzusetzen, aber von Beginn an Strukturen zu schaffen, die eine längerfristige Auslegung des Konzepts ermöglichen.

Die beiden Folgen zeigen, dass zwei unterschiedliche Gruppen im großen Kontext des universitären Lebens sehr verschiedene Wege gehen können. Ein KaffeePod zeigt auf, welche Möglichkeiten für Studierende mit Kind bestehen. Dabei werden sehr anschaulich die unterschiedlichen Etappen von Schwangerschaft über Kinderkrippe bis zum Kindergarten aufgezeigt. Die zweite Gruppe hat sich mit dem Thema „Lernen und Lehren“ auseinandergesetzt. Besonders im Hinblick auf die Erstsemester, die in den nächsten Wochen die Uni das erste Mal erstürmen, halte ich das für eine wichtige zusätzliche Informationsquelle um wichtige Fragen über Veranstaltungen, Prüfungen etc. zu klären.

Zusätzlich haben wir gestern die Nachricht erhalten, dass der KaffeePod für ausländische Studierende (eine Erweiterung der Ursprungsidee mit einem mehrsprachigen KaffeePod) beim Wettbewerb Generation-D in die nächste Runde gekommen ist und sich nun zu den 20 Finalisten zählen darf. 🙂 Ich bin ehrlich begeistert über den Zuspruch und die Offenheit, die der KaffeePod erfährt! Wie bereits geschrieben, geht es uns darum nachhaltige Strukturen zu schaffen. Bislang sieht es so aus, als würde uns das sehr gut gelingen. Trotz aller Euphorie versuchen wir natürlich auch ein selbstkritisches Auge auf uns zu werfen, so dass auch eine kontinuierliche Verbesserung der Ausgangsidee stattfindet.Wir sind deshalb gespannt auf die Diskussion zu unserem Vortrag am Dienstag.