Ein Jahr Blogging

Kaum zu glauben, oder? Seit einem Jahr führe ich dieses Weblog und habe dabei 85 Beiträge (das hier wird der 86ste) geschrieben. Dabei gehöre ich sicherlich nicht zu den Hardcore-Bloggern, die minütiös ihr Leben in einem Weblog aufbereiten, aber mehr als einen Beitrag pro Woche habe ich nach Adam Riese dann wohl doch geschrieben.

Mit dem Bloggen ist es schon so eine Sache: Am Anfang geht man da ziemlich blauäugig ran und versucht erst einmal so das Feld zu erkunden, auf dem man sich hier bewegt. Irgendwann merkt man, welche Art von Beiträgen besser ankommen (also einmal qualitativ – anhand des Feedbacks oder der Kommentare und einmal quantitativ – im Sinne der Klickzahlen). Es ist zwar eine interessante Erkenntnis, dass Beiträge über Tim Mälzer über Monate die Leute bei Laune halten können – letztlich hat es aber keinen Einfluss auf meinen einzelnen Beitrag. Ich blogge – ganz im Sinne der Autonomie – über was ich will und auch nur, wenn ich mich danach fühle. Manche Sachen muss man nicht mit jedem teilen, manche Sachen WILL man aber mit möglichst vielen teilen.

In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Phänomen des Bloggens ja noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive beschäftigt und das hat meine Ansichten bzw. Praktik des Bloggens wahrscheinlich schon auch verändert. Es fiel mir schwer, nicht jeden Beitrag, den ich selbst erstellt habe, zu klassifizieren. „AHA! Ein hochgradig reflektiver Beitrag“ oder „Eindeutig zu Dokumentationszwecken.“ Deshalb gab es in der heißen Phase auch eher weniger Beiträge von mir selbst. Wenn man sich ausschließlich mit Blogs und der Blogosphäre beschäftigt, dann braucht es auch mal ein wenig Abstand.

Nun ja, jetzt blogge ich also seit einem Jahr und habe nicht vor, es in nächster Zeit wieder aufzugeben. Wer sich also an meinen Blog gewöhnt hat, der kann sich freuen. Alle anderen sollten es wie Peter Lustig halten: ausschalten.

6 Kommentare zu “Ein Jahr Blogging

  1. Frank Vohle sagt:

    Angenehm frei du bist.

  2. taragramm sagt:

    Hallo Frank,

    wie meinst du das denn? 🙂

    Viele Grüße,
    Tamara

  3. Frank Vohle sagt:

    Also: ich habe gerade bei Alex im blog einen kurzen Kommentar losgelassen, der Alex fragt, warum er sein Nichtbloggen rechtfertigt, was ja ansich sehr aufmerksam von ihm ist, anders aber auch auf den Sachverhalt hinweißt, dass jeder Blogger Selbsterwartungen aufbaut (…das man seine Leserschaft nicht enttäuscht)

    So …und in diesem Zusammenhang, quasi in unmittelbarer Folge lese ich deinen Standpunkt:… „Ich blogge – ganz im Sinne der Autonomie – über was ich will und auch nur, wenn ich mich danach fühle.“

    Vor dem Hintergrund der Autonomiediskussion finde ich beide Beiträge für sich genommen interessant: a) das es überhaupt zu solchen (unterschiedlichen) Selbsterwartungen kommt und die daran anschließende Frage, ob es so etwas wie Partial- oder Bereichsautonomien gibt, denn Alex ist ja def. ein autonomer Charakter. Wovon reden wir also, wenn wir sagen: „man ist autonom im Kontext des bloggens?“. Ist diese sog,. Autonomie nicht viel mehr ein Gradmesser dafür, wie gleichgültig (rutscht mir den Buckel runter) mir die Wirkungen meiner Blogbeiträge im sozialen Raum sind? Und warum mache ich diese Beiträge dann öffentlich, ist das nicht widersprüchlich? Und: ist das eine generell Eigenschaft – das meinte ich mit Bereichsautonomien – oder ist das Konstrukt der Autonomie kontextabhängig, kann also von Bereich zu Bereich variiren?

    So…du wolltest wissen ws ich mit meinem Satz gemeint habe? „Angenehm frei bist du“ ist Joda-deutsch, also dieser kleine Mann aus Krieg der Sterne. Es soll sagen, dass eine solche Haltung wie du sie vertrittst auf eine innere Freiheit schließen läßt – das wäre im klassischen Sinne autonom – und eben das erzeugt beim Leser des Blogs – also bei mir – ein gutes Gefühl.

    Soweit mal 😉

  4. taragramm sagt:

    Dass es eine Anspielung auf Master Joda war, hab ich verstanden – zu viele doppelte Trilogie-Videoabende liege da hinter mir, als dass ich das nicht erkennen würde ;-). Aber auch Master Joda spricht ja manchmal in Rätseln und deshalb wollte ich nochmals nachfragen, was genau du meinst.

    Ich hätte deine Antwort aus dem Bauch heraus jetzt auch so interpretiert, insofern ist das gut.

    Die Fragen, die du aufwirfst sind interessant und ich gebe dir recht, es ist natürlich schwierig „die“ Autonomie im Kontext des Bloggens zu bennenen. Während meiner Gespräche mit Experten und auch allgemein während des Forschungsprozesses kam mir das des Öfteren unter, dass jemand sagte, er fühle sich seinen Lesern in irgendeiner Form schon auch verpflichtet – das ist wohl, was Alex meint. Ich persönlich habe den Eindruck, dass diese Selbstverpflichtung stark vom Individuum abhängt und weniger mit dem Bloggen an sich bzw. einem realen Druck von außen. Alex ist ja per se ein sehr zuverlässiger Typ Mensch und wenn er nun seinen Blog auch in einer Form als „Arbeit“ oder Teil seiner Tätigkeit definiert, dann kann diese Konstellation, dass man niemanden enttäuschen will, vielleicht zustande kommen. (Da müsste er sich aber selbst äußern 😉 )

    Ich genieße die Freiheit kein Knowledge Blog zu führen (ich werde immer wieder danach gefragt) – das hier ist ein Weblog, in dem total unterschiedliche Beiträge zu finden sind – von eher wissenschaftlichen Beiträgen, bis sozialkritischen Anmerkungen bis hin zum eher tagebuchorientierten Erlebnisberichten. Bereits durch diese Offenheit der Beiträge schaffe ich mir selbst die Autonomie, die dieses Blog am Leben erhält. Denn so merke ich manchmal, dass ich auf ein Problem oder ein Thema stoße, welches meine Schreiblust weckt und deshalb im Blog verewigt wird.

    🙂

  5. Alex sagt:

    Hallo Tamara (und hallo Frank),
    da stoßt ihr bei mir auf offene Ohren (zumal ich direkt angesprochen bin) – dieser Punkt der Selbsterwartung ergibt für mich in Verbindung mit der Autonomie so eine Art Spannungsverhältnis.
    Sicherlich bin ich frei/autonom genug, um mich eben nicht zu zwingen, diffusen (Selbst-)Ansprüchen unreflektiert zu genügen. Denn obwohl ich regelmäßig darüber nachdenke und es bedauere, meinen Blog nicht mehr zu aktualisieren, gelange ich trotzdem zu dem Schluss, dass dies aktuell trotzdem nicht ausreichend persönliche Relevanz besitzt (es für mich also keine Priorität hat) – auch wenn das nicht ohne „Bauchschmerzen“ geht 😉
    So richtig zu Ende gedacht habe ich aber noch nicht, ob ich mit meinem Blog nun eine Absicht verfolge. Gestartet bin ich ja deshalb, da ich neugierig war, ich gerne andere Blogs lese und es einfach selbst ausprobieren wollte. Alles in allem hat es sehr viel Spaß gemacht (weshalb ich schon vorhabe, weiterhin zu bloggen). Nach und nach habe ich es dann auch als Teil meiner Arbeit verstanden, wie Tamara richtigerweise feststellt.

    Momentan steht für mich nur fest: Das Bloggen muss Spaß machen und mir irgendeine Art von „persönlichem Gewinn“ verschaffen (wozu Spaß übrigens schon zählt) . Die Festellung, dass es kein Knowledgeblog ist, übernehme ich gerne von Tamara – diese explizite Abgrenzung habe ich bisher nicht gemacht, auch wenn ich es de facto schon so praktiziert habe.

    Soweit mal eine erste (und „spontane“) Reaktion auf eure Diskussion…
    Liebe Grüße,
    Alex

  6. […] in allem hat es mich gefreut, dass an zwei Stellen über meine Blog-Pause diskutiert wurde (hier und hier), wodurch ich umso mehr ermutigt wurde, nicht nur weiterzumachen (was ich sowieso […]

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